Osteoporose oder Trauma als Hauptdiagnose

  • Liebe Forum-Mitglieder,

    im Rahmen der Einzelfallprüfungen gab es folgende Diskussion mit dem MDK:

    Alte Patientin stürzt im Altenheim aus dem Bett und kommt als Notfall zur Aufnahme. Die Diagnostik ergibt eine Beckenringfraktur, die Behandlung erfolgt konservativ.

    Kodierung des KH: HD S32.89 Fraktur: Sonstige und multible Teile des Beckens
    DRG I62Z RG 1,027

    Kodierungsvorschlag des Gutachters: HD M80.05 Postmenopausale Osteoporose mit pathologischer Fraktur: Beckenregion....
    Die Fraktur soll als ND kodiert werden.
    DRG I69Z RG 0,932

    Die Begründung des Prüfers: Ein Sturz aus dem Bett ist kein [c=blue]adäquates Trauma [/code] für die komplexe Beckenfraktur. Somit muß die Hauptdiagnose die Osteoporose lauten.

    Gibt es eine tragfähige Definition des Begriffs [c=blue]adäquates Trauma[/code]?
    Sind nicht letztlich die Mehrzahl der Frakturen im Alter Osteoporose assozeiert und wo ist eine Grenze zu ziehen?
    Darf das Trauma kodiert werden, auch wenn keine OP durchgeführt wurde?

    Vielen Dank!

    B Kuebel, Moers

    [f3][comic]Als ich Kishon\'s Blaumilchkanal gelesen habe war ich 12 Jahre alt und habe gelacht...Nun grabe ich selbst![/comic][/f3]

  • Hallo, Herr Kuebel!

    Meiner Meinung nach haben Sie richtig kodiert!

    1. richtigerweise fragen Sie nach \"adäquat\" !
    2. Die Fraktur ist frisch, liegt vor und führte den Patienten zur stationären Behandlung --> Hauptdiagnosen-Definition !
    3. gibt es keinen Verweis in der Kapitelüberschrift des ICD-Kataloges oder gar in den Kodierrichtlinien auf eine solche Kodierung

    Hier würde ich auf der Kodierung bestehen.

    Gruß aus Landstuhl, 0°, herrliches Winterwetter...

    T. Flöser

  • Hallo alle miteinander,

    ich würde erst einmal nachprüfen ob wirklich auch eine postmenopausale Osteoporose vorliegt.

    Ein adaequates Trauma für eine Beckenringfraktur ist ein aus dem Bett fallen wirklich nicht, dazu gehört schon mehr kinetische Energie dazu.

    Ich würde deshalb auch nach einer pathologischen Fraktur fahnden, aber die kann vielerlei Ursachen haben, die auch alle anders codiert werden.

    Ich wünsche Ihnen bei der Suche viel Glück.

    Mit freundlichen Grüßen

    Thomas Winter
    Berlin

  • Sollte die Osteoporose ursächlich zur Beckenringfraktur
    beigetragen haben und nicht eine gehörige Portion an kinetischer
    Energie, so müsste doch diese Patientin bereits andere Folgen
    einer fortgeschrittenen Osteoporose aufweisen wie Keilwirbel,
    Sinterungsfrakturen an den LWK etc.
    Wenn dies nicht der Fall ist, würde ich nicht die Osteoporose als
    HD in Betracht ziehen. Schliesslich kann ja die Pat. so unglücklich
    hingefallen sein, dass es zu dieser Fraktur gekommen ist.

    Denn: Ausnahmen (Beckenringfrakturen ohne ein adäquates Trauma bei Pat.
    ohne Osteoporose) bestätigen die Regel (Beckenringfrakturen bei Pat.
    ohne Osteoporose entstehen in der Regel unter starkem kinetisch/mechanischem Krafteinfluß).
    Gruß
    Ordu

  • Hallo OrDu,

    nur nebenbei, es sollte aber auch Fälle mit der ersten pathologischen Fraktur geben und somit das ganze Geschehen erst mit diesem Ereignis erstmals bemerkt wurde.

    Mit freundlichen Grüßen

    Thomas Winter
    Berlin