Kodierempfehlung Diabetes

  • Hallo,

    es wird ein klassischer Fehler des Nicht-Lesens offenbar. Dadurch haben viele ein Verständnis-Problem. Ich markiere mal die wichtigsten Gegensätze....

    Das Beispiel 2 (1-3) steht unter der Überschrift "Entgleister Diabetes Mellitus". Somit ist Dm immer KhHD. Ich spach aber von Dm als Nebendiagnose. Unter allen 3 Hauptdiagnosen-Beispielen steht der deutliche Hinweis:
    In diesem Fall wird für die 4. Stelle des Diabetes Kodes „.6“ gewählt, um durch diese Kodierung die Behandlung eines entgleisten Diabetes mellitus von der Behandlung einer Komplikation (Manifestation) zu unterscheiden (siehe auch Beispiel 6) und um dadurch eine sachgerechte Eingruppierung im DRG-System zu erreichen. Diese Kodieranweisung stellt somit eine Ausnahme zu den Regeln der ICD-10 zur Verschlüsselung des Diabetes mellitus dar.

    Ergo gilt all dies nur für den Dm als KhHD. Ansonsten muß man sich nach den Regeln der ICD-10 zur Verschlüsselung des Diabetes mellitus halten.

    Nicht anders hat Herr Dr. Zaiß in seinbem berühmten Buch über das leichte und richtige DRG-Codieren gesagt.

    Und Herr Dr. Rochell von der BÄK sagte mir am Telefon dasselbe. Nur bei der KhHD evtl. den Code .6 - sonst immer .2 bis .5.

    Was haltet Ihr von der Idee?

    Konsequenz wäre ja ansonsten, daß man fast nie mehr die Codes .2 bis .5 als Nebendiagnose finden würde... :D

    Gruß :x

    Björn

  • Hallo Björn
    will jetzt auch noch meinen Senf dazugeben.
    Entscheidend ist doch bei diesem Beispiel, dass der Patient wegen
    seines entgleisten Diabetes ins Krankenhaus kam. Also wahrscheinlich in eine internistische Abteilung. Hauptdiagnose ist also Diabetes egal ob mit oder ohne andere Manifestationen. Das bedeutet, dass er in eine DRG K60 hineingehört. Dahin kommt man nur über 4.Stelle O, 1,
    6, 7, 8 und 9. In diesem Falle ist wohl als 4. Stelle 0 gerechtfertigt, weil ein Koma beschrieben wurde. Wenn als HD andere 4.Stellen gewählt werden z.B. 4 kommt man in eine neurologische DRG
    B71. Wenn Organmanifestationen vorliegen, die behandelt werden, können natürlich die entsprechenden Kodes als ND dazukommen. Als Hauptdiagnose kommt aber in diesem Falle wohl nur die E11.01 in Frage.
    Gruß Peter aus Saarbrücken schwül 28°

  • Guten Tag Herr Mehlhorn,

    Zitat


    es wird ein klassischer Fehler des Nicht-Lesens offenbar. Dadurch haben viele ein Verständnis-Problem. Ich markiere mal die wichtigsten Gegensätze....


    danke das Sie mir auf die Sprünge geholfen haben. Nun verstehe ich Ihre Problematik. Aber ich finde, da muß man ganz schön zwischen den Zeilen lesen und jedes Wort einzeln auf die Goldwaage legen - was aber nicht das erste mal bei den DKR so wäre :rolleyes:

    Zitat


    Nicht anders hat Herr Dr. Zaiß in seinbem berühmten Buch über das leichte und richtige DRG-Codieren gesagt.


    Das angesprochene Buch von Herrn Dr. Zaiß werde ich mir nun wohl auch mal durchlesen - wurde hier im Forum schon mehrfach positiv erwähnt.

    Zitat


    Das Beispiel 2 (1-3) steht unter der Überschrift "Entgleister Diabetes Mellitus". Somit ist Dm immer KhHD. Ich spach aber von Dm als Nebendiagnose. Unter allen 3 Hauptdiagnosen-Beispielen steht der deutliche Hinweis:
    In diesem Fall wird für die 4. Stelle des Diabetes Kodes „.6“ gewählt, um durch diese Kodierung die Behandlung eines entgleisten Diabetes mellitus von der Behandlung einer Komplikation (Manifestation) zu unterscheiden (siehe auch Beispiel 6) und um dadurch eine sachgerechte Eingruppierung im DRG-System zu erreichen. Diese Kodieranweisung stellt somit eine Ausnahme zu den Regeln der ICD-10 zur Verschlüsselung des Diabetes mellitus dar.

