OPS bei Diab. Fußsyndrom

  • Guten Morgen, Forum,
    Folgene Kodierung beim Diab. Fußsyndrom liegt mir vor:

    1.OP: Radikale Nekrosektomie / Gängrän re. Großzehe
    Auszug aus dem OP-Bericht: Hautnekrose wird ausgeschnitten, man gelangt jetzt auf eine Eiterstraße, welche entlang der Streckensehne der Großzehe nach kranialwärts zieht.Hier wird der Schnitt erweitert, aus der Sehenscheide entleert sich dünnflüssiges eitriges Sekret. Sämtliches entzündetes Gewebe wird entfernt, ebenso die Streckensehne der Großzehe. Es zeigt sich jetzt, dass der Infekt auf die Gelenkkapsel übergreift. Es wird die ulanseitige Gelenkkapsel mit dem Luer weggenommen. Es zeigt sich jetzt auch eine Nekrose des Knochens am Endglied, die Nekrose wird mit der Luerzange abgenommen, ebenso der Gelenkknorpel. Das Gelenk bleibt offen.
    Hier wurde übrigens auch ein Erreger gefunden.
    Kodiert wurde: 5-895.4g
    Mir scheint dieser Kode zu lapidar.
    Hier wurde doch letztendlich noch die Streckensehne entfernt und ein Teil der Gelenkkapsel weggenommen, die Knochennekrose entfernt, sowie der Gelenkknorpel.
    Könnte ich hier einen Kode aus 5-893 und 5-782 verwenden?

    2. OP-Bericht:Amputation Zehenglied re.
    Kodiert wurde 5-865.7
    Gruß,
    B. Schrader

  • Zitat


    Original von codeman:
    Hallo,
    im Endeffekt wird doch eh die Amputation triggern (mE., habe es jetzt nicht durchgespielt).
    Gruß
    codeman

    Guten Morgen,
    das mag sein, für mich aber sekundär.
    Die richtige Klassifizierung und Kodierung hat für mich Vorrang, nur so werde ich im Fachbereich Chirurgie sicherer. Ich kodiere die Chirurgie erst c.a. 4 Wochen.


    Gruß
    B. Schrader

  • Hallo Herr Schrader,
    die Kodierung Ihrer Chirurgen erscheint mir zu simpel, auch wenn die entsprechenden möglichen DRG K13Z und K01C (bei HD Diabetes mellitus mit Komplikationen) über die Komorbidität angesteuert werden. Zur korrekten Abbildung der Leistungen würde ich wie folgt kodieren:
    1.OP: 5-893.0 oder .1 Wunddebridment Haut und Unterhaut(Nekroseektomie) und 5-850.ca Debridement der Sehne. Alternativ ist die 5-869.1 zu verwenden (Schichtenübergrifendes Debridement), dieser Code ist jedoch unspezifischer.
    Den Eingriff am Knochen würde ich mit 5-780.6w Inzision am Knochen, septisch und aseptisch, Debridement kodieren. Die 5.782.ff dürfen Sie nicht verwenden, da diese ein Exklusivum für Phalangen und Metatarsalia hat.

    Gruß

    F. Schemmann

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Hallo, Herr Schemmann,
    ... und genauso habe ich auch letztendlich kodiert - unter Berücksichtgiung des Excl. 5-782.ff, somit 5-788.
    Ich danke Ihnen - war mir bis jetzt noch etwas unsicher.


    Gruß
    B. Schrader

  • Hallo Herr Schrader,

    Herr Schemmann hat hier ein Exclusivum zur 5-782 angeführt und dann den möglichen Weg verlassen. Das Knabbern am Endglied der Großzehe mit Gelenkeröffnung wäre dann konsequenterweise mit 5-788.05 + 5-801.0r zu codieren. Eine Strecksehnenentfernung (die Sehnenscheide dürfte dann inklusive sein) an der Großzehe wäre dann die 5-852.0a zur 5-893.0g/1g, oder aber so wie Herr Schemmann ebenfalls vorschlug, was vielleicht die Gesamtsituation eines fuchsbauartigen Infektionsprozesses besser beschreibt, insgesamt nur die 5-869.1, die ich hier nehmen würde.

    Die 5-865.7 als 2. Op wäre dann ok, aber zusätzlich noch 5-983.

    So würde ich es machen. Was dann herauskommt, ist dann ein Automatismus, wobei ich bei den Diagnosen, die Komplikation nach der ersten OP als Indikation zur 2. OP nicht zu codieren vergessen würde.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin

  • Hallo, Herr Winter,
    unter 5-869.1 steht ein Hinweis:
    Kann ich denn nicht in diesem Fall eine präzise Gewebszuordnung vornehmen?
    Dank nochmals,
    B. Schrader

  • Hallo Herr Schrader, hallo Herr Winter,
    zunächst auf zur Frage von Herrn Schrader. Die 5-869.1 ist eigentlich nicht 100% korrekt aber vereinfacht die Sache ungemein. Korrekterweise beschreiben Sie die einzelnen Stadien des Debridements (Haut, Unterhaut, Sehne).

    Zum Vorschlag von Herrn Winter. Ich bin mit der 5-788.05 Resektion von Knochen nicht ganz begeistert, da der OP-Bericht ja ein Debridement von Knochen und Knorpel beschreibt. Die 5-788.ff Codes beschreiben in ihrer Summe modellierende Eingriffe am Vorfuß und werden deshalb von uns bei korriegierenden Eingriffen angewandt. Der von mir vorgeschlagene Code 5-780.6w enthält in der Überschrift den Zusatz septisch oder aseptisch. Ich interpretiere hier die Absicht des Erfinders, eben solche Fälle mit diesem Code zu verschlüsseln. Aber auch dies ist nur meine subjektive Wahrnehmung/Einstellung.

    Inwiefern man noch zusätzlich die 5-801.0r kodiert ist ein Thema mit Fass ohne Boden. Letztendlich haben wir mehrere mögliche Codes, deren Beschreibung so exakt ist, dass wir mit nur geringer Phantasie bei der Auslegung derselben, Gesprächsstoff für viele Abende haben.

    Auch triggert keiner dieser Codes eine Veränderung der zu erzielenden DRG. Also muß Herr Schrader sich m.E. für eine Kodiervariante entscheiden.

    Wesentlicher halte ich, wie von Herrn Winter vorgeschlagen die Kodierung der Diagnose Komplikation. Auch sollte überlegt werden, ob eine Kodierung akute Osteomyelitis zutreffend wäre.

    Mit freundlichen Grüßen

    F. Schemmann

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Hallo und guten Morgen,
    ich danke nochmals für die Erklärungen.
    Sicherlich bleibt die angesteuerte DRG, ich möchte eben nur verstehen, warum ein Kode nicht genommen wird, dafür aber eben ein anderer.
    Kodieren kann ich nur wenn ich weiß, wie ich die OP zu klassifizieren habe - mein persönlicher Anspruch, der sicherlich in den nächsten Zeit zu nervigen Anfragen hier im Forum führen wird.
    Die fachliche Kompetenz hier im Forum :chirurg: , :dkr: :grouper: ist doch \"erste Sahne\" und das nutze ich gerne.
    Vielen Dank.
    Gruß,
    B. Schrader

  • Hallo die Herren Schrader und Schemmann,

    zunächst zur Frage von Herrn Schrader, natürlich können sie die Schichten auch einzeln codieren, wobei Überschneidungen zu vermeiden wären. Für diese vielschichtigen Prozesse war zur Vereinfachung der Code 5-869.1 eingeführt worden. Aber möglich sind natürlich beide Methoden. Oft genug sind auf Grund von Narbenverhältnissen und Einschmelzungen gar keine eindeutigen Schichten mehr erkennbar.

    Warum sind Sie Herr Schemmann mit dem Code 5-788.05 unzufrieden. Die 5-788 beschreiben nicht nur „modellierende“ Eingriffe am Vorfuß sondern allgemein „knöcherne“ Eingriffe und eine Reihe von Resektionsarthroplastiken mit und ohne Weichteilkorrektueren und einige andere Weichteiloperationen am Vorfuß, die andernorts nicht zu codieren sind. Diese Codes können also auch jederzeit in Kobination mit anderen Codes benutzt werden. Da ein singuläres „Knorpelknabbern“ ohne Resektion des ganzen Gelenkes oder einer vollständigen Gelenkfläche bei der 5-788 nicht beschrieben ist, muss für das Knorpelknabbern ein Code aus 5-80ff herhalten. Ich sehe da keine Probleme.

    Was dann als DRG herauskommt, ist ein ganz anderes Problem. Am Anfang steht aber immer eine möglichst korrekte Codierung. Ist diese nicht möglich, so sollte sie wenigstens dann am wenigsten falsch sein.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin

  • Hallo Herr Winter,
    diesmal mußte ich richtig lange auf eine Antwort warten. Freue mich aber über diese. Grundsätzlich können wir diese Prozedur am Knochen (Nekroseektomie und Abtragen des Gelenkknorpels) mit zumindest zwei Codes abbilden,den 5-788 und den 5-780. Unter 5-780 finden wir \"Inzision am Knochen, septisch und aseptisch\". Unter 5-780.6 das Debridement. Nach der Beschreibung aus dem OP-Bericht halte ich dies ganze Prozedere für ein Weichteil- und Knochendebridement um eine Infektsituation zu beherrschen. Die 5-788.05 Resektion (Exostose) Phalangen beschreibt zwar annähernd die Prozedur. Und jetzt kommt die Pfennigfuchserei. Exostose ist knöchern, Ausnahme kartilginär Exostose. Diese lag ja nicht vor. Resektion Phalangen: Auch wurde keine Phalange reseziert sondern nur ein Sück Knochen. Dann wäre eher ein 5-788.1* Code treffender, wobei eine eigentliche Resektionsarthroplastik nicht durchgeführt wurde.
    Und, und damit landen wir im Bereich der Grundsatzdiskussion, kodieren wir elektive modellierende Eingriffe und Osteotomien über die 5-788 kodieren. Eingriffe bei Infekten versuchen wir über die 5-780 bzw. 5-800 zu kodieren um eine klare Linie in dem ganzen zu haben.
    Einfacher wäre es, die 5-782 für den Fuß freigeschaltet zu haben, dort hätten wir einige Codes welche sehr treffend sind.

    Viele Grüße nach Berlin, in freudiger Erwartung Ihrer Antwort

    F. Schemmann

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U