Neuroforamen dekomprimieren

  • Liebe Wirbelsäulen-Spezis,

    wie würden Sie in folgendem Fall kodieren:
    "... Interspinöses Zugehen bei L4/L5. Entfernen des interspinösen Bandes. Entfernen des interlaminaren Bandes. Linksseitig besteht eine hochgradige Neuroforamenstenose. Dekompression dieser. Darstellen der abgehenden Nervenwurzel. Spülung. Die Nervenwurzel und der Duraschlauch sind danach vollkommen frei und entspannt. ..."
    Danach Spreizerimplantation. Deren Kodierung ist kein Problem, aber die der Dekompression des Neuroforamens. Es gibt zwar einen Kodes für die Dekompression des Spinalkanals, aber was nimmt man für die Neuroforamina? Scheinbar bleibt nur 5-839.x - oder ist es in der Implantation des Spreizers enthalten?

    Danke für's Mitdenken

    E. Kosche aus Hoyerswerda

  • Danke, Herr Hollerbach,

    für Ihre Antwort und den beigefügten Artikel. Ich würde die Methode unter Fensterung einordnen.
    Für die ersten beiden der von Ihnen 3 genannten Verfahren, nämlich Laminektomie udn Arthrektomie wüsste ich ja den Kode, aber wie würden Sie die knöcherne Dekompression des Neuroforamens kodieren?

    Freundlich grüßt

    Elisabeth Kosche

  • Hallo Herr Hollerbach,

    ich denke, Neuroforamen und Spinalkanal sind nicht identisch. Ich bin ja kein Arzt. Nach meiner Vorstellung sind die Neuroforamina die kleinen seitlichen Abgänge, durch die die Nervenwurzeln ziehen. Liege ich da falsch? Ich lese oft, dass bei Spinalkanaleinengungen der Duralsack imprimiert wird und bei knöchernen Einengungen der Neuroforamina z.B. durch Facettengelenkhypertrophien, die Nervenwurzeln. Stimmt das so nicht?

    Für ein bisschen Weiterbildung bin ich immer dankbar,

    Elisabeth Kosche

  • Hallo Frau Kosche,

    ich möchte mal behaupten, dass es eine isolierte Dekompression des Neuroforamens gar nicht gibt - bei jeder operativen Dekompression wird immer der gesamte Spinalkanal entlastet. In dem angegebenen Artikel aus dem Deutschen Ärzteblatt steht dementsprechend: "Ziel der Stenoseoperation ist in erster Linie die Entlastung der Nervenwurzeln durch eine Erweiterung des Spinalkanals". Insofern halte ich es unter pragmatischen Gesichtspunkten für sinnvoll, einen Kode aus dem Bereich 5-839.6- zu verwenden, da dieser das therapeutische Ziel des Eingriffes am besten beschreibt.

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Hollerbach

  • hallo Frau Kosche!


    Ihr wissen über die Spinalkanalstenose -SKS- ist ok, nur mit der einteilung der SKS schaffen Sie sich selbst probleme bei der kodierung.


    Heutzutage wird die SKS eingeteilt in:
    1) zentrale SKS
    2) laterale SKS (= Rezessusstenose)
    3) foraminale SKS.
    Das war nicht immer so. Man unterschied nur zwischen zentral und lateral oder zwischen zentral und foraminal. Auch heute noch ist des einen lateral des anderen foraminal.
    Die mehrheit der (degenerativen) SKS sind sowieso mischformen, wie Herr Dr. Hollerbach schon anführte.


    Aber es gibt sie, die isolierten lateralen und isolierten foraminalen Stenosen. Diesen patienten nützt es gar nichts, wenn nur eine (un-erweiterte) Laminektomie vorgenommen wird. Die dekomprimiert die nervenwurzel nicht.


    Der von Herrn Dr. Hollerbach verlinkte artikel hatte auch in meiner sammlung längere zeit 2 sternchen, die verschwanden dann aber einer nach den anderen. Bezogen auf dieses thema hier ist ausgerechnet der satz mit "Ziel der Stenoseoperation ist ... " ungenau und verwirrend. Dabei hätten Thome et al es einfach aus dem NEJM abschreiben können: "The principal goal of surgery is to decompress the central spinal canal and the neural foramina , eliminating pressure on the spinal nerv roots. The traditional approach is a laminectomy and partial facetectomy"
    Damit ist klar: Jede knöcherne Dekompression (zentral/ lateral/ foraminal) ist 5-839.6.
    (Persönlich hielte ich für diesen OPS den ausdruck "knöchern-ligamentär" (statt knöchern) für besser.)


    mfg ET.gkv

  • Danke, ET.gkv,

    auch Ihre Antwort hilft mir, das Ganze besser zu verstehen. Bin gerade aus dem Urlaub zurück, deshalb kommt die Antwort erst heute. Wie gut, dass es hilfsbereite Leute gibt, die einem mal etwas erklären - unsere Ärzte haben ja leider nie Zeit.

    Grüße aus Hoywoy,

    Elisabeth Kosche