Interposition eines Faszienlappens

  • Sehr geehrte Forumsmitglieder,
    habe gerade einen Fall auf dem Tisch, bei dem ich einfach keinen passenden Kode finde:
    Bei Coalitio talocalcaneo medialis mit Arthrose und Geröllzysten erfolgte eine Resektion der Coalitio, die Arthrolyse des Subtalargelenkes sowie die \"Interposition eines Faszienlappens über medialen Zugang\". Für letztes sowie für die Geröllzysten finde ich einfach keinen passenden Kode. Habe leider noch keinen OP-Bericht.
    Kann mir jemand einen Tipp geben?
    Irgendwie ist es zu heiß heute.... :i_drink:
    Schönen Tag an alle
    Anne :sonne:

  • Hallo Anne,

    vielleicht sollten Sie auf den OP-Bericht warten. Wie ist es denn zu der Coalitio gekommen? Eine echte Coalitio ist eigentlich angeboren (Verschmelzung von Knochenkernen). Dann wäre eine Arthrose im gleichen Gelenk eher unwahrscheinlich; erworben, wodurch ? z.B. Ankylose durch die schwere Arthrose (M19.ff + eventuelle Ursache falls sekundär + M24.6ff)? Dann ist es aber keine Coalitio .

    Die Geröllcysten sind typischer Bestandteil einer schweren Arthrose und werden nicht extra codiert.

    Die Trennung einer echten Coalitio ist eine echte Osteotomie und wird auch so codiert. Eine solche scheint mir nach Ihrer Beschreibung aber nicht vorzuliegen. Daher OP-Bericht abwarten.

    Die Lösung einer erworbenen Ankylose ist eine Arthrolyse und wird auch entsprechend codiert (5-800.6ff). Die Interposition eines Fascienlappens ist eine altbewährte Gelenkplastik alter Schule aus der Vor-TEP-Ära (5-852.gff + 5-829.8).

    Können Sie damit etwas anfangen?

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin

  • Hallo Anne,
    ich muss da noch was ergänzen. Die wichtigste Ziffer wurde verdeckt. 5-852.gff + 5-829.8 muss es heißen. Außerdem ist die 5-800.6ff Teil der Resektionsarthroplastik mit Interponat. Dieser Code ist also inklusive.

    Ich hoffe nun wird nichts mehr verdeckt.

    Mit freundlichen Grüßen

    Thomas Winter
    Berlin

  • Guten Morgen Herr Winter,
    ehrlich gesagt, hatte ich auf eine Antwort von Ihnen gehofft. :rotwerd:
    Ja, ist wohl besser, den OP-Bericht abzuwarten. Woher die Coalitio ursprünglich stammt, ist aus der Akte nicht eruierbar, allerdings wurde der Patient vor einiger Zeit schon in einer anderen Klinik (wohl wenig erfolgreich) operiert, daher die Arthrose.
    Vorerst vielen Dank für Ihre Hilfe und schönen Tag heute
    Anne

  • Hallo Herr Winter,
    habe jetzt den OP-Bericht, bin aber noch nicht viel schlauer. Vermutlich war es doch eine angeborene Coalitio, mir ist nur nicht klar, was in der vorangegangenen OP eigentlich gemacht wurde.
    Vielleicht könnten Sie sich das doch mal anschauen:

    \"Diagnose:
    -Coalitio talocalcanea medialis, Zustand nach auswärtiger Revision, beginnende Arthrose laterales Subtalargelenk


    Therapie:
    - Resektion der Coalitio, Arthrolyse Subtalargelenk, Interposition eines Faszienlappens


    Bei dem Patienten besteht eine schmerzhafte Coalitio talocalcanea, welche laut CT-Befund die komplette anteromediale Facette des Subtalargelenkes betrifft. Die posteriore Facette zeigt beginnende degenerative Veränderungen. Auswärtig war bereits eine Revision erfolgt, die Coalitio jedoch nicht exzidiert worden.

