Pneumonie, COPD, Linksherzinsuffizienz?

  • Hallo liebes Forum,

    eine Frage zu den o.g. Diagnosen:

    Ein Patient kommt mit einer Bronchopneumonie bds. bei schwerstgradiger chron. obstruktiver Lungenerkrankung unter Sauerstofflangzeittherapie mit pulmonaler Hypertonie und einer biventrikulären Herzinsuffizienz NYHA III.

    Wie würdet ihr den Fall kodieren? Was ist Haupt- und welche sind Nebendiagnosen und kann ich überhaupt alle Diagnosen (also die J18.0, die J44.00und die I50.13) zusammen kodieren oder ist die Pneumonie in der J44.00 schon enthalten? Kann man neben einer COPD eine Herzinsuffizienz NYHA III kodieren? Wegen der Herzinsuffizienz wurde u.a. die Medikation umgestellt, die Pneumonie wurde antiobiotisch behandelt die COPD mit den üblichen Sprays und Inhalationen.


    Viele Grüße

    Tanja

  • Hallo Tanja,

    wenn die Bronchopneumonie den Aufenthalt veranlaßt hat, ist sie HD = J18.0

    Als ND können Sie die J44.00 und auch die I50.13 kodieren.

    PS: Blutgasanalyse nicht vergessen (J96.0) :d_zwinker: - die Diagnosen \"riechen\" förmlich nach einer Hypoxämie.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • Danke für die schnelle Antwort!

    Ich sehe das auch so, der MDK schreibt allerdings:
    I50.13: bei bds. Pneumonie + exacerbierte COPD kann nicht von einem Stadium NYHA III ausgegangen werden - I50.9.

    Die J96.0 wird hier vom MDK als ND immer abgelehnt, mit der Begründung, dass diese nur als Aufnahmediagnose zu kodieren ist.

  • Hallo

    Zitat

    Original von tanita1707:
    Die J96.0 wird hier vom MDK als ND immer abgelehnt, mit der Begründung, dass diese nur als Aufnahmediagnose zu kodieren ist.


    Kodierempfehlung Nr. 244 SEG 4 der MDK-Gemeinschaft:
    \"J96.1 Chronische respiratorische Insuffizienz, anderenorts nicht klassifiziert ist Symptom der zugrunde liegenden, bekannten Erkrankung J44.81 Sonstige näher bezeichnete chronische obstruktive Lungenkrankheit, die während des stationären Aufenthaltes behandelt wird. J44.81 ist deshalb Hauptdiagnose.
    J96.1 stellt ein eigenständiges und wichtiges Problem dar und ist als Nebendiagnose zusätzlich anzugeben (DKR D003, Abschnitt Symptom als Nebendiagnose)\".

    Zur I50.--: Nun, dies ist in der Tat schwer beweisbar wegen der durch durch die beiden anderen Diagnosen bedingten Dyspnoe.
    Vielleicht aber haben Sie Röntgen-Verlauf, Minusbilanzierungen und ggf. Vorbefunde haben, welche die Linksherzinsuffizienz belegen - und sich die Atemnot \"überproportional\" gut bessert, ohne daß dies auf die COPD oder die Pneumonie bezogen werden kann.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • Hallo,
    wenn der Patient eine Herzinsuffizienz hat und über Luftnot klagt, dann ist für mich der entsprechende Kode anwendbar.
    Wenn ich andererseits im Röntgenbild ein Lungenödem habe und keine Doku über die Luftnot (in Ruhe) habe, dann wird auch nur die I50.9 anerkannt.
    Wenn also formal, dann bitte fomal in beide Richtungen.
    Im ICD I50.1_ ist mit keiner Silbe die Rede von dekompensiert oder so.
    Einzig der Grad der Dyspnoe wird als Unterscheidungskriterium herangezogen
    Oder habe ich was übersehen?

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo,

    Zitat

    Original von E_Horndasch:
    1. ...wenn der Patient eine Herzinsuffizienz hat und über Luftnot klagt, dann ist für mich der entsprechende Kode anwendbar......
    2. Im ICD I50.1_ ist mit keiner Silbe die Rede von dekompensiert oder so....Einzig der Grad der Dyspnoe wird als Unterscheidungskriterium herangezogen


    ad 1.: Zustimmung!
    ad 2.: Auch Zustimmung.
    Allerdings: Hier handelt es sich um ein Mischbild aus COPD und Herzinsuffizienz [hier: NYHA III]. Was ist vordergründig ursächlich für die Dyspnoe? [Dies ist nämlich zumeist Grund, warum \"der MDK\" eine der beiden Diagnosen mit .9 bewertet].

