Durchmustern Darm vs. Adhäsiolyse

  • Hallo,

    Aufnahme mit akutem Abdomen; In der in der Notfallambulanz durchgeführten CT-Untersuchung des Abdomens zeigte sich ein mechanischer Dünndarmileus im Rahmen einer "closed-loop-obstruction" im linken Mittelbauch mit Inkarzeration eines ca. 10 cm langen Dünndarmsegmentes mit vorgeschaltet dilatiertem Dünndarm.

    Es wird zunächst laparoskopisch der Darm durchgemustert. Da dieses nicht vollständig gelingt dann Entscheidung zur Konversionslaparatomie.

    Jetzt vollständige Mobilisation möglich.

    Die Operateurin kodiert hierfür eine offen chirurgische Adhäsiolyse, die 1-694. Diagnostische Laparoskopie und die 5-541.0 Explorative Laparotomie.

    Frage:

    Wie kann man das Durchmustern des gesamten Dünndarmes sonst abbilden; reicht das Mobilisieren (was die Darmpassage wieder ermöglichte) aus, um die Adhäsiolyse zu kodieren? - Eine Dekompression ist nicht explizit beschrieben.

    Es wurde jedenfalls keine Adhäsion, Bride o.Ä mittels chirurgischem Vorgehen per Schnitt / Scherenschlag gelöst. Laut Operateurin ist von einer manuellen Lösung der Adhäsionen im Rahmen der Darmmobilisation auszugehen. - Als Detorsion darstellen (5-468.1)? - Oder als Bridenlösung 5-469.12, das würde dann auch zur Hauptdiagnose passen. Laut OP - Bericht füllt sich während des Durchmustern bereits der Darm wieder, eine sichere Bride oder Schnürfurche kann nicht identifiziert werden

    Herzlichen Dank vorab.

    Stephan Wegmann

  • Hallo Herr Wegmann!

    Die Beschreibung einer "closed-loop-obstruction im linken Mittelbauch mit Inkarzeration eines ca. 10 cm langen Dünndarmsegmentes mit vorgeschaltet dilatiertem Dünndarm" ist nicht ganz schlüssig, denn bei einem "closed loop" sind definitionsgemäß zwei Dünndarmsegmente inkarzeriert bzw. komprimiert . Aus der Beschreibung geht auch nicht hervor, wodurch die Inkarzeration bzw. der mechanische Ileus ausgelöst worden ist. Weder Adhäsionen noch Briden oder eine Torsion werden beschrieben.

    Da auch keine Adhäsiolyse, Desinvagination, Dekompression oder Detorsion beschrieben wird, ist letztendlich nur die explorative Laparotomie kodierbar, wobei das Durchmustern als Exploration zu betrachten ist. Sollten dabei stumpf "Verwachungen" gelöst worden sein, so ist das nicht als "chirurgische" Adhäsiolyse mit 5-469.2- bzw. Bridenlösung mit5-469.1- kodierbar, da ja noch nicht einmal "wenige Scherenschläge" im Sinne der DKR 1102v bzw. des Schlichtungsspruches vom 27.04.2022.

    Hier könnte möglicherweise eine detailierter Beschreibung im OP-Bericht weiterhelfen.

    Beste Grüße
     

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin