Budgetabweichung - Mitverantworung des Medizincontrollings?

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von McHenze:

    Was bleibt ist: Wenn Sie als MC Ihren Job gut machen, haben Sie Freude an der Arbeit, eine zufriedene Geschäftsführung und ausreichend Kohle.


    Hallo Herr Kollege Henze,
    Hallo Forum

    wenn es so läuft, wie Sie schreiben, wunderbar!
    (Das Sie einen Nutzen für die Patienten schaffen, setze ich voraus)

    Aber sieht die Realität nicht anders aus?

    Berater im Gesundheitswesen haben Hochkonjunktur!
    Wenn alles gut läuft, braucht man keinen externen Berater!

    Zufriedene Geschäftsführungen: schaut man täglich in die news bei myDRG hat man einen anderen Eindruck.
    (siehe heute, siehe am 14.7.03 Klinikum steckt tief in roten Zahlen - Schuster sieht die Schuld beim Sana-Management (Stuttgarter Nachrichten <http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/detail.php/457502>).


    Überall in den Krankenhäusern werden "Jammerzirkel" aufgemacht.
    Stichwort Motivation, Stichwort: wer kodiert etc...


    (Med)Controlling Theorie/Praxis:

    Teilbereich der Unternehmensführung, der für die konsequente Zielerreichung des Krankenhauses zu sorgen hat?
    Controller unterstützen das Management.
    Controller übernehmen auch die Tätigkeit "contre-role", indem sie auf negative Folgen hinweisen. Sie sind keine Schönwetterkapitäne, sie müssen auch einmal "wenig hilfreiche" (aktuelles Zitat aus einer anderen Diskussion hier im Forum) Bemerkungen machen.


    Reicht es wirklich zu sagen, ich mache mein Business gut???

    Vgl. das Beispiel:
    " drei Bauarbeiter, warum arbeiten Sie hier?"

    1) um Geld zu verdienen.
    2) weil ich der beste Maurer bin
    3) wir bauen hier eine Kirche, und ich leiste meinen Beitrag zum Gelingen.


    Müssen wir nicht auch bereit sein, die Verantwortung für unser Tun im Hinblick auf das Ergebnis zu übernehmen??


    Schöne Grüße

    Eberhard Rembs
    Bochum

  • Guten Morgen Herr Rembs, guten Morgen Forum.

    leider ist bei meinem Einstieg ins Controller-Leben diese zentrale Frage auch erst viel zu spät aufgetreten.
    Ich denke man muß die rein rechtliche Seite von der ethisch-moralischen Seite trennen.
    Da ich auf meiner "Stabsstelle" weder Mitglied des Direktoriums bin, noch die Budgetverhandlung mit unterschrieben habe, bin ich rein rechtlich wohl nicht haftbar für eventuelle Gewinne oder Verluste, sofern ich nachweisen kann, daß ich die Verantwortlichen rechtzeitig auf Probleme hingewiesen habe.
    Andererseits war ich als ehemaliger Chirurg gewohnt, für die Folgen meines Tuns oder auch Nichttuns Verantwortung zu übernehmen, auch wenn noch ein Hintergrund letzlich mit in der Verantwortung war. Meiner Erfahrung nach treten Probleme bezüglich der Steuerung der Leistungen nicht mal sosehr von Seiten der Chefärzte auf. Viel schwieriger erscheint es mir, den seit Jahrzehnten bestehenden Dunstkreis der Macht seitens der Geschäftsführung zu durchbrechen. Jemanden mit in die Verantwortung zu nehmen (sofern derjenige das wünscht), heißt auch, ihm ein bißchen mehr Macht verleihen zu müssen. Dieses Umdenken erfordert sicherlich einige Zeit. Solange wir uns nur im Bereich des operativen Controllings bewegen, d.h. dafür sorgen, daß der Laden kurzfristig läuft, wird sich auch die Verantwortung des Controllers nach außen nicht wesentlich ändern. Erst mit dem Einstieg ins taktische und strategische Controlling wird sich hier etwas bewegen. Dieser Umstieg wird sich m.E. zwangsläufig in den nächsten Jahren ergeben. Ob man das z.Z. noch mangelnde Sachverständnis der anderen nutzt, um die eigene Position zu stärken und später mit erhobenem Zeigefinger zu sagen "Hab ich es Euch nicht gleich gesagt?", oder ob man trotz vieler Rückschläge immer wieder versucht, Einsichten zu schaffen, ist natürlich jedem selbst überlassen. Obwohl dies eigentlich gar keine Frage sein dürfte, sofern man seinen Job auch in ein oder zwei Jahren noch machen möchte. Ich habe die Hoffnung jedenfalls noch lange nicht aufgegeben.

