HD: COPD oder Linksherzinsuffizienz?

  • Hallo Forum,

    wir haben bei uns einen Pat. notfallmäßig auf der Intensivstation aufgenommen wegen zunehmender Dyspnoe.
    Laut Epikrise zeigte sich eine kardiale Dekompensation bei Tachyarrhythmia aboluta und intermittierender ventrikulärer Tachykardie.
    Im Verlauf konnte nur eine Frequenzstabilisierung und später eine Konversion in den SR unter Amiodaron erfolgen, echokardiographisch zeigte sich eine erhebliche Einschränkung der li. ventrikulären Funktion mit einer EF von 35%.
    Im Verlauf zeigte sich begleitend eine Infektexazerbation der COPD, diese wurde durch antibiotische Behandlung geführt.

    Unsere Kodierer kodierten HD I50.14 Linksherzinsuffizienz
    mit ND J44.02 COPD
    I48.10 VHF
    I42.0 dilitative Kardiomyopathie
    I10.00 Hypertionie
    I27.0 pulm. Herzkrankheit
    j18.8 sonst. Pneumonie
    Das Grouperergebniss ist F62A

    Unser Pneumologe führt aus, dass diese Kodierung nicht korrekt ist, er würde wie folgt kodieren
    HD: HD J44.02 COPD
    ND I50.14 Linksherzinsuffizienz + sowie die ND wie oben.

    Als Begründung für diese Kodierung führt er an:
    Pat. kam mit Luftnot die durch bronchiale Obstruktion (COPD) und kardiale Insuff. bedingt war. Gleichzeitig Pneumonie rechts mit erhöhten Entzündungszeichen und vielen ND letztlich 02 Langzeittherapie.
    Die Argumente sind seiner Meinung nach auf seiner Seite die COPD als HD kodieren zu können.
    Dann hätten wir die DRG E65 A

    Unserer Kodieren kodieren aber immer, wenn Pat. mit Dyspnoe im Zusammenhang mit kardiale Dekompensation kommen, die Herzinsuffizienz als HD.

    Welche Kodierung ist korrekt?

    Dank im voraus

    D. Rüchardt

  • Guten Morgen Frau Rüchardt,

    Sie haben den Pat. mit Dyspnoe aufgenommen. Ursache Dafür können beide Diagnosen sein. Damit kommt die DKR D002d zur Anwendung, nach der der behandelnde Arzt die Hauptdiagnose festlegen sollte nach dem meisten Verbrauch an Resourcen. Nicht aber nach der höher bewerteten DRG, da das der DKR wiederspricht.

    Mit frdl. Grüßen
    [c=blue]Mikka[/c]

    :d_zwinker:
    Das Leben ist die Suche des Nichts aus dem Etwas.
    (Chr. Morgenstern)

  • Hallo Frau Rüchardt,

    die entscheidende Frage ist, ob die infektexazerbierte COPD bereits bei Aufnahme bestand und auch von Anfang an behandelt wurde. Dies ist leider anhand Ihrer Beschreibung (...im Verlauf, begleitend...) nicht klar ersichtlich. Falls beide Diagnosen bereits bei Aufnahme bestanden, schliesse ich mich Mikka´s Meinung an.
    Im übrigen ist bei dem 1. Kodiervorschlag die J18.8 wegzunehmen, ist in J44.0x bereits eingeschlossen.

    Hochwasser auf dem Rückzug, ansonsten :sonne:

    Gruß aus Bayern

    Andrea-FS1 :d_v:

  • Hallo Andrea, Hallo Mikka,
    in diesem Fall geht es mir um die korrekte Kodierung und nicht um die höher bewertete DRG.
    Laut Aufnahmebogen kam der Pat. wegen zunehmender Luftnot bei Verdacht auf Pneumonie bzw. exacerbierter COPD.
    wie bereits geschildert zeigte sich eine kardiale Dekompensation bei TAA.
    Laut Dokumentation zeigte sich im stat. Verlauf begleitend eine Infektexacerbation der COPD welche mit Cefotiam antibiotisch geführt wurde.

    mfg
    D. Rüchardt

  • Hallo Frau Rüchardt,

    haben Sie vor Entlassung noch ein Echo im Sinusrhythmus gemacht? Wenn sich hier die EF gebessert hat, würde ich von einer Tachy-Kardiomyopathie ausgehen was meiner Ansicht nach für die Herzinsuffizienz als HD sprechen würde.

    Ist die COPD vorbekannt? Evtl. schon bestehende häusliche antiobstruktive Therapie? Manchmal entwickeln Patienten mit Linksinsuffizienz eine bronchiale Obstruktion u/o eine Stauungspneumonie. Auch hier spräche dies für die Herzinsuff. als HD. In dem Fall wäre auch eine erneute LuFu vor Entlassung in kardial rekompensiertem Zustand interessant.

    Viele Grüße.

  • Hallo Frau Rückardt,

    zur Linksherzinsuffizienz selber: Die Kodierer Ihrer Klinik berufen sich wahrscheinlich auf die :dkr: 0902a, dort steht aber ausdrücklich auch drin, dass ein akutes [c=#0009ff]kardiales[/code] Lungenödem als :icd: I50.14 zu verschlüsseln ist. Die Diagnose Linksherzinsuffizienz ist nach den NYHA-Stadien unterteilt , bei uns ist der Röntgenbefund bei Aufnahme ausschlaggebend. Wenn dort von einem Lungen[c=#0009ff]ödem[/code]die Rede ist, wird NYHA IV ( :icd: I50.14) kodiert, wenn \"nur\" von einer [c=#0009ff]Stauung[/code] die Rede ist, nehmen wir NYHA II-II, je nach Echobefund und Anamnese des Patienten. NYHA I wird bei uns genommen, wenn der Patient schon eine vorbekannte (leichtgradig) reduzierte LV-Funktion hat und wir an der vorbestehenden Therapie nichts ändern.

    Die Dyspnoe bei COPD-Patienten wird in unserer Klinik bei bekannter/bestehender Linksherzinsuffizienz mit J44.1x kodiert, vorausgesetzt natürlich, man sieht im Röntgen-Thorax, dass die Lungenfunktion durch reduzierte Lungenfunktion eingeschränkt ist (also nur bei NYHA II - IV). Selbstverständlich gibt es ausserhalb der herabgesetzten Herzfunktion noch andere Auslöser für die Dyspnoe, aber da werden Sie wahrscheinlich auch die Ursache behandeln und folglicherweise den Auslöser der exazerbierten COPD als Hauptdiagnose nehmen müssen.

    Zur korrekten Kodierung gehört aber nun mal die Frage, ob die Infektexazerbation schon bei Aufnahme bestand, siehe :dkr: -Definiton Hauptdiagnose \"... retrospektiv zur Aufnahme führte...\". Sie können die Infektexazerbation der COPD nicht als Hauptdiagnose angeben, wenn diese bei Aufnahme (noch) nicht bestand. Die Wahl der Hauptdiagnose muss für jeden einzelnen Fall neu überdacht werden, je nach Ansetzen der Therapie bei Aufnahme bzw. wie von Mikka bereits erläutert.

    Ich hoffe, ich konnte Ihnen diesmal besser helfen.

    PS: Ich nehm die Smileys her, damit die ernsten Themen wengistens etwas aufgelockert werden :d_zwinker:

    Gruß aus Bayern

    Andrea-FS1 :d_v: