chrinische Niereninsuffizienz

  • Hallo liebes Forum,

    ich hätte eine Frage zu folgendem Fall:

    Eine Patientin kommt mit prärenaler Niereninsuffizinez bei Exsikkose. Gleichzeitig liegt auch eine bekannte chronische Niereninsufizienz II. Grades, aber auch eine Herzinsuffizinez vor. Die Patientin wird bei uns im Krankenhaus mit Lasix therapiert.

    Als HD habe ich die Exsikkose verschlüsselt, die prärenale Niereninsuffizienz mit R39.2 als Nebendiagnose.
    Kann ich nun zusätzlich als Nebendiagnose auch die chronische Niereninsuffizienz II. Gardes N18.82 kodieren?
    Oder würde aufgrund der Kreatininwerte in diesem Fall 2.29 mg-dl, sowieso eine chronische Niereninsuffizienz zusätzlich codiert werden?

    Kann mir jemand weiter helfen?

    Vielen Dank,

    Simone F. :sterne:

    Viele Grüsse aus Hannover

    Simone F
    :sonne:

  • Hallo Frau F.

    folgende Punkte stelle ich zur Diskussion.
    Ihren Ressourcenaufwand bis auf die Gabe von Lasix kenne ich nicht.

    Wenn Sie an Aufnahmediagnose Exsikkose (Ursache?) festhalten: Welcher zusätzliche Ressourcenaufwand begründet die Nennung der ND prärenale Niereninsuffizienz und läßt sich diese von der vorbestehenden chronischen Niereninsuffizienz abgrenzen? Beachten Sie bitte die Angaben, die dem Kapitel XVIII vorangestellt sind.

    Die alleinige Bestimmung und eventuelle Kontrolle pathologischer Laborwerte (z. B. Kreatinin) rechtfertigt nicht die Nennung einer ND.

    Auch die Herzinsuffizienz wäre (aktuelle Leitlinien kenne ich nicht im Detail, man mag mich eines besseren belehren) Grund für die Gabe von Lasix und somit als ND benennbar.

    Im Klartext folgender Kodiervorschlag:
    HD: Exsikkose (oder Ursache, siehe auch z. B. DKR 1107a)
    ND: Herzinsuffizienz
    ND, wenn nach DKR (Ressourcenaufwand) gerechtfertigt und nach Erklärung vor entsprechendem ICD Kapitel haltbar: Prärenale Niereninsuffizienz

    Schönes Wochenende,

    Mit freundlichen Grüßen

    D. Duck

  • Ajajajaj,

    das sind wieder die typischen Internistischen Probleme mit der Multimorbidität, zugleich auch wieder Probleme mit dem ICD.
    Eine R39.2 bei prärenaler Niereninsuffizienz kann ich nicht aktzeptieren, weil diese eine Diagnose und kein Symptom ist (ICD-Wirrwarr-Problem). Genauso codiert man ja auch Hyperlipidämien mit E67.- und nicht mti ener R-Diagnose. Geht jemand mit dem Krea hoch bei Exsikkose, so ist dies ein beginnendes akutes Nierenversagen und damit N17.9. Überhaupt stehen pathologische Laborwerte ja nicht einfach so als l\'art pour l\'art da, sondern sind praktisch regelhaft Ausdruck einer Erkrankung, welche dann entsprechend zu kodieren ist (sofern ein Aufwand entsteht). Auch wenn D.Duck es nicht glaubt: Niereninsuff. Pat. stellen ein erhebliches Problem insgesamt dar, und die Niereninsuff. als solche generiert schlicht und einfach einen erhöhten Aufwand.
    @ Simone: An Ihrem Fall irritiert mich, dass Sie eine exisikkierte Pat. mit Lasix behandeln. Ich bin sicher, dass auch Flüssigkeit gegeben wurde. Üblicherweise wird eine Mensch, der Herz- und Nierenkrank ist, außerdem mit einem ACE-Hemmer behandelt (sofern Krea-Clearance > 20). @ D.Duck: Und natürlich ist m.E. die Kontrolle von Laborwerten auch ein Aufwand (materiell und personell!), über die Höhe des Aufwands schweigen sich die Kodierrichtlinien ja eindeutig aus (trotz aller Diskussionen auch im Jahr 2006). Aber rechnen Sie eben nicht nur die paar cent für die eigentliche Laboruntersuchung, sondern auch fürs Richten und Abnehmen des Blutes, Übermittlung und Verarbeitung der Werte noch 5 Schwestern-/Arztminuten, Nadel und Röhrchen, Desinfektionsmittel, Pflaster usw. dazu kommen natürlich auch noch weitere Kontrollen über das Krea hinaus, z.b. die Elektrolyte bei Lasixgabe. Im Übrigen beeinflusst eine Niereninsuffizienz die Gabe zahlreicher Medikamente, wobei mal höherer, mal aber paradoxerweise auch niedigerer Aufwand resultiert, wenn Med. in ihrer Dosierung reduziert werden müssen.
    Und warum war der Pat. exsikkiert? Meist doch aufgrund einer Gastroenteritis K52.9 oder A03, eines sonstigen Infektes (Harnwege N39.0, Lunge J18.9), die sind dann laut DKR Hauptdiagnose. Bei bloßer Nahrungsverweigerung aufgrund Demenz würde ich F03 als HD nehmen.
    Letztendlich kann man nur raten, noch mal mit dem verantwortlichen behandlelnden Arzt Rücksprache zu nehmen.

    M.Rost

  • Hallo Herr Rost, hallo Herr Duck,

    nein, Sie haben Recht! Der Patient ist natürlich nicht nur mit Lasix therapiert worden. Selbstverständlich ist die Exsikkose mit Flüssigkeit substituiert worden, daneben wurden auch ACE-Hemmer verabreicht.
    Aus den Unterlagen geht leider nicht eindeutig hervor, wodurch die Exsikkose ursächlich entstanden ist. Das werde ich noch eruieren. Danke nochmal!

    Aber noch einmal grundsätzlich zu meiner ursprünglichen Frage:
    Angenommen ein Patient zeigt das klinische Bild eines beginnenden akuten Nierenversagens bei bestehender chronischer Niereninsuffizienz (wird seit Jahren medikamentös therapiert)und wird auch entsprechend behandelt! Würde ich dann in so einem Fall als HD die N17.9 codieren und als Nebendignose dann noch zusätzlich einen Code für die chronische Niereninsuffizienz verwenden? Oder hätte ich u.U. eine Doppelcodierung durchgeführt? Hier gehen bei uns die Meinungen auseinander.

    Vielen Dank!!

    Simone F :sterne:

    Viele Grüsse aus Hannover

    Simone F
    :sonne:

  • Hallo Simone, Hallo Forum,

    genau diese Fragestellung hat sich bei uns ebenfalls ergeben mit unterschiedlichen Meinungen. Laut DKR D006a ist die akute Verschlechterung einer chronischen Erkrankung als HD zu kodieren und die chronische Erkrankung als ND wenn es für beide unterschiedliche Schlüsselnummern gibt. Dies ist bei der Niereninsuffizienz m.E. der Fall.

    Dann würde bei oben genannten Bsp. die N17.9 und die N18.8x verschlüsselt werden, andere Kollegen würden nur das momentane verschlechterte Stadium der chronischen NI verschlüsseln, statt z.B. N18.82 dann die N18.0. Wie gesagt die Meinungen sind sehr unterschiedlich. Wie ist es aber z.B. wenn ein Pat. wegen einer anderen Krankheit aufgenommen und behandelt wird und die chronische NI sich während des Aufenthaltes zu einer akuten NI entwickelt, für ein paar Tage mit einer HF behandelt wird und zum Entlasszeitpunkt wieder die Aufnahmewerte erreicht, wie ist hier zu verschlüsseln? Bin gespannt auf die Meinungen des Forums

    Gruss

    M. Kache
    klin.Kodierer :)

  • Hallo,

    ein akutes auf chronisches Nierenversagen wird mit den entsprechenden ICD-Nr. kodiert. Also N18.8x für die chronische NI und N17.9 fur das akute Nierenversagen.

    Ein häufiges Problem ist die Differenzierung zwischen dem prärenalen Nierenversagen N17.9 und der prärenalen Urämie R32.9. Im Vorspann zu Kapitel 17-19 werden die beiden Formulierungen extrarenale Urämie und prärenale Urämie R39.2 als Ausschlusskriterium angeführt.

    Somit kann nur der Arzt entscheiden was vorlag:
    1. ein akutes prärenales Nierenversagen, wobei der Patient eben nicht urämisch war.
    oder
    2. eine extrarenale (z.B: Katabolie), oder prärenale Urämie mit entsprechenden Symptomen.
    Den Sinn dieser Einteilung ist dem Nephrologen nicht bekannt.

    Zu Frage der Kodierung einer chronischen Niereninsuffizienz folgendes:

    Die Stadieneinteilung wird häufig falsch vorgenommen. Ein Kreatinin von 2,29 entspricht bei jedem 65-jährigen mit 75 kg Körpergewicht mindestens einem Stadium III N18.83 - Klearance < 60 ml/min/1,73 qm, bei vielen schon einem Stadium IV !!! Cockroft-Formel, oder die mod. MDRD-Formel kann man in die EDV einbauen lassen.

    Bei chronischer Niereninsuffizienz sollte ein entsprechender Aufwand praktisch immer darstellbar sein. Chronisch Nierenkranke erhalten häufiger Laborkontrollen um eine akute Verschlechterung früh zu erkennen, praktisch immer werden vom behandelnden Arzt interlektuelle Leistungen über Medikamentendosierungen, Kontraindikationen, klinische Beurteiung des Flüssigkeitshaushalts und einiges mehr erbracht.
    Es wäre schön wenn die Diskussionen hierüber seitens der Kostenträger auf ein Minimum reduziert werden könnten.


    mfg

    N. Bröker