Angina Pectoris, Ischämie, Infarkt

  • Hallo Forumsteilnehmer,

    habe ein akutes Codierproblem:

    65 jähriger männlicher Patient wird mit plötzlich aufgetretener Angina pectoris Symptomatik in eine Zuweiserklinik eingeliefert. Dort wird im Rahmen einer Angiographie eine KHK (3G) mit stattgehabter stiller Myokardischämie diagnostiziert.
    Der Patient wird in unserer Klinik einer Bypassoperation unterzogen. Als zusätzliche OP-Diagnose codiert der Operateur einen rezidivierenden Myokardinfarkt der Vorderwand (I22.0) (auf meine Nachfrage wg. mehrerer lokaler Infarktgebiete, die aber im OP-Bericht nicht erwähnt sind).

    Fassen wir erst mal zusammen:
    instabile AP - I20.0
    KHK (3G) - I25.13
    stumme Myokardischämie - I25.6
    rez. Myokardinfarkt - I22.0

    nach meinem Verständnis würde ich die I22.0 als HD eintragen,
    die I20.0 nicht codieren und die I25.13 und I25.6 als ND eintragen.

    Nur, ist diese Vorgehensweise auch korrekt ?

  • Hallo Herr Hannes,

    da lohnt es sich, doch mal die DKR 0901c durchzulesen.

    Die Instabile AP ist klinisch ja unbestritten. Ich weiss aber nicht, wie man Angiographisch eine stattgehabte stumme Myokardischämie diagnostiziert, aber ich bin ja auch kein Kardiologe :d_gutefrage: . Zumindest kann die akute instabile AP keine stumme Myokardischämie sein.

    Dass intraoperativ alte Infarktareale, also makroskopisches Narbengewebe sichtbar ist, rechtfertigt die I25.6 schon eher, aber nicht die I22.0, da diese sicher länger als 28 Tage bestehen, sonst hätte sich noch kein makroskopisch sichtbares Narbengewebe gebildet. Nur wenn sich die akute Instabile AP im nachhinein als stattgehabter Infarkt herausstellt, ist ein I21.- oder I22.-Kode zu verschlüsseln (als HD dann), aber dann muss auf die I20.0 verzichtet werden (siehe o.g. DKR).

    also entweder (so siehts auch für mich hier aus)
    I20.0 als HD
    I25.6 und I25.13 (evtl auch I25.2-) als ND
    und keine I22.0

    oder (so würde ichs hier aber nicht machen)
    I22.0 als HD
    I25.13 und I25.6 als ND
    aber dann keine I20.0

    Stefan Stern

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Hallo Herr Stern,

    vielen Dank für Ihre Antwort, die mich auf einen weiteren Gedanken gebracht hat.
    Wie Sie richtigerweise schreiben, ist das sichtbare makroskopische Narbengewebe ein Hinweis auf ein länger zurückliegendes Infarktgeschehen.
    (I25.29 (alter Myokardinfarkt n.n.b.), da es mir nicht möglich ist, einen genauen Zeitpunkt des zurückliegenden Infarkts anzugeben)
    Wenn nun akut eine stumme Myokardischämie - mit möglicherweisem weiteren Verlust von Myokard (dann wäre es allerdings strenggenommen ein stummer Infarkt) -hinzukommt, müssten diese beiden Ereignisse doch die Verschlüsselung des rezidivierenden Myokardinfarktes rechtfertigen.
    Also
    I22.0 HD (aus I25.6 + I25.29)
    I25.13 ND

    Wenn die akute stumme Myokardischämie allerdings ohne Myokarddestruktion
    einhergeht wäre dann Ihre Lösung zu bevorzugen:

    I20.0 HD
    I25.13, I25.6 und I25.29 als ND

    So dass sich jetzt \"nur noch\" die Frage stellt, ob man eine stumme Myokardischämie auch als einen stummen Myokardinfarkt deuten darf ?

  • Hallo Herr Hannes,

    ich verstehe nicht so ganz, wie sie auf eine \"akute stumme Myokardischämie\" komen, wenn der Patient akut massive Angina Pectoris hatte. Die stumme Myokardischämie zeichnet sich ja gerade dadurch aus, das sie symptomlos ist, also auch ohne AP-beschwerden einhergeht.

    Stefan Stern

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Hallo Herr Stern,

    weil es eben so im Brief des Kardiologen steht:
    \"Aufgrund des Befundes ist bei offenbar vorliegenden stummen Ischämien die Indikation zur Bypassoperation zu stellen, wobei alle Gefäße zu revaskularisieren sind\"

    Definitiv nicht erwähnt wurde die AP, die man aber aus dem Belastungs-EKG - Abbruch bei 75 W und der Medikation: ISMN, Corvaton ret., Delix) ableiten kann.

  • Hallo herr Hannes,

    da kann in der Dokumentation etwas nicht stimmen, entweder hatte der Patient akut eine Stumme Myokardischämie, oder er hatte akute AP, beides zusammen geht wohl nicht.

    Stefan Stern

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Mal die Sache etwas einfacher betrachten: Durch die OP erfolgt eine
    Behandlung der Grunderkrankung KHK. Da der Pat. in Folge eines
    AP-Anfalls zu Ihnen zur OP verlegt wurde, ist der AP-Anfall
    die HD, KHK die ND.

    Die alten Infarktareale werden jedoch durch diese OP nicht behandelt
    (da es nichts mehr zum Behandeln gibt!) und dürfen somit nicht
    kodiert werden.
    Gruß
    Ordu