Unterschied traumatischer und nichttraumatischer Achillessehnenriss

  • Hallo,

    Frage: Worin besteht der Unterschied zwischen einem traumatischen (S86.0) und einem nicht traumatischen Achillessehnenriss (M66.26)? Der Patient hatte sich beim Volleyballspielen die Achillessehne gerissen und es ist die M66.26 kodiert und somit nicht traumatisch, aber ist es dann nicht traumatisch?

    Freue mich über schnelle Antworten

    Herzliche Grüße

    Herzdame

  • Hallo,

    für eine traumatische Achillessehnenruptur muss ein adäquates Trauma vorgelegen haben, das wäre in Ihrem Fall ja so. Also, ich würde traumatisch kodieren (ändert aber nichts am Erlös).

    Schönen Tag noch

    Anne

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Volleyball und Achillessehnenriss bedeutet nicht automatisch, dass ein adäquates Trauma vorliegt. Eine gesunde Achillessehne reißt nicht beim Abspringen. Das hat auch schon Gerichte beschäftigt:
    http://www.bverwg.de/media/archive/661.pdf

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Sehr geehrter Herr Dr. Selter,

    diesen Streitpunkt bei BG-Fällen haben wir auch immer mal, aber wie wollen Sie unterscheiden, wieviel Prozent Vorschädigung ist und wieviel durch Trauma? Was soll kodiert werden, wenn das (MIni-)Trauma nur noch der geschädigten Sehne den Rest gibt? Ist ja oft im Nachhinein auch nicht mehr genau zu eruieren.

    Beim Volleyball ist die Belastung relativ hoch, Stürze sind häufig. Wie der genaue Ablauf war, wurde nicht erwähnt.

    Viele Grüße

    Anne

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    bei Springen reist keine gesunde Achillessehne, womit eben kein adäquates Trauma bestand. Da gibt es eigentlich nichts zu streiten. Somit ist es ein degenerativer Riss mit Auslöser "Sprung".

  • Hallo zusammen
    ineressante Diskussion.
    Aber hatten wir genau dieses Thema nicht schon oft bei den pathologischen Frakturen?
    In meinem Kopf war die sich gemeinhin etablierende Lösung, dass es sich immer um eine traumatische Fraktur handelt, wenn ein Trauma irgendwie herleitbar war, unabhängig von der Tatsache, dass es bei einem gesunden Knochen wahrscheinlich nicht zu einem Bruch gekommen wäre.
    Danach wäre doch auch ein Sehnenriß beim Sport ein traumatischer Riss und nur wenn der Riss plötzlich im Bett beim Träumen vom mal wieder verlorenen Spiel des FC Bayern geschieht eher Nichtraumatisch . oder?

    Gruss Schmitz

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    auch beim Hinsetzen auf einen Holzstuhl bricht kein Wirbelkörper, es sei denn er ist in einem entsprechenden vorgeschädigten Zustand, z. B. Osteoporose oder Tumor. Dann liegt hier keine traumatische Fraktur vor, sondern eine pathologische/osteoporotische Fraktur. Wir werden hier nichts verbindlich vereinbaren können (haben das auch nicht), da es uns überhaupt nicht zusteht. Ich kann aber sagen, dass die hier aufgeführten Beispiele für mich ganz sicher keine traumatischen Anlässe haben. Springen gehört zum normalen Bewegen, Hinsetzten ebenfalls und ist kein Trauma im hier zu verstehenden Kontext..... Siehe auch medizinische Begründung im Urteil. Dass in anderen Fällen da auch mal zu diskutieren ist (Neben den Stuhl gesetzt und Fraktur), ist klar. Off topic: Mir ist als Bayern-Fan gestern nichts im Bewegungsapparat gerissen, lediglich ein Geduldsfaden.

  • Hallo,

    etwas älter ist der thread ja schon, dennoch möchte ich mich noch an der Diskussion beteiligen:

    Für eine traumatische Achillessehnenruptur muss ein adäquates Trauma vorliegen. Die normale alltägliche Bewegung inklusive normale Bewegungen beim Sport, die nicht als Unfallereignis gewertet werden können (normales Hochspringen beim Volleyball zum Beispiel), können sicherlich nicht als Hinweis für eine traumatische Achillessehnenruptur gewertet werden.

    Ein Unfallereignis (das heißt eine so nicht geplante und insofern unkontrollierte Bewegung) sollte für die Begründung einer traumatischen Achillessehnenruptur schon vorhanden sein.

    Meine bescheidene Erfahrung aus der Unfallchirurgie und Orthopädie: Echte traumatische Achillessehnenrupturen sind selten und gehen meist mit einem echten Trauma einher.

    Und: In Zweifelsfällen hilft zur sicheren Unterscheidung nur der intraoperative Befund (im OP-Bericht wird in der Regel vermerkt, ob Hinweise für eine traumatische Schädigung vorliegen) oder noch besser die Histologie. In der Regel sollte intraoperativ eine Gewebeprobe entnommen und zur histologischen Untersuchung eingesandt werden, die Pathologen legen sich da dann in der Regel fest.

    Ich hoffe, nochmal etwas zur Klärung beigetragen zu haben!

    Grüße aus Heidelberg,

    Gargamel200