MDK ignoriert Argumente

  • Guten Morgen,

    im Zusammenhang mit der Diskussion und dem getätigten Zitat ist auf folgenen, sehr erhellenden Artikel im Deutschen Ärzteblatt zu verweisen.

    Wie dort zu lesen ist, verfolgen die von Herrn Sander vorgeschlagenen Vermittlungspartner zumeist den teleologischen Ansatz, in dem \"der moralische Wert einer Handlung nicht in der Sittlichkeit der Handlung selbst ((liegt )Anmerkung D. Duck)), sondern sich ergibt aus den Folgen der Handlung für die Allgemeinheit.
    Die Teleologie liegt dem Utilitarismus zugrunde. Die Entscheidung darüber, ob eine Handlung moralisch, gut und sittlich ist, hängt mit dem sich daraus ergebenden Nutzen zusammen. Es ist also möglich, dass eine Handlungsentscheidung auf Kosten des Wohlergehens Einzelner und zugunsten des Wohlergehens der Mehrheit getroffen wird. Die typischen Repräsentanten der utilitaristischen Sicht stellen die patientenfernen Gruppen dar. Dazu gehören die Betriebsführung im Krankenhaus, die Politik und die Krankenkassen. Für alle drei Gruppen gilt, dass sie Entscheidungen zum Wohl der Gemeinschaft treffen müssen. Sie haben mit knappen Mitteln eine optimale Leistung zu erzeugen. Dabei werden Entscheidungen nach dem teleologischen Prinzip auf Kosten von Einzelfällen getroffen.\"

    Mit freundlichen Grüßen

    D. Duck

  • Guten Tag zusammen, insbesondere Gruß an Herrn Duck,

    das beschriebene Prinzip ist mir als das der sog. \"intentionalen Ethik\" bekannt, ist allerdings in der Medizin extrem problematisch. Die Tatsache, daß das Ziel einer Handlung ein gutes ist (Rettung eines Verletzten durch Transfusion), rechtfertigt beileibe nicht jeden Weg dorthin (Entbluten eines anderen Menschen zum Zwecke der Konservengewinnung). Auch wenn das genannte Beispiel überspitzt ist, wie ich zugebe, lassen sich aus der medizinischen Welt eine Reihe von Beispielen nenne, die die Problematik mannigfach ausleuchten können. Ärzte haben daher an vielen Stellen große Probleme mit dieser Form der ethischen Auslegung. Da ich als Arzt in der von Herrn Duck genannten Betriebsführung eines Krankenhauses tätig bin, muß ich trotz der von ihm genannten Ferne auf meine klinische Erfahrung aufsetzen und ein solches Prinzip dennoch ablehnen. Weitere Diskussion in diesem Zusammenhang könnte man außer auf myDRG demnächst auch auf myMEDICALETHICS führen ... :d_zwinker:

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Hallo Herr Duck,
    ... gilt aber immer nur für die anderen, dass werden ihnen sicherlich diejenigen, die Vertreter der o.g. Personengruppen als Patienten zu versorgen hatten gern bestätigen.

    Schönen Tag noch
    G. Grimm

  • Guten Tag auch, insbesondere Herr Grimm und Herr Sander,

    eigentlich wollte ich mit meinem Beitrag Transparenz schaffen in Entscheidungsgrundlagen. Wer diesen Artikel zu verstehen versucht, bekommt die Grundlage dann auch geliefert.

    Herr Sander: Da besteht wohl ein Mißverständnis. Nach Ihrer Schilderung ist die intentionale Ethik keinesfals gleichzusetzen mit dem teleologischen Denkansatz! Und wenn Sie Ihr Denken selbstkritisch mal im zeitlichen Strahl verfolgen, dann werden Sie wohl zu der Erkenntnis kommen, dass die Sichtweisen mit zunehmender Entfernung vom Patienten eine andere Ausrichtung finden- und sei es nur in Details.

    Eine neue Website ist nicht notwendig. Dass Medizin, Ökonomie, Moral/Ethik und DRGs einen Zusammenhang haben dürfte klar sein. Ohne diesen Zusammenhang gäbe es den zitierten Artikel ebensowenig wie diese Diskussion.

    Herr Grimm: Ihren Beitrag weiß ich nicht einzuordenen.
    \"gilt aber immer nur für die anderen, dass werden ihnen sicherlich diejenigen, die Vertreter der o.g. Personengruppen als Patienten zu versorgen hatten gern bestätigen\", da kann ich so richtig nichts mit Anfangen.

    Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass Grundsatzentscheidungen, getroffen auf teleologischer Grundlage immer einfacher zu vermitteln sind als gleiche Entscheidungen, auf den konkreten Fall angewandt und dem Betroffenen eventuell sogar vis a vis mitzuteilen.

    Es ist mir scheinends nicht bei allen gelungen, vermehrte Transparenz zu schaffen. Eine weitere Polarisierung erscheint mir jedoch nicht angezeigt.

    Wie bei vielen in diesem Forum schon getätigten Diskussionen um weiche Aspekte wird es auch hier noch zahlreiche Meinungen geben, ein Ergebnis am Ende wird es nicht geben.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. Duck

  • Guten Tag,

    in direkter Erwiderung zu Herrn Duck:

    Zitat


    Und wenn Sie Ihr Denken selbstkritisch mal im zeitlichen Strahl verfolgen, dann werden Sie wohl zu der Erkenntnis kommen, dass die Sichtweisen mit zunehmender Entfernung vom Patienten eine andere Ausrichtung finden- und sei es nur in Details.

    Ja, in der Tat ändert sich vieles, wenn man es von verschiedenen Seiten betrachtet und auch von verschiedenen Seiten handeln muß. Der Begriff \"Entfernung vom Patienten\" wird von mir derzeit immer noch nur räumlich interpretiert; inhaltlich macht man sich nach längerer Zeit klinischer Tätigkeit nicht einfach \"aus dem Staub\" und der Kontakt zu den Problemen \"von damals\" ist nach wie vor intensiv.

    Zitat


    Eine neue Website ist nicht notwendig.

    War auch nur bedingt ernst gemeint, da auch in diesem Forum sicher sehr weitreichende Überlegungen zur engen Nähe von Medizin, Ökonomie und Ethik ihren Platz haben.

    Zitat


    Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass Grundsatzentscheidungen, getroffen auf teleologischer Grundlage immer einfacher zu vermitteln sind als gleiche Entscheidungen, auf den konkreten Fall angewandt und dem Betroffenen eventuell sogar vis a vis mitzuteilen.

    Leider müssen sich Mediziner immer mit den Ergebnissen im Einzelfall beschäftigen, auch wenn unbestritten Grundregeln und Grundsatzentscheidungen unverzichtbar sind.

    Zitat


    Es ist mir scheinends nicht bei allen gelungen, vermehrte Transparenz zu schaffen. Eine weitere Polarisierung erscheint mir jedoch nicht angezeigt.

    Niemand, auch ich nicht, möchte polarisieren. Ich kann mir - gerichtet an die ärztlichen Kollegen - dabei hier den Hinweis nicht verkneifen, daß in der aktuellen Situation eine aktivere Beschäftigung mit der Gesamtproblematik unverzichtbar ist.

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Schade, ich hatte schon befürchtet, daß Sie mich mißverstehen.

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein