Rippenserienfraktur mit Hämatothorax

  • Hallo Forum,
    ein Patient wurde mit Zustand nach Sturz bei uns aufgenommen.
    Zum Zeitpunkt der Aufnahme klagte er über Schmerzen im Bereich des rechten Thorax.
    Diagnosen: Rippenserienfraktur mit Hämatothorax.
    Ich würde hier nach der allg. Kodierrichtlinie der HD-Definition kodieren und die Rippenserienfraktur als HD kodieren.

    Begründung:
    Der Hämatothorax ist die Folge der Rippenserienfraktur.

    Der Patient bekam Schmerzmittel und eine Atemtherapie.

    Der Chirurg möchte den Hämatothorax als HD kodieren.

    Begründung:
    Eine solche Diagnose ist ein lebensbedrohlicher Zustand.

    Ich bin kein Mediziner und möchte einfach mal nachfragen, ob hier nun die Rippenserienfraktur oder der Hämatothorax zum st. Aufenthalt geführt hat?

    Die Durchgeführte Diagnostik sowie Therapie hatte für beide Diagnosen den gleichen Aufwand - laut Chirurg.

    Danke und Gruß
    B. Schrader

  • Lieber Herr Schrader,

    die Begründung: Der Hämatothorax ist die Folge der Rippenserienfraktur ist nicht zwingend.

    Es gibt unzählige Beispiele im DRG, bei denen die Folge(-Erkrankung) die Hauptdiagnose darstellt z.B. die Perforation bei Sigmadivertikulitis. Meines Erachtens ist der traumatische Hämatothorax die schwerere und damit führende Diagnose. Eine Rippenserienfraktur wird zwar in der Regel bei uns auch stationär behandelt, die Überwachungspficht bei einem Hämatothorax ist aber doch eindeutig.

    Mit freundlichen Grüßen

    M. Finke

    [f2]Mit freundlichen Grüßen


    Dr. M. Finke
    Oberarzt der Chirurg. Abteilung :i_ritter:
    Rotkreuzklinik Lindenberg[/f2]

  • Vielen Dank, Herr Finke.

    Mir ist aber noch nicht klar, auf welche KDR Sie sich berufen.

    Zwei oder mehr Diagnosen, die gleichermaßen der Definition der Hauptdiagnose entsprechen?


    B. Schrader

  • Hallo Herr Schrader,

    beide Diagnosen rechtfertigen eine stationäre Aufnahme.

    Ob nun beide Diagnosen unabhängig voneinander sind oder voneinander abhängen, sollte Ihr Chirurg vor Ort klären z.B. Fraktur rechts Hämatothorax links usw.

    Im ersten Fall (unabhängig) können Sie die Diagnose wählen, welche die meisten Ressourcen verbrauchte. Da lt. Chirurg der Aufwand gleich war, können Sie sozusagen würfeln (DKR D002 vor Beispiel 7).

    Hängt der Hämatothorax von der Fraktur ab, ist er der Folgezustand nach Fraktur, also: korrespondierender T9er Kode zur Rippenserienfraktur (ND) + traumatischer Hämatothorax (HD) + Rippenserienfraktur (ND). Das sieht zwar komisch aus, ist aber nach DKR D005d Beispiel 4 korrekt. Die zusätzliche Nennung der Rippenserienfraktur selbst ist auch nötig, da sie ja auch behandelt wurde und die ND-Definition erfüllt (DKR D003d).

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin

  • Hallo, Herr Winter,
    die Rippenserienfraktur befindet sich rechts und der Hämatothorax auch.
    Der Hämatothorax ist defintiv die Folge der Fraktur.
    Beide Diagnosen stehen der HD-Defintion zur Verfügung, da gleichwertiger Ressourcenverbrauch dokumentiert ist.

    T9er Kode sehe ich auch als korrekt verschlüsselt.
    Leider ist mir immer noch nicht klar, welche der beiden Diagnosen nun die HD ist.

    Keine der beiden Diagnosen hatte einen höheren Ressourcenverbrauch.
    Ich kann`s ja nicht ändern.

    Nehme ich den Hämatothorax als HD mit T9er Kode und Rippenserienfraktur als ND, komme ich eine deutlich höher bewertete DRG. Die KK-Anfrage ist somit sicher.
    Spätestens dann muss ich eine plausible Begründung finden.

    Nochmals vielen Danke für Ihre Hilfe.
    B. Schrader

  • Lieber Herr Schrader,

    Ihr Chirurg sollte durchaus in der Lage sein, die Problematik eines Hämatothoraxes zu erklären. Ich kann mir nicht vorstellen, daß dies dann der Med. Dienst nicht akzeptiert - andererseits ist ja in der heutigen Zeit alles denkbar.

    Ich würde in so einem Fall darauf achten, daß der Arztbrief hübsch ausformuliert ist (Rö-Befund, BGA etc.), sodaß maximal eine Anforderung des Arztbriefes droht.

    Eine Anmerkung sei erlaubt. Ich frage mich, wie weit wir schon gekommen sind, daß wir auf korrekte Kodierung verzichten - um eine Anfrage vom MDK zu vermeiden? Das kann ja wohl nicht sein.

    Viele Grüße
    M. Finke

    [f2]Mit freundlichen Grüßen


    Dr. M. Finke
    Oberarzt der Chirurg. Abteilung :i_ritter:
    Rotkreuzklinik Lindenberg[/f2]

  • Hallo Herr Schrader,

    wenn der Hämatothorax nicht einmal punktiert (geschweige denn eine Thoraxdrainage gelegt) wurde, dann ist davon auszugehen, dass er nicht sehr groß war. Somit ist er nur eine Begleiterscheinung der Rippenserienfraktur und steht nicht im Vordergrund. Obendrein dürfte er keinen Ressourcenverbrauch verursacht haben (Röntgenkontrollen zählen nicht, DKR D003d: Stichwort: Abnorme Befunde).

    Also würde ich genauso wie Sie kodieren (HD: Rippenserienfraktur).

    MfG

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Hallo Herr Balling,

    hier muss ich Ihnen aber widersprechen.

    Ein Hämatothorax geht nun aber eindeutig über abnorme Befunde, wie z.B. eine erhöte Gamma GT (Beispiel 5) hinaus, zumal er auch allein ein Grund für eine stationäre Aufnahme gewesen wäre, was eine erhöhte Gamma-GT allein sicherlich nicht wäre. Insofern ist er schon in die gleiche Wertstufe wie eine Rippenserienfraktur einzuordnen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin

  • Zitat


    Original von Finke:
    Eine Anmerkung sei erlaubt. Ich frage mich, wie weit wir schon gekommen sind, daß wir auf korrekte Kodierung verzichten - um eine Anfrage vom MDK zu vermeiden? Das kann ja wohl nicht sein.

    GUten Tag, meine Herren,
    ich möchte die Anfrage nicht vermeiden, nur - im Falle - adäquat begründen können.

    Ich bin auch der Meinung, dass die alleinige Kontrolle - siehe KDR - nicht ausreicht, um den Hämatothorax als HD zu kodieren.


    Nochmals vielen Dank für Ihr Engagement.

  • Hallo Alle miteinander,

    ich denke, wir sollten bezüglich der Wertung der Diagnosen objektiv bleiben. Wenn gesagt wird, dass beim Hämatothorax nichts behandelt wurde, sondern lediglich Röntgenkontrollen durchgeführt wurden, und die Diagnose deshalb nicht HD werden darf - mal ganz unabhängig davon, was dann als HD tatsächlich gewählt wurde; ich habe nichts dagegen, wenn schlußendlich die Fraktur als HD gewählt wurde - gilt dies doch für die Rippenserienfraktur auch.

    Oder wude außer aktivem Zuwarten ob etwas Schlimmes passiert, etwas spezifisches behandelt, was nur der R.-Fraktur zu Gute kam? Eine eventuelle Atemgymnastik wäre wohl beiden Diagnosen zu Gute gekommen.

    Viele Erkrankungen/Verletzungen werden doch nur stationär beobachtet und gelegendlich solange labor-/röntgengeprüft bis Entwarnung gegeben werden kann. Was für eine Diagnose gilt, muss für andere doch auch gelten. Ich denke da z.B. an Commotiones, konservativ behandelte Wirbelfrakturen, usw.

    Eine begründung für und wider eine Diagnose, die prinzipiell für beide gelten kann, ist für den MDK ein gefundenens Fressen auf jeden Fall die für die KK´en billigere Lösung als einzige gelten zu lassen. Ich kann mich da Herrn Finke nur anschließen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Thomas Winter
    Berlin

  • Hallo Herr Winter,

    Zitat


    Original von winterth:
    Hallo Herr Balling,

    hier muss ich Ihnen aber widersprechen.

    Nur zu :d_zwinker:


    Zitat


    Original von winterth:
    ...Ein Hämatothorax geht nun aber eindeutig über abnorme Befunde, wie z.B. eine erhöte Gamma GT (Beispiel 5) hinaus...

    Nicht unbedingt. Bei einem sehr großen Teil der Rippenserienfrakturen kommt es früher oder später zu einer (geringen) basalen Flüssigkeitsansammlung, die gemeinhin als Hämatothorax interpretiert wird (auch ohne Punktion). Falls nicht punktions- oder drainagewürdig, erfolgen in aller Regel nur Röntgenkontrollen – und diese... siehe DKR D003d.
    Wenn nun der Pat. (lt. Herrn Schrader) lediglich Schmerzmittel und Atemtherapie erhielt, ist wohl davon auszugehen, dass die Schmerzen im Vordergrund standen. Und die Schmerzen sind doch am ehesten auf die Frakturen zurückzuführen.

    Aber vielleicht kann uns ja Herr Schrader Infos über Ausdehnung und evt. Zu-/Abnahme des Hämatothorax zukommen lassen...


    MfG

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld