Limbische Enzephalitis - Welche HD?

  • Hallo zusammen,

    leider haben wir keine Antwort auf unser Problem im Forum gefunden.

    Folgender Sachverhalt:

    Wir haben einen Patienten mit seit Januar diagnostizierter symptomatischer Epilepsie (MRT pathologisch). Zudem kognitive Defizite und auch Nachweis von AK gegen LGI1, VGKC-Komplex. Kein Hinweis auf eine Neoplasie.

    Wir diskutieren folgende HD Möglichkeiten:

    1. Alternative: D48.9 (Neubildung unsicheren oder unbekannten Verhaltens) + G13.1 (Sonstige Systematrophien, vorwiegend das Zentralnervensystem betreffend, bei Neubildungen; Paraneoplastische limbische Enzephalopathie)

    2. Alternative: G04.8 (Sonstige Enzephalitis, Myelitis, Enzephalomyelitis)

    Wir tendieren zu Alternative 1. Sind uns aber nicht sicher.

    Über Antworten würden wir uns freuen.

    Danke + Viele Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von Eckstein (11. Juli 2014 um 10:07)

  • Hallo Eckstein,

    Sie fragen explizit nach der korrekten HD. Ohne Kenntnis der Aufnahmeumstände und der durchgeführten Behandlung ist Ihre Frage jedoch nicht zu beantworten. Ungeachtet dessen erschließt sich mir nicht, warum Sie eine augenscheinlich nichtparaneoplastische limbische Enzephalitis ("Kein Hinweis auf Neoplasie") mit Kodes aus dem Bereich der Neubildungen verschlüsseln wollen!?

    Schöne Grüße,
    B. Liebermann

  • Hallo,

    sorry. Vielen Dank für den Hinweis! Hier die zusätzlichen Informationen:

    Patient wurde zur Verlaufskontrolle und Applikation von Rituximab aufgenommen. Somit ist die limbische Enzephalitis aus unserer Sicht die korrekte HD.

    Auf der Suche nach dem richtigen ICD haben wir leider nur G13.1 (mit Bezug auf "limbische Enzephalitis") gefunden. Ihr Einwand ist natürlich berechtigt. Allerdings sind wir bzgl. richtiger HD "etwas" ratlos ?( ?( .
    Auch das Internet ist hier nicht sehr ergiebig...

    Viele Grüße

    Eckstein

  • Hallo,

    Ich finde die Kodierung von Eckstein durchaus korrekt.

    Für eine zugrundeliegende Neoplasie gibt es zwar erstmal lt Befund keinen Hinweis, die AK- Reaktion spricht aber wiederum dafür und es wird diesbezüglich ja auch eine Behandlung eingeleitet.

    Insofern ist m.E die Kodierung von Eckstein die spezifischere.

    Lolly :)

  • Hallo Lolly,

    wenn Sie hier eine Neubildung kodieren wollen, dann muss auch eine Neubildung vorliegen. Wenn Sie ein halbes Jahr nach Erstdiagnose der LE immer noch keinen Hinweis auf ein neoplastisches Geschehen haben, können Sie nicht mehr mit der Argumentation D008/Verdachtsdiagnose kommen. Zwar sind über die Hälfte aller LE paraneoplastisch, aber bei weitem nicht alle.

    Mit freundlichen Grüßen,
    B. Liebermann

  • Hallo DRGist,

    der Fall hat mich herausgefordert. Um meine Gedankengänge bzgl der Kodierung zu erklären, hier Textauszüge, die ich zur Erkrankung gefunden habe.
    Zu Ihrer Anmerkung, dass seit Krankheitsbeginn 6 Monate vergangen sind und deshalb die KDR Verdachtsdiagnose nicht mehr angewendet werden kann: gibt es denn da Hinweise in den DKR, auf welchen Zeitraum die Anwendung der Verdachtsdiagnose beschränkt ist?

    Limbische Enzephalitis

    Formelle Diagnosekriterien für die limbische Enzephalitis (LE) wurden in
    den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)
    vorgeschlagen: Die klinische Präsentation ist durch ein limbisches
    Syndrom gekennzeichnet, das durch eine Neugedächtnisstörung,
    Temporallappenanfälle und eine Affektstörung definiert ist. In der
    Magnetresonanztomografie (MRT) werden typischerweise eine uni- oder
    bilaterale temporomesiale Schwellung und Signalsteigerung in den
    T2-gewichteten Sequenzen nachgewiesen (Abb. 1), die sich im Verlauf der
    Erkrankung zurückbilden und in eine hippokampale Atrophie bei bleibender
    Signalanhebung (Hippokampussklerose) übergehen können. Werden diese
    beiden Kriterien (Klinik und MRT) erfüllt, kann der Verdacht auf eine
    limbische Enzephalitis geäussert werden. Gesichert wird die Diagnose,
    wenn mindestens einer der folgenden Punkte zusätzlich erfüllt ist: der
    histopathologische Nachweis einer chronischen Entzündung, der
    Tumornachweis innerhalb von +/– 5 Jahren bezogen auf den Beginn der
    neurologischen Symptomatik oder der Nachweis spezifischer Antikörper,

    die sich gegen intrazelluläre oder Zellmembran-ständige Proteine von
    Nervenzellen richten.[1]
    n der Mehrzahl der Fälle ist der Tumor zum Zeitpunkt des Auftretens der
    neurologischen Symptome und der onkoneuralen Antikörper noch nicht
    bekannt. Gelingt zu diesem Zeitpunkt trotz einer ausführlichen
    Diagnostik der Tumornachweis nicht, muss diese in regelmässigen
    Abständen wiederholt werden, mit dem Ziel, den zugrunde liegenden Tumor
    im Frühstadium zu diagnostizieren und zu therapieren. Ein
    paraneoplastisches Syndrom kann auch ohne Nachweis eines Tumors oder
    ohne Nachweis onkoneuronaler Antikörper diagnostiziert werden
    .[8] Man
    nimmt an, dass die gegen intrazelluläre Antigene gerichteten
    onkoneuralen Antikörper nicht per se pathogen sind und eine
    T-Zell-mediierte Immunantwort im Zentrum der Pathogenese steht. Das
    Ansprechen auf Immuntherapie wie auch die Prognose dieser Erkrankung
    sind als schlecht einzustufen.

    Lolly :)

  • Hallo Lolly,

    auch die Antikörper sprechen für eine autoimmun vermittelte LE, nicht für eine paraneoplastische. Lesen Sie mal hier

    http://neurologie.charite.de/fileadmin/user…ol_2013_454.pdf

    auf Seite 134 die Zusammenfassung ("Neues zur limbischen Enzephalitis auf einen Blick").

    Mit freundlichen Grüßen,
    B. Liebermann