DKR 1105d Ösophagusvarizenblutung

  • Hallo Forum,

    es gibt mal wieder Diskussionen.
    Patient mit bekannter alkoholischer Leberzirrhose wird mit blutenden Ösophagusvarizen aufgenommen und entsprechend therapiert.

    Was wäre hier nun die HD? Nach DKR 1105 müsste dies I85.0 und als ND die K70.3 sein. Wäre es hier auch möglich im Rahmen der +/* Klassifikation als HD K70.3 und als ND I98.2* zu kodieren.

    Meiner Meinung nach haben die DKR gegenüber den ICD-10 Vorgaben die höhere Priorität, so dass HD I85.0 und ND K70.3 korrekt wäre.

    Wie sehen Sie das?
    Vielen Dank
    F. Holzwarth

    Dr. Frank Holzwarth
    FA für Chirurgie / Notfallmedizin
    Medizincontrolling

  • Schönen guten Tag Herr Holzwarth!

    Wieso schließen Sie von der DKR 1105 auf die Kodierung I85.0 als HD und K70.3 als ND?

    Meiner Ansicht nach hängt es davon ab, ob Sie die Leberzirrhose (mit)behandelt haben:

    DKR002:

    Zitat

    Wenn sich ein Patient mit einem Symptom vorstellt und die zugrunde liegende Krankheit zum Zeitpunkt der Aufnahme bekannt ist und behandelt wird bzw. während des Krankenhaus­aufenthaltes diagnostiziert wird, so ist die zugrunde liegende Krankheit als Hauptdiagnose zu kodieren.

    --> HD K70.3 und die I98.2*

    oder

    Zitat

    Wenn sich ein Patient mit einem Symptom vorstellt und die zugrunde liegende Krankheit zum Zeitpunkt der Aufnahme bekannt ist, jedoch nur das Symptom behandelt wird, ist das Symptom als Hauptdiagnose und die zugrunde liegende Krankheit als Neben­diagnose zu kodieren.

    --> HD I85.0 und ND K70.3

    Ich wünsche noch einen schönen Tag

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Ösophagusvarizenblutung bei alkoholischer Leberzirrhose ist nach +/* zu kodieren. Das ist generell so und eben nicht abhängig von der Behandlungsart im Sinne des vorausgegangenen Posts. Das ist einmal durch die ICD-Systematik, aber auch über die DKR vorgegeben (D012f).

    Interessanterweise wurde es in den DKR 2003 auch noch falsch angegeben. Dort findet man das Beispiel 4 in der D001a. Völlig falsch, weil eben die Ö.-Blutung bei L.-Z. nach +/* zu kodieren ist. Deswegen erfolgte auch die Korrektur des Beispiels ab 2004.
    Siehe hier: http://dedi694.your-server.de/mydrgj/apboard…arizenblutung#9

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo Herr Schaffert,

    danke für die rasche Antwort.
    Die Aufnahme war wegen der blutenden Ösophagusvarizen als Notfall veranlasst. In Bezug auf die Leberzirrhose erfolgte eine Aszitespunktion und die Gabe von HA.
    Ehrlich gesagt bin ich jetzt noch genauso schlau wie vorher. Greift in dieser Fallkonstellation die DRK 1105 oder nicht? I85.0: Ösophagusvarizen mit Blutung, wäre doch der spezifischere Kode. Die Leberzirrhose wurde sicherlich als ND behandelt.

    Vielleicht stehe ich ja auch auf dem Schlauch und übersehe etwas.
    Viele Grüße
    F. Holzwarth

    Dr. Frank Holzwarth
    FA für Chirurgie / Notfallmedizin
    Medizincontrolling

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Holzwarth,

    Sie haben meine Antwort wohl noch nicht gelesen, s.o.
    Nochmal: +/*-Systematik geht vor, sodass Sie hier entsprechend kodieren.
    I98.21* beinhaltet ja den Aspekt der DKR 1105d (Kode für Blutung), ist aber entsprechend der Reihenfoge bei +/* als 2. Diagnose anzugeben, zuerst wird die Ätiologie (K70.3+) genannt (siehe DKR D012f).