    Viele Grüße aus der(ausnahmsweise)sonnengeplagten Eifel
    M.Buchheit
    KH Daun

  • Guten Morgen Herr Rembs, guten Morgen Forum,

    mein Schlußsatz war bewußt provokativ-pragmatisch als Kontrast zu den sehr theoretisch-hypothetischen Gedankenspielen meiner Vorredner. Ich halte es für sinnvoll, sich an klaren Rahmenbedingungen zu orientieren und die haben wir (hoffentlich) alle in unseren Dienstverträgen vereinbart. Das Selbstverständnis, Mitverantwortung im Unternehmen zu tragen und verantwortlich zu handeln sind das eine und die vertragsrechtliche und praktische Umsetzung dieser Verantwortung das andere. Das war die Frage und dazu hatte ich Stellung genommen.
    Den Beratungs- und Optimierungsbedarf, den Sie jetzt vordergründig ansprechen, gibt es zweifellos in jedem Krankenhaus. Konzeptionelle Entwicklungsarbeit (z.B. zur Leistungserfassung) bleibt jedoch stecken, wenn Sie keine klaren Vorstellungen und Instrumente für die Umsetzung haben. Hier kann ich nur die Aussage unterstützen, daß viel psychologisches Geschick für die Motivation der Mitarbeiter erforderlich ist. Es geht hier nicht vordergründig darum, Chefärzte zu maßregeln, Dienstanweisungen zu verfassen usw. und schon gar nicht darum "nicht zweckdienliche Hinweise" zu geben. (Wer denkt sich so was aus?) Sie werden mit "Beweislastumkehr" auch niemanden nachhaltig beeindrucken. Der Kern des Problems ist eine gelebte Unternehmensphilosophie, mit der sich die Mitarbeiter persönlich identifizieren können. Auf dem Weg dahin realisieren wir für uns ein Projekt der Organisationsentwicklung, wie das aus großen Unternehmen (z.B. Lufthansa) bekannt ist. Hier bekommt auch der MC seine klar definierte Position mit inhaltlich festgelegten Verantwortlichkeiten.
    Bei Interesse mailen Sie mich an.

    Mit freundlichen Grüßen aus meinem Büro über den Dächern der Stadt (ca. 37°)
    Sven Henze
    Oberarzt Chirurgie und MC

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von McHenze:
    Auf dem Weg dahin realisieren wir für uns ein Projekt der Organisationsentwicklung, wie das aus großen Unternehmen (z.B. Lufthansa) bekannt ist.


    Hallo,
    Toll!
    Lufthansa ist das Top Beispiel für effektives Risikomanagement und
    Controlling.

    Vortrag 10. Dt. Krankenhaus Controller Tag 4.4.2003
    Müller
    Sind Erfahrungen im Risk Management einer Fluggesellschaft auf das Krankenhaus übertragbar?

    siehe auch:
    http://www.competence-site.de/controlling.nsf/93925AD09E3A1EEDC1256947004EEC2F/$File/marketingcontrolling.pdf

    http://www.projektcontroller.de/Material/Buech…ederung_neu.pdf

    Kapitel 5

    Gruß

    E Rembs