Bonus für die MDK-Begehung

  • Hallo Forum!

    In unserer Klinik bin ich diejenige, die die MDK-Begehungen vorbereitet, durchführt (mit dem zuständigen Oberarzt als medizinische Unterstützung) und nach der Prüfung auch die Nacharbeiten durchführt.

    Nun gibt es ja seit einiger Zeit die Aufwandspauschale.
    Nun meine Frage, ist ob jemand bekannt ist, dass man eine eine Art Provision (ich weiß nicht ob das das richtige Wort dafür ist) von der gewonnen Summe der Aufwandspauschale fordern kann?

    Mfg
    K. Weihs

  • Hallo Frau Weihs,

    ich halte die Möglichkeit eine Aufwandspauschale als Provisionsgrundlage zu nutzen für völlig ungeeignet. Ich wüsste nicht, wem der Erfolg angerechnet werden könnte, dass eine Abrechnungsprüfung nicht zu einer Minderung des Rechnungsbetrages führt. Lag es an der wirtschaftlichen Versorgung, der guten Dokumentation, der korrekten oder etwa sehr zurückhaltenden Kodierung, der guten Vorbereitung, dem medizinischen Sachverstand bei der Prüfung oder gar dem Verhandlungsgeschick?

    Grundsätzlich hängt ein derartiger Erfolg von vielen Faktoren ab, je nach Organisation auch von Dingen, die recht schwer zu beeinflussen sind. Ein Leistungsindikator sind die Zahl der Aufwandspauschalen für mich jedenfalls nicht und daher auch nicht als Provisionsgrundlage geeignet. Zudem Frage ich mich, ob mein Chef zufrieden wäre, wenn gar jede Prüfung ohne notwendige Korrektur abgeschlossen werden könnte ...

    Viele Grüße
    S. Seyer

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,

    Prämien zerstören Qualität
    Prämien ignorieren Ursachen

    Eine Lehre aus der Finanzkrise ist auch, dass es keine Rückkehr zu „business as usual“ gibt. Dazu gehören auch die „Bonuszahlungen“

    Es gibt keinen stärkeren Motivator als mit Begeisterung etwas zu tun und Stolz über das erzielte Resultat zu empfinden

    „Motivation durch Geld macht die Menschen süchtig. Wenn das Geld dann weg bleibt, kommt nichts mehr,“ Götz Werner, Gründer dm-Drogerie

    Es gibt keine Studie weltweit, die eine dauerhafte Leistungssteigerung durch Anreizsysteme nachgewiesen hätte (Alfie Kohn, Punished by rewards, 1999)


    Gruß

    E Rembs

  • Hallo Herr Rembs,

    das ist eine persönliche Meinung. Habe letztlich einen sehr interessanten Artikel eines namhaften Wirtschaftswissenschaftlers (irgendwann in der FAZ) gelesen über das Prämiensystem. Prämien nach Abschluß des Geschäftsjahres (nicht vorvereinbart, nicht im Vorfeld durch die Mitarbeiter kalkulierbar) nach guter Geschäftsentwicklung führen zu einer längerfristigen Motivation ohne dabei einzig erlösorientiert zu sein. Schwerpunkt dieser Prämien sollte dabei auf der Nachhaltigkeit der Geschäftsentwicklung liegen.
    Insbesondere die Motivation aller Mitarbeiter im täglichen Leben rationaler und effektiver zu arbeiten würde dadurch verstärkt.

    Da ich auch nur angestellter Mensch bin, unerwartete Prämien motivieren mich durchaus.

    Da der Artikel mit Herrn Werner auch in der FAZ war, können Sie mir ja vielleicht auch meine Quelle nennen.

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

    • Offizieller Beitrag

    Guten Abend,
    guten Abend Herr Kollege Schemmann,


    Zitat


    Original von schemmi:
    … Prämien nach Abschluß des Geschäftsjahres (nicht vorvereinbart, nicht im Vorfeld durch die Mitarbeiter kalkulierbar) nach guter Geschäftsentwicklung führen zu einer längerfristigen Motivation

    Meine Kommentar bezog sich auf vereinbarte Bonuszahlungen.


    Zitat


    Original von schemmi:
    … können Sie mir ja vielleicht auch meine Quelle nennen.


    Möglicherweise beziehen Sie sich auf:

    Ein schlauer Chef beschenkt seine Mitarbeiter: Studie belegt: Bonuszahlung erhöht Produktivität Prämie sollte allerdings nicht zu hoch ausfallen

    „Das Experiment der Wissenschaftler zeigt zudem, dass wirklich schlau nur der Chef ist, der seine Mitarbeiter nicht zu großzügig beschenkt. Denn im Fall des kanadischen Aufforstungsbetriebs ging die Rechnung letztlich doch nicht auf: Der zu hohe Bonus sorgte für ein Verlustgeschäft. \"
    http://idw-online.de/pages/de/news219277

    IZA Discussion Paper No. 2696, Bellemare/Shearer (2007), Gift Exchange within a Firm: Evidence from a Field Experiment)
    http://ftp.iza.org/dp2696.pdf - Volltext der Studie


    Gruß
    Eberhard Rembs

  • Hallo,
    hier eine möglicherweise boshafte Ansicht:
    die 300 Euro stehen voll und ganz dem Krankenhaus zu. Denn das Krankenhaus hat auch den erhöhten Aufwand in Form der Personalkosten (im Medizincontrolling) für die Prüfungen. Und Ihr Job ist es, diesen Schaden nicht noch grösser zu machen, indem sie bei den Prüfungen zu viel Geld verlieren.

    Auch ich bin grundsätzlich ein Freund von Anreizsystemen (bitte nicht mit blossen Geldzahlungen verwechseln!)

    Aber bei diesen rein fiskalischen Betrachtungen - (was habe ich rausgeholt? - wie hoch ist mein Anteil?) ist meine Gegenfrage:
    wenn wir auf dieser Basis argumentieren: wonach soll dann der KH-Seelsorger bezahlt werden?

    Auch ich kenne Fälle, bei denen der AG Bonuszahlungen in Form von Zielvereinbarungen in Abhängigkeit von MDK-Kürzungen vornehmen wollte.
    Die Folge wäre: 200%ige sozialgerichtsfeste Dokumentation, Verzicht auf jegliche Nebendiagnosen, drastisches Sinken des CM und CMI; natürlich keien streitbefangenen Komplexkodes etc.

    Andere Folgen wären natürlich Prämien für erfolgreiches Prüfen auf der Gegenseite.

    Trotz allem:
    Dank an Frau Weihs, dass sie die Diskussion eröffnet hat, die doch häufiger als vermutet in den Köpfen spukt.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch