Coro landet in der F60A (Grouperfehler?)

  • Hallo Forum,
    ich habe in der Suchfunktion leider kein passendes Thema gefunden. Sollte es eins geben bitte ich den Administrator dieses Thema zu verschieben.

    Nun zu meinem Problem:
    Wir haben eine Patientin behandelt welche mit subendokardialem Myokardinfarkt eine Coronarangiographie bekommt und nach 17 Tagen zur ACVB-OP verlegt wird.
    Bei einem PCCL von 4 müsste ich in die DRGF41A kommen... soweit die Therorie:
    Hier die von mir kodierten Diagnosen:
    I21.4 subendokardialer Infarkt (Hauptdiagnose)

    E78.0, I10.00, I25.13, I25.14, I4810 (alle ohne CCL-Wert)
    E87.6 Hypokaliämie PCCL 1
    I65.0 Verschluss und Stenose A. vertebralis PCCL 3
    I65.2 Verschluss und Stenose A. carotis PCCL 2
    I69.3 Folgen eines Hirninfarktes PCCL 3
    R47.1 Dysarthrie und Anarthrie PCCL 2

    Prozeduren:
    1-275.3 Transarterielle Linksherz-Katheteruntersuchung: Koronarangiographie, Druckmessung und Ventrikulographie im linken Ventrikel, Druckmessung in der Aorta und Aortenbogendarstellung
    8-930 Intensivüberwachung

    Nun gibt der in unserem KISS-System integrierte Grouper und auch der Webgrouper in Münster mir folgende DRG:
    F60A Akuter Myokardinfarkt ohne invasive kardiologische Diagnostik mit äußerst schweren CC oder schwere Arrhythmie und Herzstillstand mit äußerst schweren CC
    mit 4CCL-Punkten

    Sobald ich nun 1 CCL-Punkt mehr habe... komme ich in die korrekte F41A
    selbst wenn ich durch diese Diagnosen auf 3 CCL-Punkte kommen würde... müsste ich nach meinem Verständnis in die F41B gelangen (wenn ich eine der hochbewerteten Diagnosen herausnehme komme ich da auch hin)

    Oder habe ich hier einen Denkfehler?

    Herzlichen Dank für Ihre Bemühungen
    MfG
    G. Katzenellenbogen
    Kodiererin

  • Hallo Frau Katzenellenbogen,

    die Erklärung für diesen Effekt (der in der MDC 05 öfter einmal auftritt) habe ich bereits vor einiger Zeit hier gepostet (es sind zwar andere DRGs betroffen, das Prinzip ist aber dasselbe).

    Das G-DRG-System ist halt mittlerweile so komplex, dass Sie sich zur Ermittlung der korrekten DRG auf Ihren Grouper verlassen müssen...

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Hollerbach

  • Hallo Herr Hollerbach,
    danke für Ihre schnelle Antwort. Leider stellt diese mich nicht so richtig zufrieden.
    Wenn ich bei gleichen Diagnosen nur einen CCL Punkt weniger habe, bin ich in der Korrekten F41B.
    Laut DRG Handbuch brauche ich dann einen PCCL von 4 um in die F41A zu kommen. Daher bin ich ja auf dieses Problem gestossen...:d_gutefrage:
    Nun habe ich einen PCCL von 4 und lande in der F60A. Gebe ich jedoch nur 1 Diagnose hinzu z.B. R15 CCL 1 bin ich in der F41A
    Warum nicht mit dieser Konstellation? PCCL 4 sollte doch PCCL von 4 bleiben...
    Wenn ich die Graphik im Handbuch durchgehe, müsste ich in die F41 kommen, es gibt vorher keinen Abzweig nach F60...
    Ich kann dem Grouper hier nicht glauben, wenn das Definitionshandbuch mir was anderes sagt. :erschreck:
    Mit freundlichen Grüßen
    G. Katzenellenbogen

  • Hallo,

    sehen Sie sich z.B. in unserem Webgrouper einmal die CCL-Werte der einzelnen Nebendiagnosen an. Die I69.3 hat hier in Abhängigkeit von der DRG einen CCL von 2 oder 3. Kommt der Fall in die F41A, hat diese Diagnosen nur einen CCL von 2. Insofern hat die o.a. Kombination dann nur einen PCCL von 3, der Fall kommt nicht in die F41A und geht an dieser vorbei. Für die F60A \"reicht\" der CCl um auf einen PCCL von 4 zu kommen.

    Herr Hollerbach hat absolut recht, solche Änderungen kann man nur noch mit Hilfe des Groupers nachvollziehen.

    Gruß, J.Helling

  • Hallo,

    Zitat

    Ich kann dem Grouper hier nicht glauben, wenn das Definitionshandbuch mir was anderes sagt.

    das Definitionshandbuch sagt nicht etwas \"anderes\", sondern es enthält einfach nicht alle Informationen, die zur Ermittlung dieser DRGs erforderlich sind. Deshalb heisst es in § 1 Abs. 6 FPV auch: \"Zur Einstufung in die jeweils abzurechnende Fallpauschale sind Programme (Grouper) einzusetzen, die vom DRG-Institut der Selbstverwaltungspartner nach § 17b Abs. 2 des Krankenhausfinanzierungsgesetzes zertifiziert sind\". Programme - nicht Handbücher!

    Das muss Ihnen nicht gefallen; aber akzeptieren müssen Sie es schon.

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Hollerbach

  • Hallo Herr Hollerbach, hallo Herr Helling,
    herzlichen Dank für Ihre schnelle und präzise Antwort.
    Wie man wohl aus meinen Postings gestern rauslesen konnte, bin ich über diesen Sachverhalt (dass ich mich nicht auf die Aussage der Bücher verlassen kann) ein wenig frustriert.
    Ich bin ja nun auch schon ein paar Jahre im Geschäft und bisher konnte ich doch recht gut nachvollziehen, warum ich in eine bestimmte und nicht in eine andere DRG gelangt bin (zumindest bei den DRGs die in unserem Haus abgerechnet werden).
    Beispiel: I24Z und I18B: wie häufig wird bei unseren Chirurgen der entfernte Gelenkkörper oder die resizierten Bandreste, zwar im OP-Bericht erwähnt aber nicht im OP kodiert, wenn ich das weiß kann ich darauf achten, dass es nicht vergessen wird.
    Genauso bestimmte Diagnosen oder Prozeduren die wichtig für das Erreichen einer höher bewerteten DRG sind (die unserem Haus dann ja auch zustehen, da wir die Leistung ja auch erbracht haben).
    Wenn nun im Handbuch steht:
    F41 Hauptiagnose aus Tabelle xy und Prozedur aus Tabelle yx
    F41B ohne äusserst schwere CC
    F41A PCCL>3
    Ich habe diese Diagnose und auch die Prozedur und ich erreiche einen PCCL von 4 laut Grouper und gelange in eine F60A Myokardinfarkt ohne invasive Diagnostik... ist das sehr verwirrend nicht nur für mich auch für unsere Kardiologen ... (mal abgesehen von einem Erlösunterschied von 0,5 Punkten)

    Und nun werde ich versuchen den Kardiologen zu erklären, dass ein PCCL von 4 bei der einen DRG nicht immer auch ein PCCL von 4 bei einer anderen DRG bedeutet. Und das ohne invasive Diagnostik manchmal auch mit invasiver Diagnostik bedeuten kann auch wenn es nicht dransteht...?(

    Mit freundlichen Grüßen
    G. Katzenellenbogen
    [hr]

  • Wobei wir wieder beim Thema \"Vermittelbarkeit des G-DRG-Systems\" an \"nicht-insider\" wie z.B. Kliniker wären.... :)

    Gruß, J.Helling

  • Hallo Frau Katzenellenbogen,
    ich erkläre dann immer, dass DRGs nicht zwingend ein medizinisches Klassifikationssystem, sondern ein ökonomisches sind und dass man die Texte genausogut weglassen und alle von 1 bis Tausendund... durchnummerieren könnte.
    Wobei eine gewisse Systematik natürlich seinen Reiz hat.

    Viele Grüße aus Sachsen
    D.Zierold