    Der Patient kam \"mit einer Bronchopneumonie bds. bei schwerstgradiger chron. obstruktiver Lungenerkrankung unter Sauerstofflangzeittherapie mit pulmonaler Hypertonie und einer biventrikulären Herzinsuffizienz NYHA III.\"

    Deshalb mein Vorschlag, radiologisch eine Besserung der Herzinsuffizienz ggf. parallel zum klinischen Verlauf zu dokumentieren (Diuretica, Bilanzierung). Die beidseitige Bronchopneumonie nämlich läßt mich an eine Stauungspneumonie denken.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • Guten Tag,

    Zitat

    Ich sehe das auch so, der MDK schreibt allerdings:
    I50.13: bei bds. Pneumonie + exacerbierte COPD kann nicht von einem Stadium NYHA III ausgegangen werden - I50.9.

    Woher nimmt der Mitarbeiter des MDK diese Gewißheit?

    Natürlich kann die Luftnot bei kleinster Belastung schon durch eine COPD IV erklärt sein. Auf der anderen Seite: Wenn es bei einer - wohl dilatativen - Kardiomyopathie zu einer biventrikulären Dilatation kommt, dann liegt in der Regel auch eine höhergradige Herzinsuffizienz vor und die ist dann eben auch so zu kodieren (Medikation, Bilanz, RöntgenVerlauf, ...).

    Zitat

    Was ist vordergründig ursächlich für die Dyspnoe? [Dies ist nämlich zumeist Grund, warum \"der MDK\" eine der beiden Diagnosen mit .9 bewertet].

    Womit begründet \"der MDK\" dies? Die Herzinsuffizienz ist eine klinische Diagnose mit Einteilung nach Belastbarkeit / Luftnot (siehe Hr. Horndasch), der Schweregrad der COPD läßt sich meistens lungenfunktionell festlegen.

    Mit freundlichen Grüßen aus dem Rhein-Neckar-Delta

    Dr. Wolfram Stark
    Internist / Pneumologe / Beatmungsmediziner / Kardiologe
    OA der Medizin. Klinik III
    Theresienkrankenhaus Mannheim

  • Hallo zusammen, Hallo Herr Stark,

    Zitat

    Original von WStark:


    Womit begründet \"der MDK\" dies? Die Herzinsuffizienz ist eine klinische Diagnose mit Einteilung nach Belastbarkeit / Luftnot (siehe Hr. Horndasch), der Schweregrad der COPD läßt sich meistens lungenfunktionell festlegen.


    tja, da müssen Sie nicht mich fragen - sondern \"den\" MDK.
    Wir hatten in der Vergangenheit wiederholt diese Probleme - und haben niemals (oder zumindest nur selten) vernünftige Erklärungen(-versuche) lesen können.
    Gutachten einiger MDK-Kollegen erscheinen mir manchmal wie ein trotziges Kind, welches aufstampft und und lamentiert \"Ich will das aber nicht!\" Dies insbesondere, wenn z.B. Neurologen oder Gynäkologen sich mit pneumologischen Fragestellungen abmühen.....

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • Guten Tag,

    Mir geht es ebenso.

    Eigentlich wäre spätestens zum Zweitgutachten dann ein Fachkollege (Pneumologe / Kardiologe) zu fordern.

    Mit freundlichen Grüßen aus dem Rhein-Neckar-Delta

    Dr. Wolfram Stark
    Internist / Pneumologe / Beatmungsmediziner / Kardiologe
    OA der Medizin. Klinik III
    Theresienkrankenhaus Mannheim

  • Guten Tag,

    Zitat

    Original von WStark:
    Eigentlich wäre spätestens zum Zweitgutachten dann ein Fachkollege (Pneumologe / Kardiologe) zu fordern.


    ...was wir begleitend zu unserem Widerspruch dann auch immer erbitten/fordern!

    Ich wünsche einen schönen Feierabend.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe