Tuberkulose ist nicht gleich Tuberkulose

  • Hallo liebes Forum,

    wer kann mir helfen?

    Ein 45-jähriger Patientin wird 45 Tage stationär wegen einer Miliartuberkulose mit einer 5-fach Antibiotika-Therapie behandelt.

    Bei der Kodierung der Miliartuberkulose mit dem Kode A19.0 wird der Fall mit der DRG T60C \"Sepsis ohne maschinelle Beatmung ohne äußerst schwere CC\" :sterne: abgerechnet. (Erlös 7700 Euro).

    Bei der Kodierung einer \"normalen\" Tuberkulose z.B. mit A15.1 komme ich in die DRG E76B, für die unser Haus noch kein RG verhandelt hat. Somit werden pro Tag 600 Euro berechnet. Dies wären 27000 Euro.

    Nach Rücksprache mit unseren Internisten habe ich mir erklären lassen, dass die Behandlung beider Erkrankungen sich nicht unterscheidet und dass bei einer Miliartuberkulose der AZ des Patienten meist viel schlechter ist.

    Kann mir jemand erklären, warum ich mit der A19.0 in einer Sepsis-DRG lande und warum in der Berechnung so große Unterschiede vorliegen. Die Logik die hier zugrunde liegt, will ich nicht so recht begreifen.Wie wäre in diesem Fall den richtig zu kodieren?????

    Vielen Dank im Voraus

    K. Piecha

  • Schönen guten Tag Frau Piecha!

    600 €/Tag ist ja letztlich ein willkürlicher Betrag, den der Gesetzgeber festgelegt hat, um die noch nicht verhandelten DRGs überhaupt abrechenbar zu machen. Es handelt sich daher auch nur um eine Abschlagszahlung, die später (über die Ausgeleiche) mit den tatsächlich vereinbarten Werten verrechnet wird. Jedenfalls sind sie nicht mit den kalkulierten DRGs zu vergleichen.

    Bei der Frage, warum die A19.0 in der DRG T60 landet, hilft wohl nur ein Blick ins Definitionshandbuch.

    Schönen Tag noch

  • Schönen Tag Frau Piecha und Herr Schaffert,

    vielen Dank für den Hinweis auf dieses Problem. Ich denke, die Ursache ist historisch bedingt - letztes Jahr führten die \"normalen\" TB-Codes (A15.- etc.) auch \"bloß\" in die Pneumonie-DRG, was der Sache natürlich überhaupt nicht gerecht wurde. Daher hat damals unsere Arbeitsgruppe von der Deutschen Ges. f. Hygiene und Mikrobiologie einen Antrag gestellt, die TB aus den Pneumonie-DRGs rauszunehmen. Für eine neue DRG gab\'s aber noch nicht genug \"Statistikmaterial\", so dass die neue E76 noch kein Relativgewicht bekommen hat. Evtl. sollte man da einen Antrag stellen, bei der A19 ähnlich zu verfahren. Ich werde das mal in die Diskussion einbringen.

    Mit freundlichen Grüßen aus dem inzwischen nicht mehr nebligen Ulm,
    Tim Pietzcker

    Prof. Dr. Tim Pietzcker, MBA
    Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
    Technische Hochschule Ulm

  • Sehr geehrtes Forum,

    der Grund, warum die Lungentuberkulose aus dem DRG-System genommen wurde liegt nicht allein an der Größe des Datenmaterials, sondern auch daran, daß die Verteilung der Kosten kaum einer Standardverteilung entspricht.

    Die Miliartuberkulose wurde für 2005 bereits der E76 zugeordnet, so daß sich das Problem von Frau Piecha in 2005 nicht mehr ergeben wird.

    mfg aus dem nachtschwarzen Löwenstein
    W. Stark

    Mit freundlichen Grüßen aus dem Rhein-Neckar-Delta

    Dr. Wolfram Stark
    Internist / Pneumologe / Beatmungsmediziner / Kardiologe
    OA der Medizin. Klinik III
    Theresienkrankenhaus Mannheim