    Ergo gilt all dies nur für den Dm als KhHD. Ansonsten muß man sich nach den Regeln der ICD-10 zur Verschlüsselung des Diabetes mellitus halten. . .

    Und Herr Dr. Rochell von der BÄK sagte mir am Telefon dasselbe. Nur bei der KhHD evtl. den Code .6 - sonst immer .2 bis .5.


    Letzter Satz soll also heißen, bei D. mell. mit bekannten aber stat. nicht behandelten Kompl. als ND wird 4.Stelle entsprechend der Komplikation .2 - .5 (bei mehreren Kompl. ggf 4.Stelle .7) als + Diagnose kodiert aber keine * Diagnose, da die Kompl. ja nicht behandelt wurde(n) - korrekt?!?

    vielleicht mal am Beispiel
    Pat. wird wegen Herzinfarkt behandelt, zusätzlich besteht D. mell. mit einer diab. Nepropathie, die nicht behandelt wird
    HD: Herzinfarkt
    ND: E11.20+

    Pat. wird wegen Herzinfarkt behandelt, zusätzlich besteht D. mell. mit einer diab. Nepropathie, die ebenfalls behandelt wird
    HD: Herzinfarkt
    ND: E11.20+ und N08.3*

    Zitat


    Was haltet Ihr von der Idee?


    Ja - was sagt den das übrige Forum dazu? Und gibt es eine überarbeitete Fassung des Kodierblattes für Diabetes der Uni Jena, wo dieser Fehler berücksichtigt/korrigiert ist?

    MfG
    Michael Graf

    Viele Grüße
    M. Graf

  • Hallo Michael
    In deinem Beispiel würde ich beide Male die Manifestation
    "diabetische Nephropathie" mitverschlüsseln. Eine spezielle
    Behandlung der diabet. Nephropathie gibt es ja nicht. Es sei
    denn, es läge eine dialysepflichtige Niereninsuffizienz vor.
    Wenn aber eine Funktionseinschränkung der Niere auf dem Boden einer
    diabet. Nephropathie vorliegt, findet sie immer Beachtung dergestalt, dass häufiger Laborwerte kontrolliert werden, Medikamentendosierung
    angepasst werden, Ausscheidungen gemessen werden... Es findet also auf jeden Fall ein Ressourcenverbrauch statt, zumal ja wie in deinem Beispiel, der Patient aufgrund des Herzinfarktes sowieso in einer Inneren Abteilung liegt.

    MFG Peter, Saarbrücken, nächste Woche in Urlaub juchhu!!

  • Hallo Peter,

    ja das Bsp. war etwas unglücklich gewählt. Auf einer Inneren Abteilung kann ich mir auch gut den geschilderten Behandlungspfad vorstellen - was aber auf einer Chirurgie m.E. dann wieder ganz anders aussehen kann.

    Das hat mich aber dem Kernpunkt meiner Frage noch nicht näher gebracht - welcher war . . . ob ein D. mell. mit bekannten aber stat. nicht behandelten Kompl. als ND mit 4.Stelle entsprechend der Komplikation .2 - .5 (bei mehreren Kompl. ggf 4.Stelle .7) als + Diagnose kodiert wird, aber ohne * Diagnose, da die Kompl. ja nicht behandelt wurde(n) - korrekt?!?
    Möchte an dieser Stelle nochmal auf den Beitrag von Herrn Mehlhorn - siehe oben - verweisen.

    Ich versuchs nochmal mit einem Beispiel und lasse es bewußt ein bischen offen - wie kodiere ich einen D. mell. als ND mit bekannter aber für die stat. Behandlung unrelevanter Retinopathie?

    Zitat


    MFG Peter, Saarbrücken, nächste Woche in Urlaub juchhu!!