  • Hallo Forum,

    ich muss Herrn Selter zwar vom Ergebnis her zustimmen, weil I98.21* hier sicher die spezifische Diagnose in Verbindung mit der Grundkrankheit Lebercirrhose darstellt.

    Die notwendige Doppelkodierung führt übrigens in einigen Konstellationen durchaus zu besseren statt schlechteren Erlösen, was vielleicht tröstlich sein kann.

    Ich vermisse allerdings in der ICD einen deutlichen Hinweis bzw. ein Exklusivum unter I85.- und bin mir bewusst, dass die meisten Fehlkodierungen durch bekannt oberschlaue Software schlicht falsch getriggert werden.

    Weiter kann ich mir den Hinweis nicht verkneifen, dass die aus den mangelnden Grundvoraussetzungen resultierenden haarspalterischen Diskussionen um Henne und Ei zwar die MDK-Fans erfreuen mögen , aber jeden normal denkenden Arzt zum Wahnsinn treiben und das System verfluchen lassen.

    Es gibt bekanntlich noch andere prickelnde Beispiele dieser Art, z.B.: Wie kodieren Sie eine Anämie beim Tumorpatienten? Wann ist es eine Tumoranämie, eine Blutungsanämie oder eine sonstige Anämie mit Nebendiagnose Tumor? Wer hat den Unsinn zu verantworten, dass diese unterschiedlich gewichtet werden usw, die Statistiker vielleicht?

    Hier sollte das INEK noch schneller angreifen anstatt uns vorzugsweise mit der Matrixanpassung von irgendwelchen seltenen Missbildungen zu beglücken,

    nicht nur heute mal wieder gefrustet, murx

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von murx:
    Weiter kann ich mir den Hinweis nicht verkneifen, dass die aus den mangelnden Grundvoraussetzungen resultierenden haarspalterischen Diskussionen um Henne und Ei zwar die MDK-Fans erfreuen mögen , aber jeden normal denkenden Arzt zum Wahnsinn treiben und das System verfluchen lassen.

    Hallo,

    dass die +/*-Systematik die Geisel der Kodierung ist, ist bekannt. Wie schon an anderer Stelle öfters erwähnt, gibt es Pläne dieses System für die ICD-11 rauszuschmeißen.

  • Hallo Herr Selter,

    irgendwie ist Ihr lapsus linguae schon ganz bezeichnend für die Situation.
    Die Medizincontroller sind irgendwo in Geiselhaft zwischen den nur noch kopfschüttelnden Klinikern, die so ein System mit ihren Tagesabläufen nicht mehr in Einklang bringen können, und den netten Sachbearbeitern der KK und Ärzten des MDK, die hiermit ihr Geld verdienen.

    Wir können uns in diesem Forum auch gerne weiter geißeln, allein oder in Gruppen an DIMDI, INEK oder sonstige herantreten, was nützt es?

    Die Fachgesellschaften und BVMed-Lobbies werden uns weiter mit NUBS, Kodierungsanträgen beglücken, weiteren Dokumentationsausweitungen etc. am Laufen halten und dafür sorgen, dass wir uns mit grundsätzlichen Fragen fast nicht mehr beschäftigen können.

    Wo ist denn das Problem, die Eingruppierung bei einer +/*-Diagnose und CCL-Bestimmung nach der Manifestation vorzunehmen, beim Diabetes ist dies bekanntlich teilweise schon möglich, aber nicht durchgängig gelöst. Müssen wir wirklich auf die ICD11 warten?

    Gruß murx

    • Offizieller Beitrag

    Klar, sehe ich jetzt erst:

    \"Geißel\" nicht \"Geisel\"

    Aber passt ja, wie Sie bemerkt haben, in jedem Zusammenhang.