Postzosterneuralgie

  • Hallo !
    In unserer Klinik wurde eine Patientin mit einer seit Wochen bestehende Gürtelrose, Manifestation am Arm, zunehmender Schmerzhaftigkeit, und keine Besserung auf eine vorhergehende ambulante Behandlung stationär aufgenommen.
    Es erfolgte eine nochmalige parenterale virostatische Therapie, Aciclinovir, ergänzt um eine analgetische parenterale Infusionstherapie in Form von 500 ml Ringerlösung plus 2 Ampullen Novalgin. Ferner erhielt die Patientin Neurontin 300 3x2tgl.
    Unsere Kodierung : ICD10 B02.2 und G53.0*
    Der MDK besteht besteht aber auf die Kodierung B02.9
    Ich wäre auf einige Vorschläge für die Begründung eines Widerspruchs sehr dankbar.


    Mit freundlichen Grüßen
    SiDa

  • Hallo -

    lt. Roche Lexikon ist eine Komplikation \"jedes außerordentliche – u. meist mit besonderen Symptomen einhergehende – Krankheitsgeschehen, das im Verlauf einer Grundkrankheit auftritt u. deren Verlauf ungünstig gestaltet.\" Da nicht jeder Patient mit Zoster eine Neuralgie bekommt ist es m.E. eine Komplikation.

    Die Zosterneuralgie findet sich unter dem Kapitel \"Krankheiten der Hirnnerven bei anderenorts klassifizierten Krankheiten\" bei einer Lokalisation am Arm m.E. etwas \"komisch\".

    Nur mal so am Rande: es gibt sogar einen Zoster ohne Ausschlag - Zoster sine herpete.

    Herzlicher Gruß.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Hallo!

    B02.2 \"Zoster mit Beteiligung anderer Abschnitte des Nervensystems\" ist schon recht speziell, wird im ICD ja auch noch genauer erklärt als \"Entzündung ganglion geniculi, Polyneuropathie, Trigeminusneuralgie nach Zoster\".
    Das lag medizinisch hier aber nicht vor - oder ist eine Neuralgie oder Neuropathie nachgewiesen? Die reine Zoster-Schmerzhaftigkeit umfasst das NICHT.

  • Hallo, insbesondere Rosinchen -

    eine \"Zoster-Schmerzhaftigkeit\" was ist das denn? Neben einer sicher vorhanden Komponente von Wundschmerz ist ja gerade die Neuralgie die entscheidende Schmerzkomponente beim Zoster.

    Die findet sich im ICD leider nur als G53.0* Neuralgie nach Zoster in Verbindung mit B02.2+. Das Problem ist die Zuordnung der G53,-* unter dem Kapitel \"Krankheiten der Hirnnerven bei anderenorts klassifizierten Krankheiten\". Hier stellt sich aber die Frage wie soll ich den sonst eine Zosterneuralgie, wenn keine Hirnnerven betroffen sind, kodieren?

    Was Sie als \"im ICD genauer erklärt\" bezeichnen sind die Inkusiva. Die sind m.E. aber nicht als Erläuterung zu verstehen was unter diesem Code verschlüsselt werden kann, sondern was dieser Code noch einschließt (inklusive = einschließlich).

    Mit freundlichem Gruß.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Hallo !
    Problematisch ist bei der Zoster-Neuralgie (egal wo), dass es sich heirbei um eigentlich um ein chronisches Residual-Phänomen nach einer Zosterinfektion handelt.
    Da sich der Zoster nun mal gerne in Ganglien (egal wo) einnistet, kann dies auch im Bereich eines Arms (eben entsprechend dem Versorgungsgebiet) ausbreiten. Ob es sich hier schon um eine echte Zosterneuralgie hzandelt läßt sich aus den kurzen Angaben nicht ableiten. Aber bestimmt handelt es sich nicht um einen unkomplizierten Zoster, da diesre normalerweise zwar furchtbar unangenehm ist, aber nicht mit intravenösen Infusionen behandelt werden muss.

    Gruß IM

    [c=deeppink]herzliche Grüße aus Berlin[/c]
    [c=purple]sendet IM[/c]

  • Hallo TT und IM,

    vielleicht waren die Angaben im Eingangs-Thread einfach zu unspezifisch: für mich hörte sich das nicht nach einer Neuralgie an, sondern nur allg.SChmerzhaftigkeit des Arms bei langwieriger Zoster-INfektion... Eine Neuralgie kann man ja diagnostiosch gut lokalisieren und ich würde jetzt einfach mal unterstellen, dass das dann in den Behandlungsunterlagen dokumentiert wurde und somit der MDK-Arzt dies auch gesehen hätte.

  • Hallo -

    Gabapentin ist schon klar ein Therapieansatz bei neuropathischen Schmerzen (z.B. Neuralgie).

    Schönen Tag.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • hallo SiDa,

    im titel dieses threads geben Sie eine post-zoster-neuralgie vor, beschreiben dann aber eine pat mit einen protrahierten verlauf einer gürtelrose mit noch bestehenden hauteffloreszenzen.
    Das paßt nicht zusammen.

    Ihre pat hat noch schmerzen der acuten phase, für die man eine akute neuritis beschuldigt. Postzosterneuralgien kommen erst wochen nach verschwinden der bläschen. Vorher sllte man diese diag nicht stellen, auch wenn in seltenen fällen die schmerzen der neuritis in die der neuralgie übergehen.

    Warum wollen Sie B02.2 codieren?
    Welcher abschnitt des nervensystems ist denn noch betroffen (außer cervicales ganglion und das zugehörige dermatom). Oder hat Ihre pat eine myelitis?
    Ihrer fallvorgabe nach hat sie einen zoster und sonst nix.

    Auch wenn der \"Herold\" beim zoster hier früher schon abgewatscht wurde, dort gibt es die codiervorschläge für zoster (mit sonst nix) B02.9 und für postzosterische Neuralgie B02.2

    hallo Rosinchen: das durcheinander kommt zustande, wenn man in der akuten hautphase bereits von neuralgie spricht. eine hilflose polypragmasie fördert das.

    mfg ETgkv
    Ernst Trump, Waltrop

  • Hallo insbesondere an Herrn Trump -

    vom Pathomechanismus her kann sogar vor Auftreten der Hauterscheinungen schon von einer Neuralgie gesprochen werden. Manche Patienten kommen sogar frühzeitig mit solchen (dann meist unklaren) Beschwerden und erst Tage später finden sich Bläschen.

    \"Die Definition der PZN beinhaltet nicht \"Schmerzen, die vier Wochen nach Zosterinfektion andauern\", sondern Schmerzen oder Neuralgien, die vier Wochen nach Beginn des Zosters (der Erkrankung) andauern oder nach einer schmerzfreien Phase wieder aufgetreten sind.\" http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=3617

    Da von Wochen und PZN im ersten Beitrag die Rede ist, könnte es also schon passen - also nicht nur Neuralgie sondern auch \"post\"? Da gehen die Meinungen auseinander. Es wird durchaus auch ein Abstand von 4-6 Wochen nach Abheilung gefordert um eine PZN zu diagnostizieren. Da haben Sie wohl recht.

    Im übrigen ist aber eine frühzeitige Schmerztherapie (gerade zur Verhinderung der PZN) keine hilflose Polypragmasie sondern Stand des Wissens.


    Mit freundlichem Gruß.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Ups, Entschuldigung - falsche Taste.

    Hier nochmal:

    Original von TT:

    vom Pathomechanismus her kann sogar vor Auftreten der Hauterscheinungen schon von einer Neuralgie gesprochen werden.
    [/quote]


    Hallo TT,

    das bestreitet hier auch niemand, aber eine \"Neuralgie\" ist eben kleine allg. Schmerzhaftigkeit bei Zoster, sondern ein definiertes Krankheitsbild, das sich diagnostisch sehr genau einem Nerv zuordnen lässt und das eine bestimmte Symptomatik aufweist. UNd das ist bislang hier nicht beschrieben (welcher Nerv ist denn betroffen? Das wird nicht benannt ). Leider wird das Wort \"Neuralgie\" fälschlicherweise oft benutzt, um allg. SChmerzen bei Herpes oder Zoster zu beschreiben... das heisst aber nicht, dass eine Neuralgie wirklich vorlag. Hier würde ich für die KOdierung eine eindeutige Diagnostik voraussetzen.

    Und was die Schmerztherapie angeht: Novalgin ist für eine Neuralgie nun denkbar ungeeignet! und dass dann zusätzlich noch Gabapentin verabreicht wurde sehe ich hier auch eher als unspezifische \"Breitband-Therapie\" denn als Bestätigung einer Neuralgie...

    @ Herrn Trump,

    danke für Ihre Ausführungen, dem würde ich mich anschließen.
    [/quote]