postoperative Infektion nach vers. RQW

  • Hallo liebe Forumteilnehmer,

    ich benötige ihre Meinung!!
    Wie kann man eine postoperative infektion nach chirurgisch versorgter Rißquetschwunde am spezifischten kodieren?
    Die T-Kodes sollen ja möglichst vermieden werden.
    Unsere Chirurgen haben die L08.8 sonstige näher bezeichnete lokale Infektionen der Haut und der Unterhaut kodiert. Eine nähere spezifische Beschreibung des Befundes liegt nicht vor.
    Die T81.4 Infektion nach einem Eingriff, anderenorts nicht klassifiziert steht noch zur Diskussion.
    Was wäre in ihren Augen spezifischer? :a_augenruppel:

    Im Op-Bericht wird der Sachverhalt wie folgt beschrieben:

    [c=blue]Der Patient hatte sich vor längerer Zeit eine Rißquetschwunde im Bereich des linken Kniegelenkes zugezogen. Erstversorgung auswärtig dann hier nochmals stationäre Kontrolle , dabei konservatives Vorgehen. Jetzt war es zu einer anhaltenden, mehr serösen Sekretion gekommen.Zusätzlich Verhärtung im proximalen dorsalen Anteil der Wunde, somit Indikation zur erneuten operativen Revision.

    Nach ausgiebiger Desinfektion und sterilem Abdecken des OP-Gebietes erfolgt in Rückenlage, Intubationsnarkose und leicht angewinkeltem Kniegelenk ohne Oberschenkelblutsperre das Eröffnen der alten Wunde. Es entleert sich seröse Flüssigkeit, kein Pus. Entnahme eines Abstrichs und Einsetzen zur bakteriologischen Untersuchung. Verlängerung des Schnittes nach proximal in die Verhärtung hinein. Hier findet sich verhärtetes subkutanes Fettgewebe mit nekrotischen Anteilen. Sorgfältiges Exzidieren. Anfrischen des gesamten Wundrandes. Der ehemalige Wundgrund zeigt teilweise synovialartigen Überzug im Sinne einer Pseudomembran. Hier wird mit dem scharfen Löffel alles debridiert und sauber gemacht. Überall gut durchgebluteter Wundgrund, ausgiebigste Spülung. Einlage einer 10er Redondrainage, Hautverschluß durch Hautrückstichnähte nach Donati. Wölckchenverband zur verbesserten Kompression auf den Untergrund. Wickeln des Beines. Der Patient geht xtubiert und kreislaufstabil in den Aufwachraum.[/code]

    Unsere Ärzte beschreiben ja eine Fettgewebsnekrose. Im Abstrichergebnis liegt kein Keim vor. Könnte man vielleicht hier doch eher die Fettgewbsnekrose kodieren?

    Außerdem haben unsere Ärzte die Kodes
    5-893.1e Cirurgische Wundtoilette und Entfernung von erkranktem Gewebe an Haut und Unterhaut großflächig und
    auch die 5-894.1e Lokale Exzision von erkranktem Gewebe an Haut und Unterhaut Exzision, lokal, mit primären Wundverschlss kodiert.
    M.E. ist nur die 5-893.1e zu kodieren, oder liege ich falsch?

    Viele Grüsse aus Hannover

    Simone F
    :sonne:

  • Liebe Simone F,

    ich weiss ja nicht, wer das Gerücht verbreitet, die T-Diagnosen sollten generell vermieden werden. Es kommt immer darauf an, welcher Kode den Zusstand am spezifischten beschreibt. Was aber spezifischer ist, ist oft auch Auslegungssache. So ist die (auch sehr unspezifische) L08.8 spezifischer, was die Lokalisation angeht (Haut oder Unterhaut), während die T81.4 spezifischer die Umstände der Infektion (postoperative Wundinfektion) beschreibt. Hier kann man endlos diskutieren (haben wir auch schon).

    Ich, als perioperativer Mediziner, halte die T81.4 für die korrekte und besonders für diese Fälle gedachte Diagnose. Aber das ist nur eine Meinung.

    Liebe Grüße

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München