    Ich bin auch langsam urlaubsreif - je länger man über diese Kodierung nachdenkt desto verwirrter wird der ganze Spass :strauss:

    MfG
    Michael Graf

    Viele Grüße
    M. Graf

  • Hallo Michael,
    Ich denke, wenn man man die DKR eng auslegt, wird man wohl in diesem
    Fall auf die Sterndiagnose verzichten können. Insgeheim bin aber der Meinung, dass es besser ist alles, was auch nur in irgendeiner denkbaren Form den Krankheitsprozess beeinflusst oder stört zu kodieren. Man ist dann bei entsprechenden Rückfragen eher
    auf der sicheren Seite. Ein Patient auf der Chirurgie findet möglicherweise durch die Retinopathie nicht allein die Krankengymnastikabteilung oder er findet die Tabletten nicht, die neben seinem Teller liegen. In beiden Fällen ist ein erhöhter Pflegeaufwand denkbar. Bei der Beurteilung der Relevanz von Nebendiagnosen lassen wir uns allzuoft nur von den rein medizinischen
    Therapie-und Diagnoseschemata leiten und übersehen leicht die funktionellen Einbußen des Patienten aufgrund von "kleinen Mängeln",
    die zwar nicht (medikamentös) behandelt werden aber doch einen erhöhten Aufwand bedeuten können auch wenn der manchmal nicht direkt ins Auge fällt.

    Gruß Peter, fahre übrigens nach Verona in die Oper Carmen
    "Auf in den Kampf Torrero"

  • Hallo,

    nun - um das Beispiel aufzugreifen mit der Nephropathie - ist es ganz einfach:

    Wenn der nephropathische Diabetes vorgelegen hat, dann die .5

    Wenn die Nephropathie selbst einen DIAGNOSTISCHEN, THERAPEUTISCHEN, oder PFLEGERISCHEN Mehraufwand (Mikroalbuminurie-Stix etc.) bedeutet hat, die N08.3 dazu.

    Wenn noch eine Niereninsuffizienz bestanden hat, die N18.8 mit dazu.

    Nach Rochell und Zaiß kann der Diabetes als Kreuz-Code auch allein stehen - ohne Stern-Code! Nämlich genau dann, wenn die durch den Stern-Anteil beschriebene Krankheit keinen Nebendiagnosencharakter (s.o.) hat.:D

    Anbei das Schema 2 des MC aus Jena mit dieser Modifikation

    Wie gefällt das? ?(

    Viele Grüße :x

    Björn

  • Hallo,

    Zitat


    Original von Mehlhorn:
    Das Beispiel 2 (1-3) steht unter der Überschrift "Entgleister Diabetes Mellitus".


    Richtig

    Zitat


    Somit ist Dm immer KhHD.


    Falsch

    Zitat


    Unter allen 3 Hauptdiagnosen-Beispielen steht der deutliche Hinweis:
    In diesem Fall wird für die 4. Stelle des Diabetes Kodes „.6“ gewählt, um durch diese Kodierung die Behandlung usw. ...


    ?? In meinen Kodierrichtlinien steht dieser Satz nur unter dem Beispiel 3 ! Es steht dort insbesondere "In diesem Fall", daher bin ich natürlich geneigt, den Hinweis auch nur auf das Beispiel 3 zu beziehen.

    Zitat


    Ergo gilt all dies nur für den Dm als KhHD. ...


    M.E.: Nein, Überschrift ist ja nicht "Entgleister DM als HD" (s.o.)

    Zitat


    Nicht anders hat Herr Dr. Zaiß in seinem berühmten Buch über das leichte und richtige DRG-Codieren gesagt.


    ... Sie meinen die Deutschen Kodierrichtlinien? :roll:
    (Vgl. dazu auch den Lapsus bzgl. Cover bei Amazon.de)

    Zitat


    Konsequenz wäre ja ansonsten, daß man fast nie mehr die Codes .2 bis .5 als Nebendiagnose finden würde... :D


    Wer sollte damit ein Problem haben ?

    Ich habe bisher vom Kauf des Buches "DRG: Verschlüsseln leicht gemacht" abgesehen... sollten dort über die DKR hinausgehende klärende Passagen enthalten sein ?

    MfG

    C. Hirschberg

    p.s.: Ihr Schema zur Diabeteskodierung ist erneut sehr gelungen, persönlich habe ich mich noch nicht für eine Kodierschiene bei DM im ND-Bereich entschieden (hoffe noch)

  • Guten Tag Herr Mehlhorn, guten Tag Herr Hirschberg,

    Zitat


    Anbei das Schema 2 des MC aus Jena mit dieser Modifikation


    Danke für den Nachtrag und RESPEKT :D

    Zitat


    quote:
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    Nicht anders hat Herr Dr. Zaiß in seinem berühmten Buch über das leichte und richtige DRG-Codieren gesagt.

