Berufserfahrung sammeln und Sicher im Kodieren werden

  • Hallo ihr Lieben.


    Ich bin neu hier und aufgrund meiner jetzigen
    Arbeitssituation stark verunsichert und hätte gern von euch Tipps, Erfahrungen
    und Anregungen.


    2012 habe ich meine Ausbildung zur Medizinischen
    Dokumentationsassistentin beendet, ich bin jetzt 26 Jahre alt. Meine Ausbildung
    war nicht so besonders gut, besonders das Kodieren kam, wie ich finde, zu kurz.
    Sowieso blieb jetzt von der Ausbildung nicht so viel hängen bei mir- ich finde
    auch, wie es immer so ist, das meiste lernt man dann im Arbeitsalltag.


    Meine Ausbildung schloss ich mit 1,3 ab.


    Dann war ich eine Weile arbeitslos und habe dann ein Jahr
    als Elternzeitvertretung in unserem Klinikum in der Herzchirurgie gearbeitet.
    Ich wurde sehr gut eingearbeitet, meine Kollegin ging mit mir immer die
    Entlassungen durch und die zugehörigen Briefe, wo wir dann gemeinsam kodiert
    haben und ich Schritt für Schritt für diesen Fachbereich kennenlernte, worauf
    ich beim Kodieren achten muss und was gefordert ist. Hier ging es hauptsächlich
    um die Diagnosen. Ich hab mir immer Notizen gemacht und meine kodierten Fälle
    gingen lange Zeit (und später nur die, wo ich mir unsicher war) zu meiner
    Kollegin, damit die sie sich ansehen konnte und mir sagen konnte, was falsch
    ist. Habe immer fleißig mitgeschrieben. Dann fielen natürlich noch diverse
    andere kleine Verwaltungsaufgaben und Schreiben von OP-Berichten etc an. Auf
    jeden Fall waren die wohl sehr zufrieden mit mir, ich habe ein sehr gutes
    Arbeitszeugnis erhalten. Wurde aber, wie gesagt, auch wirklich sehr gut, geduldig
    und in allen Einzelheiten eingearbeitet. Dann wechselte ich in die Mund-;
    Kiefer-, Gesichtschirurgie, wo ich jetzt auch fast ein Jahr bin. Man hat mir
    gesagt, dass die Abteilung sehr, sehr schwierig und der Chef sehr streng ist.
    Man hat mir auch gesagt, dass da eine hohe Fluktuation herrscht. Jedenfalls
    komme ich mir noch immer wie ein Anfänger im Kodieren vor. Man ist hier gar
    nicht zufrieden mit mir, auch wenn es anfangs nicht so aussah. Ich gebe mir
    wahnsinnige Mühe, aber es ist hier speziell in diesem Fachbereich auch recht
    schwierig. Wo ich mich damals nicht so sehr um die OPS-Kodes gekümmert habe,
    stellen diese hier besonders die Schwierigkeit dar. Es ist auch so
    fachübergreifend (Zahnmedizin, Frakturen etc) und ich habe, wie ich glaube, auch
    keine richtige Einarbeitung bekommen. Hier gibt es ja auch keine Kollegin in
    der Kodierung und der Oberarzt, der normalerweise kodiert – und total den
    Durchblick hat – hat natülrich auch nie Zeit, mir groß Unterstützung zu geben.
    Jetzt nach einem Jahr fast bin ich immer noch sehr unsicher und kann es noch
    nicht richtig. Alles ist kompliziert, es fällt mir schwer, zu sehen, was die
    Operateure gemacht haben und wie das Beschriebene in OPS-Kodes umzusetzen ist.
    Natürlich wird das von den Ärzten kodiert und ich muss schauen, ob es richtig
    ist. Aber es ist schwierig, zu sehen, wann ein Kode fehlt oder falsch ist,
    besonders bei den Tumor-OPs mit ihren zahlreichen OPS-Kodes. Ich weiß auch
    nicht immer, wann nun was gemacht wird, welche lokalplastische Deckung, wann dies,
    wann das, tausend Einzelheiten. Ich komme mir mittlerweile sehr desillusioniert
    und traurig vor und habe sowieso den Eindruck, dass ich nicht durchsteige, so
    wurde es mir vom Oberarzt schon gesagt. Ich werde hier aufch nicht länger
    arbeiten. Habe aber vor, mich stärker mit der Klassifikation zu befassen und
    habe mir auch Literatur gekauft, damit ich mein Wissen festigen oder aufholen
    kann. Nur muss man sich in jedem Fachbereich ja neu reinfitzen.


    Wie macht ihr das denn? Wurdet ihr eingearbeitet? Und wenn
    ja, wie? Wie habt ihr euch euer Wissen und Können angeeignet? Ab wann wart ihr
    einigermaßen sicher?


    Ich habe Angst, dass ich für diesen Beruf gar nicht geeignet
    bin. Meine „alten“ Kollegen sagen, ich solle mir nicht so einen Kopf machen und
    das niciht persönlich nehmen, die Abteilung ist ja bekannt. Meine ehemaligen Kollegen waren sehr zufrieden mit mir- auch wenn das mein erster Job war und ich auch dort natürlich viel lernen musste. Ich denke, es
    bestehen hier in der neuen Abteilung hohe Anforderungen, die ich nicht erfüllen kann. Aber ich will es
    besser machen und zufrieden stellend arbeiten.


    Habt ihr Tipps für mich, wie ich es in der nächsten
    Abteilung (wenn ich denn wieder einen Job finde) besser machen kann? Ich denke,
    in meiner ersten Abteilung hatte ich einfach nur wahnsinniges Glück, so nette
    Kollegen zu haben und so eine gute Einarbeitung genossen zu haben. Hier ist das
    ganz anders und ich bin oftmals von der Fülle der Aufgaben, dem schlechten
    Klima und so überfordert.


    Vielen Dank fürs Lesen.


    Und tut mir leid- wenn ich einmal am Schreiben bin, werden
    die Texte meist zu lang…

  • Hallo Lisel,

    bei uns ist es so geregelt, das wir in die einzelnen Bereiche schnuppern dürfen. Sei es im OP uns die Operation oder im Herzkatheterlabor auch die invasive Diagnostik anschauen. Dies machen wir je nach eigener Empfindung und wird auch von unseren Vorgesetzen sehr gefördert. Wenn neue Untersuchungsmethoden angewandt werden, gehen wir uns diese dann auch einmal anschauen. Dann haben wir aber auch Oberärzte, die wir fragen können. Na klar, ist nicht jeder Oberarzt dazu bereit, aber man findet immer einen der erklärt und uns auch aus Kodierersicht vieles erklärt (auch wenn es mal nicht sein Fachbereich ist).

    Ich denke, dass genau so es auch laufen sollte. Nur in Bücher oder Internet schauen, bringt einen zwar weit aber zum Verständnis, ist das Anschauen der Prozeduren oder auch Diagnosen viel hilfreicher.


    Liebe Grüße von der Ostsee

    DanieKK

  • Guten Morgen,

    lassen Sie sich nicht verunsichern. Die Kodierung werden Sie lernen, wenn man Ihre Leistungen nicht zu schätzen weiß, bietet dieses Forum im News-Bereich sicher einige Alternativen....

    nur Mut

    Gruß

    merguet

  • Hallo Lisel,

    also erstmal muss auch ich sagen - lassen Sie sich nicht entmutigen!

    Ich kann Ihre Situation sehr gut nachempfinden, weil ich einen ähnlichen Werdegang hinter mir habe. 2010 die Ausbildung zur MDA beendet (in Sachsen), dann glücklicherweise sofort eine Anstellung im Tumorzentrum gefunden, welches nun mit Kodierung wenig am Hut hat. Allerdings war ich dort nur als Krankheitsvertretung und muss notgedrungen wechseln, auch wenn mir die Arbeit Spaß gemacht hat, ich nette Kollegen hatte und auch so viel aufgebaut werden konnte.

    Ich wechselte in die Fallbearbeitung, bekam da eine "Schnelleinführung", immerhin war ich ja gelernt und die Besonderheiten würde man eh nur während der Arbeit kennen lernen. Angefangen mit der Radiologie und Nuklearmedizin, kam nach gut 2 Monaten die Gynäkologie / Geburtshilfe hinzu, weil sie Kollegin dort ausgefallen ist. Später arbeitete ich dann die neue Kollegin für die Gyn. ein, obwohl ich selbst nicht mal 3 Monate da war. Kurz darauf sollte ich die Urologie übernehmen (die ich noch immer habe).

    Die Einarbeitung dort war - schwierig. Ich war immer froh, wenn es eine Tumorerkrankung war, weil ich mich da durch meine Zeit im Tumorzentrum auf "sicherem Terrain" befand, meine Kollegin meinte auch, ich sei viel zu langsam und schaffe zu wenig Akten. Die Zeit war schwierig, einfach weil ich auch zu hohe Anforderungen an mich selbst habe. Als ich da aber durch war und die Klinik selbstständig übernommen habe hatte ich das Glück, ein super Ärzteteam vorzufinden und mich richtig wohl zu fühlen. Klar, Unsicherheiten gibt es immer mal wieder, aber mittlerweile (nach gut 1.5 Jahren Urologie) kann ich voll und ganz hinter meiner Kodierung stehen und diese auch gegenüber Kassen vertreten. Bei komplizierten / neuen Dingen sind meine Ärzte immer für mich da (Traum)

