knöcherner Ausriß der palmaren Platte und Versorgung

1. offizieller Beitrag

    Hallo und guten Morgen Forum,

    folgendes Kodierproblem stellt sich mir:

    Ein Patient mit knöchernem Ausriß der palmaren Platte nach Luxation im PIP-Gelenk (Unfalltag ist schon länger her) wird stationär aufgenommen.
    Es erfolgt eine Reposition und eine Refixation der palmaren Platte mit Lengemann-Ausziehnaht.

    Unsere Ärzte haben die Bandverletzung mit einer primären Naht der Bänder im Interphalangealgelenk kodiert! :a_augenruppel:

    M.E. ist das doch völlig falsch, oder? Beschrieben im Op-Bericht wird, dass das knöcherne Fragment, an dem noch die palmare Platte hängt, débridiert wird, der Finger reponiert wird und eine Refixation der knöchern ausgerissenen palmaren Platte eben mittels Ausziehnaht erfolgt.

    Ich würde in diesem Fall die Fraktur, die Luxation und dann die Bandruptur kodieren wollen.

    Aber wie kann ich die Lengemannausziehnaht kodieren. Primäre Naht, wie von den Chirurgen gewählt, geht ja eh nicht wegen alter Bandverletzung. Aber handelt es sich hierbei denn um die knöcherne Refixatuion der Bänder des IP-Gelenkes? Könnte man hier also die 5-841.16 kodieren???? :sterne:

    Viele Grüsse aus Hannover

    Simone F
    :sonne:

    guten morgen Simone F !

    ich würdeauch die fraktur, die bandruptur+ die luxation codieren-
    als ops : 5-795.xc offene repostion einer einfachen fraktur an kleinen knochen(incl.handknochen)...schöner wäre 5-795.2c, aber ob die lengemann-drahtnaht als draht/cerclage durchgeht?

    Grüße im Kampf gegen das Böse
    Dr.Wacket

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    ein knöchernes Fragment bedeutet nicht automatisch eine Fraktur zu kodieren. Die Abgrenzung ist allerdings nicht eindeutig definiert.

    Siehe http://dedi694.your-server.de/mydrgj/apboard…Sehnenausriss#7

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

    hallo herr selter!
    eine kontinuitätsunterbrechung am knochen ist eine fraktur, und damit als fraktur zu codieren.das entnehme ich auch den stellungnahmen im zitierten link... so erklärt sich dann auch der ops-code.

    Grüße im Kampf gegen das Böse
    Dr.Wacket

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Dr.Wacket:
    hallo herr selter!
    eine kontinuitätsunterbrechung am knochen ist eine fraktur, und damit als fraktur zu codieren.das entnehme ich auch den stellungnahmen im zitierten link... so erklärt sich dann auch der ops-code.

    Guten Tag,

    das verwundert aber, wenn in diesem Link folgendes vom DIMDI dargestellt wurde:
    \"Handelt es sich klinisch eher um einen Ausriss mit \"ein wenig\" Knochen an der ausgerissenen Sehne, so sollte man den Sehnenausriss kodieren. Handelt es sich klinisch aber eher um eine Fraktur mit Dislokation durch Sehnenzug, so kann man es als Fraktur bezeichnen.\"

    Nach Ihrer These müsste alles mit einem Stück Knochen dran als Fraktur kodiert werden. Genau das wird aber vom DIMDI relativiert. Die Schwierigkeit besteht in der Abgrenzung....

    Hallo Dr. Wackett, hallo Herr Selter,

    leider kann ich mich jetzt erst melden. Vielen Dank für Ihre Beiträge zu meiner Anfrage.
    Hmm, da leider ja keine aktuellere Stellungnahme des DIMDI vorliegt muss ich wohl unsere Chirurgen fragen. Aber dem Op-Bericht kann ich ja nun schon entnehmen, dass hier kein Abriß, sondern eben eine knöcherner Ausriß vorlag.

    Ist ja manchmal alles ganz schön kompliziert!! :(

    Viele Grüsse aus Hannover

    Simone F
    :sonne:

    guten morgen allerseits!
    nach rücksprache mit den handchirurgen -siehe auch unter google unter knöcherner ausriß-studie der uni wien-wird ein knöcherner ausriß wie eine fraktur behandelt und codiert.jeder radiologe beschreibt eine konturunterbrechung als fraktur...!die haarspalterei des dimdi \"ein wenig knochen\" ist wenig hilfreich.

    Grüße im Kampf gegen das Böse
    Dr.Wacket

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Dr.Wacket:
    guten morgen allerseits!
    nach rücksprache mit den handchirurgen -siehe auch unter google unter knöcherner ausriß-studie der uni wien-wird ein knöcherner ausriß wie eine fraktur behandelt und codiert.jeder radiologe beschreibt eine konturunterbrechung als fraktur...!die haarspalterei des dimdi \"ein wenig knochen\" ist wenig hilfreich.


    Hallo Herr Wacket,

    eine Studie aus Wien zur Verletzungsversorgung sagt gar nichts über das Verständnis der ICD-Kodierung in der BRD aus. Und: Sie werden oft den Ausdruck \"knöcherner Ausriss\" auch von den Radiologen lesen und eben nicht \"Fraktur\". Ihre Meinung würde, wie schon oben gesagt, bedeuten, dass der kleinste Fitzel Knochen an einer Sehne/Band die Fraktur als Kode fordert. Das ist in meinen Augen weder sinnvoll, noch durch die ICD-Systematik geklärt.
    Nur eine entsprechende Klarstellung im ICD kann hier zukünftig Missverständnisse verhindern.