Anwendung von Kode 9-67 im tagesklinischen Setting

  • Ich arbeite als Kodierfachkraft in der Psychiatrie. Zum Haus gehört auch eine Kinder- und Jugendpsychiatrie mit verschiedenen Angeboten - u.a. einer Tagesklinik für Jugendliche. Dort sollen möglichst viele PatientInnen mit dem Kode 9-67 verschlüsselt werden. Dies erscheint mir bei enger Interpretation des OPS als unmöglich. Dazu ist es wichtig zu wissen, dass der MDK bei uns in der Somatik sehr formalistisch argumentiert und handelt. Von daher besteht wenig Grund zur Hoffnung, dass dies in der Psychiatrie anders werden wird.


    Im Haus gibt es auch mehrere vollstationäre KJP-Angebote, die tatsächlich intensiv-behandlungsbedürftige Kinder und Jugendliche betreuen. Bezeichnenderweise wird der Kode dort seltener angewendet als in der TK.


    Meine Befürchtung ist, dass zum einen der MDK eine Intensivbehandlung für TK-PatientInnen von vorneherein ablehnt. Zudem hat schon die Entwicklung in der Somatik gezeigt, dass die „inflationäre“ Anwendung bestimmter Kodes eine Abwertung der dazugehörigen OPS‘se nach sich zieht.


    Aber selbst der Hinweis auf die relativ hohen Schwellenwerte der BPEPP P002 führt nicht zum Einlenken. Deshalb wüsste ich gerne wie dies in anderen Häusern gehandhabt wird.


    • Lässt sich die Eingruppierung von TK-PatientInnen in den Kode 9-67 medizinisch sinnvoll begründen bzw. ermöglichen die vorgeschriebenen Mindestmerkmale im OPS überhaupt die TK-Behandlung?
    • Werden TK-PatientInnen öfter nach 9-67 eingruppiert – unabhängig von der Entgeltrelevanz? Vergütungsrelevant sind ja derzeit nur Patienten, die den Schwellenwert von 7 bzw. 15 Aufwandspunkten überschreiten. Dies ist ja nicht mit Kleinstgruppenbetreuung zu erreichen und im Falle einer Einzelbetreuung auch nur bei mindestens 2 – 6 h/d an mindestens 4 Tagen/Woche.
    • Gibt es Erfahrungswerte aus Optionshäusern, speziell zum Thema MDK-Fallprüfungen zu dieser Fragestellung?


    Ich hoffe auf klärende Antworten, die die immer wieder aufkeimenden Grundsatzdiskussionen zum Thema PEPP im Allgemeinen und zum Thema normaler vs. erhöhter Aufwand überflüssig werden lassen. :wacko:

    Erro, dum vivo. :whistling:

  • Hallo,

    wir haben keine KJP, deshalb bin ich in dem Thema nicht voll drin.
    Aber ein formaler Hinweis:

    bei 9-67 steht unter den Hinweisen: "Ein Kode aus diesem Bereich ist für die Behandlung von Patienten anzuwenden, die bei stationärer Aufnahme ..."
    Je nach Lesart des OPS könnte man interpretieren, dass damit teilstationäre Aufnahmen grundsätzlich ausgeschlossen sind.

    Zum Vergleich: bei 9-66 steht z.B. :"Ein Kode aus diesem Bereich ist sowohl für die voll- als auch für die teilstationäre Behandlung zu verwenden."

    Viele Grüße
    NV

    Einmal editiert, zuletzt von NuxVomica (13. Juni 2014 um 09:29)

  • Je nach Lesart des OPS könnte man interpretieren, dass damit teilstationäre Aufnahmen grundsätzlich ausgeschlossen sind.

    Zum Vergleich: bei 9-66 steht z.B. :"Ein Kode aus diesem Bereich ist sowohl für die voll- als auch für die teilstationäre Behandlung zu verwenden."

    Mit dieser Interpretation bin ich bei dem kodierverantwortlichen Arzt leider gescheitert. Sein Argument: Auch teilstationär ist ja eine "Art" stationärer Behandlung. Und die schwammige Formulierung schließt eine derartige Auslegung scheinbar nicht explizit aus. :S Dennoch sehe ich das genauso wie Sie. In diesem Zusammenhang wurde mir dann aber vorgehalten, dass alle außer unserer KJP so viele Intensivbehandlungen kodieren. Auf die Idee, dass es eine "Schwarmintelligenz" zumindest bei PEPP mutmaßlich nicht gibt, kommt man da offenbar nicht so schnell.

    Und selbst der Hinweis einer nach dem Motto "avanti dilettanti" früh optierenden Klinik, die den Kode 9-67 ähnlich nutzt, dass man nun den MDK dauernd im Haus habe und dies immer wieder moniert werde, fruchtet nichts. Verdrängung funktioniert im klinischen Alltag wohl recht gut. Offenbar stellt man das Verfahren angesichts der ungeprüft durchgewunkenen Fälle (nach seriösen Schätzungen sind das bis zu 90%) nicht ein und akzeptiert lieber die (möglichen) Abschläge in 10 % der Fälle. Also warten wir auf Abwertung oder Klarstellung - anderes bleibt scheinbar nicht ;( .

    Erro, dum vivo. :whistling:

  • Hallo,

    wir haben das damals sehr zurückhaltend verwendet. In der Regel ist m.E. Intensiv eher nicht mit TK vereinbar - Ausnahmen bestätigen aber die Regel... Wenn ein Kind also tatsächlich über ein paar Stunden ein oder mehrere Mindestmerkmal erfüllt - und das kommt m.E. vor - dann kann und sollte man auch den Kode verwenden. Sonst hat man ja auch noch die kriseninterventionelle Behandlung, um den erhöhten Aufwand abzubilden.

    Viele Grüße, Garda