    So, damit es auch bei mir nicht so lang wird (und was ich eigentlich wollte): Im April 2014 habe ich zu der Urologie auch noch die MKG in unserem Haus übernommen, ich verstehe also, wovon Sie schreiben. Das Fachgebiet ist schwierig, gerade wenn auch die Plastische Chirurgie mit abgedeckt wird. Man hat einfach ein ganz breites Feld von Erkrankungen (Tumor, zahnspezifisch, Unfälle, Verbrennungen etc.) und leider bildet der OPS nicht immer gut ab, was eigentlich gemacht wurde (teilweise ist es auch schlecht beschrieben)
    Im Kopf-Hals-Bereich sind die Strukturen so dicht zusammen, dass es oft schwer fällt zu unterscheiden, das verkompliziert die Kodierung zusätzlich.

    Sie sehen also, ich weiß in welcher Klemme Sie stecken. Um das Forum nicht zu fluten würde ich vorschlagen - schicken Sie mir bei Interesse eine PN.
    Ich kann Ihnen den Tipp geben: Lassen Sie sich nicht entmutigen. Die Kodierung entwickelt sich so schnell, da muss man immer am Ball bleiben. Man kann nicht sofort alle medizinischen, pflegerischen und andere Aspekte begreifen. Wenn es gut läuft, kann der MDA eine riesen Erleichterung für die Klinik sein - Wenn die Ärzte das mal begriffen haben, ist es ein super Arbeiten.
    Meine Problemphase in der MKG hat gut 8 Monate angedauert, mittlerweile bin ich akzeptiert, aber verstehe noch lange nicht alle Eingriffe, die so gemacht werden. :)
    Sich selbst in Literatur oder Internet zu bilden mag eine Basis sein, aber vernünftiges Arbeiten funktioniert nur, wenn Sie es schaffen harmonisch mit der Klinik zu arbeiten, eine Arbeit, bei der sich die Kompetenzen ergänzen. Klingt toll ich weiß, aber man schafft das.

    Sollten Sie allerdings das Gefühl haben sich aufzureiben, dann ziehen Sie die Reißleine - gut ausgebildete MDAs mit entsprechendem Willen (und den erkenne ich bei Ihnen), sind gefragt. (auch bei den Krankenkassen ;) )

    So, nun ist es auch bei mir ewig lang geworden - Sorry an die Forumsgemeinde - aber wenn man einmal im Schreiben ist.
    Schicken Sie mir einfach eine PN, wenn Sie sich weiter austauschen wollen.

    Liebe Grüße
    Nadine W.

  • Hallo Frau W.,
    ich denke nicht, dass es hier jemanden stört, wenn sich innerhalb eines Thread über das Thema ausgetauscht wird. Es werden ja nicht gleich vierzehn Threads zum Thema eröffnet. ;)

    Lisel:
    Was der Kollege merguet sagt.
    Nicht unterkriegen lassen und immer versuchen, am Ball zu bleiben.
    Ich drücke Ihnen die Daumen.

    Viele Grüße,

    B. Gohr

    Das Problem am Gesundheitssystem ist der aufrechte Gang. Der aufrechte Gang ist moralisch wünschenswert, orthopädisch aber eine Katastrophe.

  • Ach, vielen Dank für all die netten Antworten.

    Man fängt eben irgendwann an, an sich selbst zu zweifeln. Aber ja, im Prinzip macht mir die Arbeit Spaß und ich fühle mich immer als ein kleiner "Detektiv", wenn ich mir die Fälle ansehe und schaue, ob die Ärzte die OPs richtig kodiert haben, ob die HD stimmt und so weiter... und was noch an ND fehlt. Es ist ja auch schön und interessant. Ich hoffe, ich werde besser, denn noch fühle ich mich, obwohl ich jetzt nun das zweite Jahr arbeite, total als Berufsanfänger. Aber das Gefühl wird hoffentlich mit der Zeit vergehen.

    Im Moment schreibe ich mir wieder viel auf, alle Operationen zu den diversen Diagnosen, wann was gemacht wurde und wie es kodiert wird- dann kann man immer nachsehen und bemerkt dann doch tatsächlich auch mal, wenn etwas fehlt.

    Ja, ich habe einen starken Willen und ich will auch besser werden. Das kann man nur durch die Jahre. Ich bleibe auf jeden Fall am Ball. Und falls ich doch arbeitslos werde, werde ich die Zeit nutzen, um micih privat weiterzubilden.

    Wenn noch jemand Tipps für Literatur oder hilfreiche Internetseiten hat, würde ich mich freuen. Ansonsten hilft es mir, mir immer die vorhergehenden, abgeschlossenen Fälle und ihre zugehörigen Kodierungen anzusehen- dann erkennt man ja auch irgendwann mit viel Mühe eine Struktur ^^