Externe Primär-Kodierung???

  • Hallo DRG-Foristen!

    Folgende Fragen sind im Medizinischen Referat der Hessischen Krankenhausgesellschaft aufgekommen:

    1.) Hat jemand Erfahrungen mit Auftragnehmern, die Primärkodierungen des DRG-Datensatzes nach Aktenlage durchführen? Wenn ja, wer macht sowas?

    2.) Wie sind die Erfahrungen (Kodierqualität, Kodierleistung Fälle/Tag)?

    3.) Wie hoch schätzen Sie die reine Kodierleistung (Fälle pro Tag/pro Stunde) eines medizinisch und technisch Sachverständigen, der über adäquates technisches Gerät und Kodiersoftware verfügt, in Ihrem eigenen Haus ein?

    Mit freundlichen Grüßen
    Stefan Haupts

    Referat Medizinische Angelegenheiten im Krankenhaus, Hessische Krankenhausgesellschaft e.V., Arzt

  • Hallo,

    1 - ich hatte kürzlich ein Prospekt von Herrn Hügo Kuypers in Händen, der jetzt wohl solche Dienstleistungen anbietet. Habs aber verlegt. Herr Kuypers war mal ein fleißiger Poster hier und hat auch im Profil auch eine E-mail-Adresse angegeben, von der ich aber nicht weiß, ob sie aktuell ist.
    Ich denke jeder einigermaßen erfahrene MedCo kann nach Aktenlage DRG-Datensätze produzieren, die in ihrer Qualität und KR-Konformität weit über dem Niveau der Kalkulation 2003 liegen. Ein gewisser Abstand zum Optimum wird sich aber aus der Unkenntnis des klinischen Falles wohl immer ergeben.

    2 - keine Erfahrungen

    3 - ich denke, dass die benötigte Zeit pro Fall etwa zwischen 2 und 15 Minuten liegt, mit einem Mittelwert sicher unterhalb 10 Minuten, wenn in der Klinik nicht nur hochkomplexe Fälle landen. Also vielleicht 7 pro Stunde. Das ist aber nicht gleich 8 * 7 = 42 am Tag und schon garnicht 8 * 7 * 5 = 210 in der Woche oder 52 * 210 = 11000 im Jahr. Ich sehe nämlich nicht, wer das tun würde. Mir fallen sofort zehn Kollegen ein, die in einer Stunde 7 Fälle prima kodieren könnten. Nur keiner würde das tatsächlich wochen- oder monatelang tun, weil das wohl unerträglich wäre. Für 20 Euro pro Fall könnte das anders aussehen, aber daran dachten Sie sicher nicht. Obwohl, wenn man sich ansieht, was man Beratern sonst so zahlt...

    Freundliche Grüße

    Christian Jacobs

  • Hallo Forum,
    die e-mail-Adresse von Herrn Kuypers, die im Forum hinterlegt ist stimmt noch. Habe auch gerade die Preisliste zur externen Kodierung von Herrn Kuypers erhalten (nicht ganz billig)

    Gruß aus dem Frankenland

    A. Döring

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    ad 1) keine Erfahrung

    ad 2) keine Erfahrung. Mich würde als dritter Aspekt noch die Kosten-/Nutzenrelation interessieren.

    ad 3) ich komme mit 10 Minuten nicht ganz hin, weil ich die Akten (wenn ich ihrer denn schon mal habhaft bin) gleichzeitig noch unter Fehlbelegungsaspekten prüfe und die entsprechende PC-Dokumentation zum Vergleich heranziehe.
    Das braucht seine Zeit. Rein unter dem Aspekt des Verschlüsselns, scheinen ca. 10 Min. allerdings als realistisch. Irgendwo las ich, dass ein Durchschnittswert bei 15 Min. läge.

    Es grüßt herzlich
    B. Sommerhäuser

  • Hallo zusammen,

    die aktuelle eMail-Adresse von Hügo Kuypers ist medoku@t-online.de
    Der Kollege arbeitet selbständig und deshalb auch am Wochenende.
    Er ist hardwaremäßig gut und neu ausgestattet und hat umfassende Kenntnisse von jahrelangen KH-Codierungen und anderen Aufgaben.


    --
    Einen freundlichen Gruß vom MDA aus Schorndorf

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Admin:
    Hallo zusammen,

    ad 1) keine Erfahrung

    ad 2) keine Erfahrung. Mich würde als dritter Aspekt noch die Kosten-/Nutzenrelation interessieren.

    ad 3) Irgendwo las ich, dass ein Durchschnittswert bei 15 Min. läge.

    Es grüßt herzlich
    B. Sommerhäuser


    Hallo,


    1) auch keine Erfahrung
    2) Ich warne vor hohen Transaktionskosten... (“the hidden cost of codingâ€)
    3) Ich meine diesen Wert (15 min pro Fall. s.o.)in einem Aufsatz von Herrn Dr. Rochell im Deutschen Ärzteblatt auch gelesen zu haben.


    4) Cave 15 min: als Durchschnittswert realistisch, aber wer nur in Durchschnitten rechnet, macht im Durchschnitt auch viele Fehler...
    5) Stichwort Basel II: Wie erfolgt das „rating“ eines Krankenhauses, dass die Kodierung an einen externen Dienstleister vergibt?
    6) Was ist, wenn der Dienstleister „ausfällt“ (Risikobetrachtung)


    Schöne Grüße


    Eberhard Rembs
    Bochum

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Rembs:
    [...]
    5) Stichwort Basel II: Wie erfolgt das „rating“ eines Krankenhauses, dass die Kodierung an einen externen Dienstleister vergibt?
    6) Was ist, wenn der Dienstleister „ausfällt“ (Risikobetrachtung)

    Guten Abend, Herr Rembs,
    ad 5
    Wenn die externe Dienstleistung "günstiger" (Weniger Personalkosten, bessere Arbeitsbedingungen für dann nicht mehr kodierende Ärzte) ist, könnte im Folgejahr z.B. ein besseres Rating folgen, wiewohl ich nicht glaube, dass nur dieser eine Faktor solch gravierende Auswirkungen auf ein ohnehin zu erwartendes negatives Rating haben würde.

    und 6:
    In der Tat, eine interessante Frage. Was passiert, wenn das outgesourcte Labor, der Reinigungsdienst, die Küche etc. ausfällt ?
    Mit Rückstellungen kommt man da wohl nicht weiter...? :no: ?(

    Schöne Grüße
    sendet
    B. Sommerhäuser

    • Offizieller Beitrag

    Guten Abend Herr Sommerhäuser,
    Guten Abend Forum,


    Ist es im Sinne einer Wettbewerbsstrategie sinnvoll einen Kernprozeß (Kodierung) in externe Hände zu geben? Ist hier der mögliche Vorteil der „Kostenführerschaft“ nicht auch als Hinweis auf ein mögliches „Systemversagen“ im Hause zu interpretieren?

    Ich würde hier ein Defizit an „Fähigkeitspotentialen“ (fehlende Prozeßbeherrschung, fehlende Flexibilität der Organisation) vermuten.

    Juristische Aspekte und Risikobetrachtung sprechen m. E. auch gegen das "outsourcen".

    Gruß

    E. Rembs
    Bochum