    Lagerung des Patienten in Rückenlage, Hautdesinfektion, steriles Abdecken. Erweiterung der bestehenden, reizlosen medialen OP-Narbe auf halber Strecke zwischen Innenknöchel und Fußsohle. Scharfes Durchtrennen von Cutis und Subcutis und vorsichtige, schrittweise Präparation des Narbengewebes. Präparation des Abductor hallucis brevis nach caudal sowie schrittweises Lösen der Tibialis posterior-Sehne aus dem Narbengewebe und Anschlingen derselben. Eröffnen des Sehnenlagers und Eingehen auf die mediale Wand von Talus und Calcaneus. Im Bereich des Taluskopfes komplette knöcherne Koalition zum Calcaneus, schrittweise Präparation nach posterior unter Darstellen auch der Flexor hallucis longus-Sehne. Diese ist ebenfalls tief im Narbengewebe verborgen. Das Gefäßnervenbündel wird nach posterior hin ebenfalls dargestellt, jedoch nicht frei präpariert. Temporäres Einsetzen zweier Kirschnerdrähte in den Taluskorpus zur Retraktion des Hautlappens und schrittweise Eröffnung des Subtalargelenkes von posterior, wo eine hochgradige degenerative Veränderung erkennbar ist. Keilförmige Resektion der medialen Facette auf dem Sustentaculum und Auflösen der vorderen Coalitio unter Entnahme eines Knochenkeiles. Nunmehr schrittweise Mobilisation der vorderen Coalitio unter Entnahme eines Knochenkeiles. Nunmehr schrittweise Mobilisation des Subtalargelenkes von medial nach lateral hin, worunter sich eine gute Rückfußbeweglichkeit erzielen lässt. Die Resektionsflächen werden mit Knochenwachs versiegelt, anschließend wird ein Faszienlappen gebildet und in den Resektionsspalt interponiert und dort vernäht. Öffnen der Blutsperre und subtile Blutstillung. Schichtweiser Verschluss des Sehnenlagers sowie von Subcutis und Cutis unter Zurücklassen einer Redondrainage in der Tiefe. Steriler Verband, Röntgendokumentation.\"

    Viele Grüße
    Anne

  • Hallo Anne,

    da haben Sie nicht ganz Unrecht. Der OP-Bericht gibt tatsächlich nicht viel mehr her.

    Nun haben Sie den „Schwarzen Peter“, entscheiden zu müssen, ob doch sein kann, was eigentlich nicht sein darf. Denn stutzig macht mich die beginnende laterale Arthrose. Auch die eingangs von Ihnen erwähnten Geröllzysten werden nicht erwähnt. Sind die eventuell medial und wären ein Zeichen dafür, dass es doch keine Coalitio sondern eine schwere ankylosierende Arthrose ist. Oder ist es keine beginnende Arthrose lateralseitig sondern bereits eine schwere. Sie sind also nicht zu beneiden.

    Ich kann so nur Hilfestellung geben.

    Wenn voroperiert worden ist, kommt auf jeden Fall noch einen 5-983 hinzu. Ob dann noch ein T8er oder ein M96.er Code hinzukommt, müssen Sie aus der Situation und Vorgeschichte entscheiden.

    Angenommen, es ist eine Coalitio und keine Ankylose, wäre die Q66.8 (medial) neben der dann nur lateral vorhandenen Arthrose und ihrer eventuellen Ursache zu codieren. Eine Resektionsarthroplastik gab es auf jeden Fall. Insofern stimmt die 5-852.gff + 5-829.8. Die 5-852.gff stimmt aber nur, sofern die Fascie zur Transplantation entnommen wurde. Hier wird aber anscheinend die am Orte vorhandene Fascie nur präpariert und als Interpositum in das Gelenk eingeschlagen. Dann muss die Entnahme in diesem Fall auch nicht codiert werden (die 5-852 entfällt daher auch).

    Auch wenn man Streiten könnte, ob damit auch die Trennung der Coalitio ausreichend codiert ist, würde ich die Trennung – sofern Sie sich für die zusätzliche Q66.8 entschieden haben – auch extra codieren. Es stehen dafür 2 Codes zur Auswahl, der Eine schießt über das Ziel hinaus, ist aber für die Korrektur von Normvarianten zuständig 5-867, und der Andere ist zwar richtig, passt aber nicht so ganz in das System, nämlich die Osteotomie ohne Achsenkorrektur (5-781.ax) wobei die 6. Stelle eben auf „x“ lauten müsste, da weder „s“ noch „t“ als 6. Stelle korrekt ist. Was ist Ihrer Meinung nach am wenigsten falsch?

    Mehr kann ich Ihnen von Außen nicht helfen. Sprechen Sie doch mal mit den behandelnden Kollegen. Vielleicht gibt es alte Röntgenbilder, die die vermeintliche „Coalitio“ bereits zu einem Zeitpunkt zeigen, an dem noch keine Arthrosezeichen vorhanden waren.

    Können Sie damit etwas anfangen?

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin

  • Hallo Herr Winter,
    bin wieder da und habe Ihren Beitrag gelesen. Vielen Dank für Ihre Erläuterungen, ist doch immer sehr aufschlussreich. Werde mal mit dem Operateur sprechen müssen und sehen, wie die Vorgeschichte genau war.
    Danke für Ihre Mühe und noch eine schöne Woche
    Anne