Erfahrungen mit Unternehmensberatungen

  • Hallo bowra,
    ich hatte schon geplant, die „amüsanten Beiträge“ ein wenig zu kommentieren, da wir Sie offenbar reichlich verschreckt hatten. Schön, dass Sie nochmals nachfassen. 

    Ich meine, die Postings von D. Zierold („Meist viel Wind um Dinge, die wir vorher schon wußten“) und NuxVomica („... unterschiedliche Erfahrungen gemacht, häufiger allerdings negative. ... Letztlich kamen fast immer diejenigen Ergebnisse heraus, die von den Fachabteilungen sowieso schon entwickelt oder propagiert worden waren, aber von der Obrigkeit nicht ernst genommen wurden“) zeigen recht gut auf, dass im Einzelfall Unternehmensberatung sinnvoll und hilfreich sein kann.
    Meine Erfahrungen zeigen leider, dass auch der Einzelfall zwar teuer und zeit- und personalintensiv war, aber ohne wirklichen Nutzen für das Projekt. Beispiel: Weil unser Pflegedienst oftmals stundenlang mit z.B. dem Beschaffen von Materialien für den Stationsbedarf ihren eigentlichen Aufgaben entzogen waren, hatten wir wiederholt einen Hol- und Bringedienst „gefordert“. Ein externer Berater hat dann eine Woche lang analysiert, was wo gelagert wird, was von wo nach wo transportiert wird und welchen Aufwand dies beinhaltet. Das Pflegepersonal wurde anschliessend eine Woche lang auf diesen Wegen begleitet. Wegstrecken und Zeitaufwand wurden registriert. Im abschliessenden Gutachten wurde empfohlen, einen Hol- und Bringedienst einzurichten.... Diesen haben wir jetzt seit ca. 2 Jahren – und die Mitarbeiter mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • [...]Meist viel Wind um Dinge, die wir vorher schon wußten.
    An wem (Auftraggeber oder -nehmer) das dann letztendlich lag, will ich nicht mehr herausfinden. Ich denke, wenn ein KH, seine internen Ressourcen = Menschen mit Ideen und Engagement nutzt, braucht man keine Berater. Vielleicht einen Moderator, der die Kommunikation auf neue Bahnen lenken kann.

    Genauso sieht die allgemeine Erfahrung im Moment aus. Sowohl jetzt, als auch aus früheren Erfahrungen. Nicht alle Mitarbeiter sind Betriebsblind, sondern haben unter Einsatz und Engagement viele gute Ideen. Einen Pool an Ideen, mit denen sich der U-Berater nur schmücken würde, es wäre überdies seiner Kreativität entsprungen.

    MfG

    ruesay

  • Schönen guten Tag bowra

    Ich habe hier mal ein schönes Beispiel über Kosten, Sinn und Unsinn von Beratungen im Krankenhaus zusammengestellt. Mein persönlicher Favorit ist der oberste Artikel, der darstellt, dass sich der Oberbürgermeister beraten lässt, ob die Krankenhausberatungen sinnvoll waren.

    Vielleicht nehmen Sie mal Kontakt zu der betreffenden Klinik auf...

    Ich wünsche noch einen schönen Tag!


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  • Guten Morgen -

    mein Kurzfazit: fast immer arbeitet man Zahlenmaterial zu und vor allem Gedanken die die meist "zusammengeführt und aufbereitet" werden. Werden selbst Daten/Zahlen ermittelt (Wegezeiten etc.) stellt sich immer die Frage ob man nicht überbezahlt (z.B. auch mit sensiblen Daten).

    Über die Kompetenzen der Berater hat man meist nicht so gute oder nur vage Informationen ("Referenzen") - außer bei meinem aktuellen Top-Beispiel:

    Karl-Theodor zu Guttenberg habe "zwei Ministerien geführt, die für dieses Thema relevant sind". So begründete Neelie Kroes, als EU-Kommissarin fürs Digitale zuständig, dass Karl-Theodor zu Guttenberg jetzt die Kommission in Sachen Internetfreiheit beraten soll. (...) Kommissarin Kroes erklärte fast entschuldigend, sie brauche ja "Talente, keine Heiligen".

    Bleibt die Frage: Talent wozu?

    Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzp…,803190,00.html

    Zugleich beteuerte zu Guttenberg, dass er momentan kein politisches Comeback in Deutschland anstrebe und von den USA aus tätig sein werde.

    Quelle: http://www.heise.de/newsticker/mel…en-1393860.html

    Klar Reisekostenerstattung wurde ja vereinbart.


    Herzlichst.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Schönen guten Tag,

    dass Politiker nach Ihrer Laufbahn gerne als "Berater" eingekauft werden, finde ich ein anderes Thema. Hier geht es auch meist weniger um die inhaltliche Kompetenz, als vielmehr um die politischen Kontakte. Und hier ist Herr zu Guttenberg auch kein einsames Beispiel.

    Im Einzelfall kann externe Beratung durchaus sinnvoll sein, ich würde das allerdings nur bei eng umgrenzten Projekten sehen, wo ein Dritter seine eigene Erfahrungskompetenz einbringt und damit dann auch ein anderes Gewicht hat, als der "Prophet im eigenen Land".

    Das sind dann allerdings weniger die bekannten "Allrounder", als vielmehr die im jeweiligen Bereich spezialisierten Unternehmen.

    Das Hauptproblem bei Beratungen sehe ich darin, dass letzltlich beim Beraten keine Verantwortung für die Folgen übernommen wird. Beispielsweise klagen einige Medizincontrollerkollegen darüber, dass ihre Geschäftsführung von den Beratern vorgerechnet bekommt, wie viel "Potential" in der Kodierung steckt. Dass dieses "Potential" dann bei genauer Betrachtung des Einzelfalles dann möglicherweise doch nicht kodierbar wäre oder spätestens vom MDK wieder gestichen würde, bleibt in der Berechnung außer Acht. Der Berater hat seinen Erfolg (angebliche Mehrerlöse) und der interne Medizincontroller sieht doppelt Blöd aus, erstens, weil er das Potential bisher nicht realisiert hat und zweitens, weil er später bei den MDK-Prüfungen so viel Federn lassen muss (was dann wieder einen Anlass für eine Beratung geben kann..).
    Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich halte ich es für sinnvoll und wichtig, seine eigene Arbeit auch zu hinterfragen und im Falle der Kodierung ggf. mit entpsrechenden Tools oder Dienstleistungen zu überprüfen.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Hallo Herr Schaffert,

    Das Hauptproblem bei Beratungen sehe ich darin, dass letzltlich beim Beraten keine Verantwortung für die Folgen übernommen wird.

    Sie bringen es auf den Punkt!

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld