Komplikation nach Femurfraktur

  • Nochmals guten Tag,
    nach operativer Versorgung einer Femurfraktur, intertrochantär kommt es zu einer Komplikation.

    Zitat:Instabile per- bis subtrochantäre Oberschenkelfraktur links, Zustand nach Gamma-Nagelung jetzt zunehmende Dislokation des Trochanter majors.

    Welcher Kode muss hier verwendet werden?

    Gruß
    B. Schrader

  • Hallo Herr Schrader,

    Auf den ersten Blick natürlich T93.ff + T84.1, aber damit macht man es sich zu einfach. Gab es einen Sturz, der zu der Dislokation führte oder umgekehrt? Wann war die Osteosynthese? Lief die Akutbehandlung noch? War es schon als verzögerte Heilung zu werten oder gar schon eine Pseudarthrose? Geschah es intraoperationem? Was wurde gemacht? Lag eventuell eine Osteoporose vor, so dass der jetzige Zustand unvermeidlich gewesen sein könnte? Wenn ja, welche? Fand die Vorbehandlung im eigenen hause statt? War es eine Wiederaufnahme? Usw. usw.

    Diese Fragen sollte man erst noch klären, bevor man ans Codieren geht.

    Mit freundlichen Grüßen

    Thomas Winter
    Berlin

  • Einen schönen guten Morgen, Herr Winter,
    ich habe natürlich gehofft, dass Sie sich melden, vielen Dank.


    Hier nun weitere Angaben:
    Die Patientin wurde zuerst mit dem OPS 5-790.5f L versorgt.
    Danach Mobilisation mit Vollbelastung des linken Beines.
    Bei auftretender Schmerzsymptomatik bei Belastung wurde eine Röntgenkontrolle der linken Hüfte durchgeführt.
    Ich zitiere: Die Fratur zieht sich senkrecht intertrochantär bis subtrochantär mit Spaltung des Trochanter major mit Abstehen eines großen Teils des Trochanters major nach lateral.
    Wegen zunehmender Dislokation führten wir am .. .. .. die offene Repositon der Fratur mit einer Cerclage durch ( 5-794.1f ).

    Beide OPs in einem Aufenthalt.
    Vorerkrankungen ( Osteoporose o.ä. ) sind nicht bekannt.

    Noch eine kleine Frage:
    Im Rahmen der ersten OP ( Marknagel ) wurde der Markraumkanal wegen Enge aufgebohrt. Ist die Leistung mit dem OPS 5-790.5f abgegolten?

    Gruß
    B. Schrader

  • Hallo Herr Schrader,

    Vielen Dank für die weiteren Angaben. Nun sieht das ganze etwas anders aus.

    Mir scheint, dass die Fraktur möglicherweise t-förmig inter- und subtrochantär verlief, also mindestens 3 Fragmente. Bei der ersten OP wurde das trochantäre Fragment (Troch. major) entweder nicht ausreichend erfasst – und damit die Primärstabilität nicht ausreichte - oder die Fissur war so schmal, dass die Fraktur primär nicht erkannt werden konnte, also eher übersehen wurde. Das Auseinanderweichen der Fragmente nach der Osteosynthese wäre also eine typische mechanische Komplikation während der Erstbehandlung.

    Da das Ganze also noch während der Erstversorgung stattfand, würde ich nun folgendermaßen codieren.

    S72.11 + S72.2 als primäre Diagnosen (sofern vorhanden, es wären auch noch andere Frakturtypen denkbar – Z72.08; S72.10…).
    T84.1 als mechanische Komplikation (die T93.ff entfällt).
    Die Erst-OP wäre dann die von Ihnen angegebene 5-790.5f (Bohrung ist inklusive).
    Die Zweit-OP wäre dann auch die 5-794.1f aber zusammen mit der 5-983.
    HD wäre dann die S72.11, da sie den meisten Ressourcenverbrauch hatte.

    Ganz anders wäre die HD-Festlegung, wenn die 2. Fraktur (z.B. S72.11) erst beim Aufbohren oder Einschlagen des Gammanagels oder Einbringen der Gelenkkomponente entstand. Dann wäre die HD die primäre die Einweisung verursachende Fraktur – hier wahrscheinlich S72.2 (sofern vorhanden). Dann müsste die zweite Fraktur isoliert betrachtet werden (dann wahrscheinlich „nur“ 2-Fragmentfraktur also dann nur 5-793.2f + 5-983).

    Genügt Ihnen das?

    Mit freundlichen Grüßen

    Thomas Winter
    Berlin

  • Hallo Herr Winter,
    das soll wohl genügen.
    Zusammen mit dem CH. Oberarzt - unter Berücksichtigung Ihrer Angaben - werde ich die Kodierung sicherlich vornehmen können.
    Ich bedanke mich für Ihr Engagement. :i_daumenhoch3:

    Gruß
    B. Schrader

  • Hallo zusammen !
    Mir stellt sich folgendes Problem:
    Sekundäre Dislokation Femurschaftmehrfragmentfraktur bei Osteoporose.
    Die Fraktur wurde ursprünglich mit einer Platte versorgt. Jetzt Ausriss der distalen Schrauben aus dem porösen Knochen.
    OP: offene Fraktur-Reposition, Schraubenwechsel, Einbringen von Zement in den Markraum. Die Platte selbst wurde nicht gewechselt.

    OPS ? 5-787.1g + 5-792.0g ?

    Danke schon mal für die Hilfe !
    Freundliche Grüße
    S.Reiß

    Sabine Reiß

    Kodierassistentin

    Neckar-Odenwald-Kliniken

  • Hallo Frau Reiß,

    eine Plattenosteosynthese besteht aus der Platte mit den zugehörigen Schrauben. Daher würde ich sagen, wenn die Platte ausreißt und nun eine erneute Reposition und neue Fixierung der Platte mit neuen Schrauben erfolgt ist, war das eine neue Plattenosteosynthese: 5-792.2g

    Da jedoch nur die Schrauben gewechselt wurden, würde ich das bei der Kodierung der Entfernung berücksichtigen: 5-787.1g

    Und nicht vergessen, es handelt sich um eine Verbundosteosynthese (mit Zement), daher zusätzlich den passenden Kode aus 5-785 (0 od. 1). Der Hinweis dazu steht unter 5-79.

    Viele Grüße aus Melle
    Dr. Th. Wagner 8)
    Facharzt für Chirurgie
    Leiter Medizincontrolling
    christl. Klinikum Melle

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    um das genau darzustellen: Sie haben nur eine Schraube entfernt, dann eine neue mit Zement eingebracht? Wenn ja, haben Sie keine Plattenosteosynthese gemacht und auch keine Reposition. Dann geben Sie die ME und Zement ein und 5-786.0.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo Herr Selter,

    OP-Bericht:
    Entfernen der distalen Schrauben,........., offene Reposition der Fraktur u. temporäres Fixieren der Platte mit Kirschnerdraht, ....... Eröffnen des Markraums,......, Vorbohren der Schraubenlöcher u. Ermitteln der Schraubenlänge,.........Einbringen von Palacos und Festziehen der vorgelegten Schrauben, ........

    Freundliche Grüße
    S. Reiß

    Sabine Reiß

    Kodierassistentin

    Neckar-Odenwald-Kliniken

  • Hallo Herr Selter,
    also dann doch Plattenwechsel kodieren, auch wenn nur die distalen Schrauben gewechselt wurden ? Bin grad etwas verwirrt...

    Freundliche Grüße

    Sabine Reiß

    Kodierassistentin

    Neckar-Odenwald-Kliniken