Höheres Budget erklärt höheren Basisfallwert?

  • Hallo Forum,

    ein schönes Neues Jahr!

    Aus den heutigen myDRG-Neuigkeiten stammt folgender Link auf eine Meldung in der Neuen Osnabrücker Zeitung
    http://www.neue-oz.de/information/no…pauschalen.html

    mit der Aussage:

    "Ab 2003 hat jede Behandlung eine Codierung (zum Beispiel Entbindung 060 D oder Schlaganfall B70 A) und eine allgemeine Bewertungsrelation (Entbindung 0,54, Schlaganfall -je nach Komplikationsgrad - zwischen 1,459 und 1,936). Letztere wird mit dem in den Verhandlungen mit den Kassen festgeschriebenen, speziellen Hospital-Faktor (Basis-Fallwert) multipliziert, dessen Höhe davon abhängt, welches Leistungsspektrum des Haus anbietet. Beim St. Raphael-Krankenhaus (Jahres-DRG-Summe rund 11,4 Millionen Euro) liegt er bei knapp 2000 Euro, für das Franziskushospital (DRG-Gesamtsumme knapp 30 Millionen Euro) bei rund 2400 Euro und beim Klinikum (DRG-Erlöse 70 Millionen Euro) etwas unterhalb 3000 Euro. Wer nahezu Maximalversorgung bietet, bekommt auch höhere Kosten zugebilligt."

    Bisher dachte ich immer, das Leistungsspektrum eines Krankenhauses spiegelt sich im Durchschnitt der Bewertungsrelationen seiner Behandlungsfälle.

    Auch wenn womöglich der Autor der obigen Zeilen über die Definition der Begriffe schlecht informiert ist, gehe ich mal davon aus, dass die Zahlen, nämlich die Höhe der DRG-Erlöse und die angegebenen Basis-Fallwerte in etwa so stimmen. Dann zeigt dieses Beispiel eine ziemliche Diskrepanz der finanziellen Austattung bzw. der Leistung der genannten drei Krankenhäuser. Ich frage mich bei solchen Zahlen immer, wie diese Abweichungen zustande kommen und was besser funktionieren wird: die Bezahlung an die Leistung anzupassen oder die Leistung an die Bezahlung. Und ob das gewünschte DRG-Refinement durch Verbesserung von Kodierqualität, Klassifikation und Kalkulation erreicht werden kann.

    Ich persönlich wünsche uns allen, dass dies gelingt, denn wenn wir die Zahlen so, wie es der Autor versucht, für plausibel erklären, bräuchten wir eigentlich keine DRGs, oder?
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    Mit freundlichen Grüßen

    Bernhard Scholz
    Grafenau

    [center] Bernhard Scholz [/center]

  • Beim Nachdenken über das o.g. Beispiel stößt man mal wieder auf viele mögliche Ursachen:

    KH-Probleme:
    - die KH sind unterschiedlich effektiv in ihren Ausgaben
    - die KH sind unterschiedlich in ihrer Kodierqualität

    "Deutsche" Anpassungsprobleme:
    - die Nebendiagnosengewichtung/-einbeziehung bildet korreliert nicht mit dem wahren Ressourcenverbrauch (Hyperkaliämie?)
    - das deutsche Leistungsspektrum wird nicht adäquat abgebildet (z.B. implantierbare Defis/Mammachirurgie)
    - die errechneten Relativgewichte sind nicht ausreichend valide
    - die Zu- und Abschläge sind nicht einbezogen

    Grundsätzliche Systemprobleme:
    - die Fallgruppen sind zu inhomogen

    Fazit: noch ein weiter Weg...
    --
    Jan Haberkorn
    Arzt/Medizincontroller
    St. Elisabeth-Krankenhaus Köln

    Jan Haberkorn
    Internist/Medizincontroller
    St. Elisabeth-Krankenhaus Köln