Hauptdiagnose, die 1359.

  • Hallo Forum.

    Leidiges Thema... ;(

    Pat kommt zu uns zur geplante CHE. Berichtet über AP Beschwerden. OP abgesetzt , Verlegung auf Innere, LHK. Aufenthalt ca 3 Stunden auf CHI, 10 Tage INN (Anpassung Medis bei hypertensiver HK, latente Hyperthyreose).

    Was ist die Hauptdiagnose?? Zur Aufnahme führte sicherlich die Galle, aber für den stationären Aufenthalt veranlassend würde ich eher die HK sehen. Oder lieg ich da falsch? :sterne:

    Netterweise kam die gute Frau auch noch innerhalb von 30 Tagen wieder, so dass bei HD Wahl Galle, eine Fallzusammenführung wegen Partitionswechsel erfolgen muss..... :t_teufelboese:

    Womit wir einen LHK gratis vergeben hätten... allzuoft können wir uns das auch nicht leisten :i_baeh:

    In der Hoffnung auf Hilfe :hasi:
    papiertiger

    Gruß
    papiertiger

    Sport: eine Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen.

  • Hallo Papiertiger,
    die Problematik der HD-Definition im DRG-System ist ja hinlänglich bekannt, bei offensichtlichen Fehlsteuerungen ist ein Nachdenken über Alternativen zweifellos berechtigt. Ich sehe eine Möglichkeit bei konsequenter Auslegung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes (KHG).

    In diesem werden die Krankenhäuser u.a. verpflichtet, durch geeignete Maßnahmen darauf hinzuwirken, dass keine Patienten in das Krankenhaus aufgenommen werden, die nicht der stationären Krankenhausbehandlung bedürfen....

    Somit kommt der Aufnahmeuntersuchung eine weichenstellende Bedeutung zu, die im Sinne des KHG dazu führen kann, dass ein Patient gar nicht aufgenommen wird, also trotz Einweisungsdiagnose keine DRG abgerechnet wird. Wenn bei der Aufnahmeuntersuchung festgestellt wird, dass eine andere als die Einweisungsdiagnose, hier also AP, eine stationäre Aufnahme erforderlich macht, kann es nicht unzulässig sein, diese als HD zu bestimmen. Die Einweisungsdiagnose ist dann ja sogar ausdrücklich kein Grund mehr für die Aufnahme, denn wer bei der Aufnahmeuntersuchung über AP-Beschwerden klagt, wird niemals zur elektiven CHE aufgenommen werden.

    Anders sieht es jedoch aus, wenn die Beschwerden erst zu einem späteren Zeitpunkt aufgetreten sind oder angegeben werden, dann gibt es keine Möglichkeit mehr, aus der festgelegten HD \"Cholezystolithiasis\" wieder herauszukommen. Ein Grund mehr, bei Aufnahmeuntersuchungen auch diesen HD-Aspekt souverän zu beachten und die entsprechenden Befunde und Gedankengänge akribisch zu dokumentieren.

    Beste Grüße

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin

  • Hallo Papiertiger,

    ein leidiges Problem in der Tat. Man muss sich aber klarmachen, dass es bei vernünftiger Auslegung der Kodierrichtlinien schon einen Ausweg gibt, aber nur dann, wenn die AP bei Aufnahme(untersuchung) geklagt wurde. Es wird allerdings mühsam, den MDK zu überzeugen.

    Die Kodierrichtlinien enthalten die unglückselige Formulierung

    \"Die Diagnose, die nach Analyse als diejenige festgestellt wurde, die hauptsächlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes des Patienten verantwortlich ist.\"

    Diese Formulierung ist deshalb sprachlich unglücklich, weil Anlaß und Grund nicht selten ein Gegensatzpaar bilden (vornehmer ausgedrückt der Entstehungszusammenhang und der Begründungszusammenhang). Ein Anlaß ist also etwas, was aus der gegenwärtigen Situation heraus zu beurteilen ist. Demgegenüber steht die Vorschrift, dass nach Analyse zu beurteilen ist.

    Immer dann, wenn es für die KK mal wieder billiger werden soll, argumentieren sie mit dem \"Anlaß\", also damit, was auf dem Einweisungsschein steht. Das führt zu grotesken Situationen, wie z.B. zu dieser:

    [f1] Pat. wird bei bekannten Malignom erneut eingewiesen. In der Aufnahmesituation (und dies ist dokumentiert !) fällt das Fieber auf, es beträgt umdie 39,0 °C, weiterhin Dyspnoe. Es werden ohrnahe RG auskultiert, der Rö-Thorax zeigt ein Infiltrat. Diagnose Pneumonie.
    Der Patient wird aufgenommen und antibiotisch behandelt. Das Malignom wird bedacht, aber nicht führend behandelt (so weit ich mich erinnere).

    Der MDK und die KK wollen ernstlich den bei Durchgang des Patienten durch die Tür bestehenden Aufnahmeanlass (Malignom) als HD ansetzen. Hiervon habe ich mehrere aktuelle Fälle. Soll ich meinen Kollegen denn nun wirklich sagen, der Patient soll in diesem Fall wieder zur Tür heraus geschickt werden, um gleich wieder zu kommen, dann aber mit dem Sprüchlein \"Herr Doktor, ich kriege so wenig Luft !\" ??? [/f1]

    Für Ihren Fall: Mir wäre es egal, was auf dem Einweisungsschein steht, wenn die Patientin bei der Aufnahmeuntersuchung sagt, dass sie Crescendo-Angina hat, dann wird der Grund für die Angina, also die KHK oder der Infarkt, die Hauptdiagnose. Wenn die Patientin das aber erst im Verlauf sagt, dann geht dieser Fall ökonomisch zu Lasten des Krankenhauses.

    Ich höre schon den Einwand, dass es artefiziell sei, zwischen einem Problem bei Aufnahme und einem späteren Problem zu unterscheiden. Allerdings ist es in der klinischen Realität eben so, dass der elektive Patient erst ins Bett gelegt und dann untersucht wird. Dann wird der Befund dokumentiert, es entsteht eine erste Anordnung. Dann wird die Aufnahmediagnose dokumentiert und die voraussichtliche Verweildauer dokumentiert. Dies ist der point of no return. Erst ab dann ist die stationäre Aufnahme gesichert indiziert, es wird die Kostenübernahme beantragt. Schliesslich kann die Aufnahmeuntersuchung ja auch dazu führen, dass man den Patienten wieder zurück schickt.

    Leider bin ich kein Linguist, und leider ist mir auch noch keine bessere Formulierung für die Definition der Hauptdiagnose eingefallen, sonst hätte ich sie schon an das InEK geschickt. Trotzdem muss m.E. der blöde Terminus Veranlassung eliminiert werden, denn er beisst sich ja mit dem Terminus nach Analyse.

    Grüße von der Ostsee.

    Dr. med. Christoph Bobrowski, M.Sc.

  • Guten morgen.

    Vielen Dank für die Antworten. Haben mir schon ganz gut weitergeholfen :)

    Werde gleich ein entsprechendes Schreiben vorbereiten, und das rausschicken, sobald das MDK Gutchaten zu dem Fall vorliegt (was drinstehen wird, weiß ich schon . :biggrin: )

    Einen erfolgreichen Tag wünschend

    Gruß
    papiertiger

    Sport: eine Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen.