Messerstichwunde Thorax, offene Thoraxverletzung

  • Hallo liebes Forum,

    im Rahmen einer MDK Begehung wurde uns folgende Codierung einer Messerstichverletzung des Thorax als konsensgesichert vorgelegt.
    Können sie dieser Meinung zustimmen?

    Fall: Patient mit Messerstichverletzung des Thorax, Verletzung der Lunge und des Pericards.
    Operativ versorgt mit explorativer Oberbauchlaparotomie, Thoracothomie li, Pleura- und Herzbeutelnaht, Thoraxdrainage.

    Unsere Kodierung lautete:

    Hauptdiagnose: S26.0 Traumatisches Hämoperikard
    Nebendiagnosen: S21.1 Offene Wunde der vorderen Thoraxwand
    S21.83 Offene Wunde(jeder Teil des Thorax) zu
    einer intrathorakalen Verletzung
    S27.2 Traumatischer Hämatopneumothorax
    T79.4 Traumatischer Schock
    die Prozeduren wurden nicht angezweifelt.

    Codierung durch den MDK:

    Hauptdiagnose: S21.1 Messerstichverletzung des Thorax
    Nebendiagnose: S26.0 Traumatisches Hämopericard
    weitere Nebendiagnosen wie oben.

    Begründung:nach DKR 1905d müsste die Perikardverletzung als Komplikation der offenen Thoraxwunde angesehen werden.
    Die ist nach unserer Ansicht falsch, da entsprechend Beispiel 1 (DRK 1905d) zuerst der Kode für die intrathoracale Verletzung anzugeben ist.
    Wie ist Ihre Meinung und wie würden Sie argumentieren?

    Herzliche Grüße aus Nordschwabens freundlicher Mitte.
    Herbert Schmidt

    :b_dinner:Frohes Schaffen, schimi

  • Hallo,
    mit Komplikation der offenen Wunde ist nicht die Perikardverletzung zu verstehen.
    Entsprechend den Beispiel 2 (S.144) werden Probleme an der Wunde als Komplikationen verstanden.
    Die Kodierung wie durch Sie durchgeführt ist m.E. im Sinne der DKR2005 korrekt.

    Zitat

    „Offene intrakranielle/intrathorakale/intraabdominelle Verletzung
    Wenn eine offene intrakranielle/intrathorakale/intraabdominelle Verletzung vorliegt, ist zuerst
    der Kode für die intrakranielle/intrathorakale/intraabdominelle Verletzung anzugeben, gefolgt
    vom Kode für die offene Wunde.“


    Gruß MiChu :sonne:

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • Hallo,

    in der DKR 1905 sind m.E. die Sekundärcodes 21.8x! gemeint, die erst nach den Verletzungscodes aufgeführt werden sollen.

    Man könnte sich aber auch auf die allgemeine Kodierregel \"2 oder mehr Diagnosen, die gleichermaßen der Definition der HD entsprechen\" berufen:

    \"Wenn zwei oder mehrere Diagnosen in Bezug zu Aufnahme, Untersuchungsbefunden und/oder
    der durchgeführten Therapie gleichermaßen die Kriterien für die Hauptdiagnose erfüllen und
    ICD-10-Verzeichnisse und Kodierrichtlinien keine Verschlüsselungsanweisungen geben, muss
    vom behandelnden Arzt entschieden werden, welche Diagnose am besten der Hauptdiagnose-
    Definition entspricht. Nur in diesem Fall ist vom behandelnden Arzt diejenige auszuwählen, die
    für Untersuchung und/oder Behandlung die meisten Ressourcen verbraucht hat. Hierbei ist es
    unerheblich, ob die Krankheiten verwandt sind oder nicht\"

    Demnach könnten Sie also anhand des Ressourcenverbrauchs entscheiden, welche Diagnose HD wird, denn vermutlich hätte jede Verletzung für sich genommen auch zur stationären Aufnahme geführt.

    Gruß
    O. Herm