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    ... Sie meinen die Deutschen Kodierrichtlinien?
    (Vgl. dazu auch den Lapsus bzgl. Cover bei Amazon.de)


    Habe mir besagtes Buch von Dr. Zeiß auch bei Amazon angesehen und mußte feststellen, das das Cover mit den mir vorliegenden DKR 2003 vom Baumann Fachverlag identisch ist?( ?( ?(
    Steht in dem Buch DRG: Kodieren leicht gemacht nun etwas anderes drin als in den DKR (allgemeine und spezielle KR) ansich?!?


    Nochmal was zum Thema - worauf sich nun die DKR § 0401b Diabetes mellitus bezieht - ob nun nur HD oder auch ND
    => für mich geht aus den reinen Textbeschreibungen eine Zuordnung ob HD oder ND nicht hervor - lediglich die Beispiele beziehen sich auf den D. mell als HD, aber das ist bei vielen anderen § der DKR ebenfalls so und das heißt nicht, das diese nur zutreffend sind, wenn die entsprechende Diagnose als HD kodiert wird und bei ND entsprechend etwas anderes zählt.
    Somit meines Erachtens wieder mal eine reine Interpretationsfrage - ich habe bisher immer die 4. Stelle 6 bei anamn. bekannten aber nicht relevanten Kompl. des Diabetes in Anlehnung an die angesprochene Regel kodiert und habe mich ehrlich gesagt etwas schwer nun wieder umzuschwenken, zumal es für mich nicht eindeutig ist!
    Ein weiteres Problem in diesem Zusammenhang für mich ist, das wir im Haus eine softwaregestützte med. Regelprüfung im Einsatz haben
    (3M Fileinspector)der mir eine Fehlermeldung bringt, wenn ich bsw. E11.20+ ohne die dazugehörige * Diagnose kodiere!!! Das würde wiederrum bedeuten, das ggf. an dieser Stelle auch noch nachgebessert werden muß.
    Rein groupierungstechnisch macht es keinen Unterschied, ob man nun 4. Stelle .6 oder 4.Stelle .2-.5 kodiert => habe einige Konstellationen durchprobiert und bin immer auf CCL 2 gekommen - somit erlösunrelevant - aber wir wollen ja richtig nach DKR kodieren und nicht erlösgesteuert :D

    Zitat


    persönlich habe ich mich noch nicht für eine Kodierschiene bei DM im ND-Bereich entschieden (hoffe noch)


    ich dachte ich hätte mich für das Richtige entschieden, bin aber ehrlich gesagt ins Zweifeln geraten aber noch nicht recht vom Gegenteil überzeugt

    MfG
    Michael Graf

    Viele Grüße
    M. Graf

  • Zitat
    Nach Rochell und Zaiß kann der Diabetes als Kreuz-Code auch allein stehen - ohne Stern-Code! Nämlich genau dann, wenn die durch den Stern-Anteil beschriebene Krankheit keinen Nebendiagnosencharakter (s.o.) hat.

    Hallo Björn,
    Das habe ich nicht ganz verstanden. Ein Kreuz-Code ohne Stern-Code?
    Das habe ich ja noch nie gehört. Das widerspricht ja der Logik des Systems, das besagt das ein Kreuz einen Stern fordert. Unser Softwaresystem GWI lässt das logischerweise garnicht zu.
    Wenn sich der Kodierende schon entscheidet Grundkrankheit und Manifestation (Symptom)zu verschlüsseln, was bei vielen mangelhaft ausgebildeten oder vielleicht auch desinteressierten Ärzten eher die Seltenheit ist, dann muss auch beides her. Will sagen, wenn ich ein Kreuzchen mache, muss auch ein Sternchen her. Getreu dem Motto: Wer A sagt muss auch B sagen!
    Die DKR sehen das jedenfalls nicht vor oder habe ich da etwas überlesen?


    Bitte um Aufklärung, ist ein steter Prozess!
    Gruß Peter,23:37h müde, will jetzt von DRG nichts mehr hören sonst schlafe ich nicht gut.