COLD + Pneumonie DKR 1003falsch verstanden?

  • Hallo Forum

    Frage zu DKR 1003a: Bei Aufnahme wegen Pneumonie z.B. J18.9 mit infektiöser Verschlechterung einer COLD J44.0 stellt der infektiöse Zustand ein eigenständiges Krankheitsbild dar: „in diesem Fall ist die Pneumonie als Nebendiagnose zu kodieren“ gemeint ist m.E. eher dass die Pneumonie zusätzlich zur J44.0 als eigenständiges Krankheitsbild sowohl als HD oder als ND verschlüsselt werden kann.

    Bitte ggf. um Korrektur Dank & Gruss M.Gösling

  • Zitat


    Original von M-Goesling:
    gemeint ist m.E. eher dass die Pneumonie zusätzlich zur J44.0 als eigenständiges Krankheitsbild sowohl als HD oder als ND verschlüsselt werden kann.

    Würde ich auch so sehen: Wenn Aufnahme wegen Pneumonie, dann Pneumonie als HD und COLD als ND.

    mfG

    C. Hirschberg

  • Guten Tag Herr Gösling,

    meiner Meinung nach ist diese Kodierregel eindeutig:

    Eine infektiöse Verschlechterung der COLD ist mit J44.0 Chronische obstruktive Lungenkrankheit mit akuter Infektion der unteren Atemwege zu verschlüsseln, es sei denn, der infektiöse Zustand stellt ein eigenes Krankheitsbild dar, wie z.B. eine Pneumonie. In diesem Fall ist die Pneumonie als Nebendiagnose zu kodieren.

    Will meinen, in dem Fall, in dem eine Pneumonie zu der Verschlechterung einer COLD führt ist die COLD Haupt- und die Pneumonie Neben-diagnose.

    Außerdem sähe ich auch deshalb keinen Sinn, die Pneumonie als Nebendiagnose zu kodieren, da die Eingruppierung dann ohne weitere Nebendiagnosen in die E62B führt, (RW: 1,060) statt in die E65A (RW: 1,101) mit COLD als Hauptdiagnose. Interessant wäre natürlich die E63A (RW: 1,399) allerdings braucht´s dazu einen PCCL > 3 und was entscheidender ist, es widerspräche meiner Ansicht nach den Kodierregeln. :strauss:
    Gruss aus Darmstadt
    Sabine Griem

    Dr. Sabine Griem

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Griem_Sabine:

    meiner Meinung nach ist diese Kodierregel eindeutig:

    Eine infektiöse Verschlechterung der COLD ist mit J44.0 Chronische obstruktive Lungenkrankheit mit akuter Infektion der unteren Atemwege zu verschlüsseln, es sei denn, der infektiöse Zustand stellt ein eigenes Krankheitsbild dar, wie z.B. eine Pneumonie. In diesem Fall ist die Pneumonie als Nebendiagnose zu kodieren.
    Will meinen, in dem Fall, in dem eine Pneumonie zu der Verschlechterung einer COLD führt ist die COLD Haupt- und die Pneumonie Nebendiagnose.

    Guten Morgen,

    so sehe ich das auch.
    Allerdings ist eine Schwäche der DKR (leider in die Version 2003 übernommen), dass nicht immer klar erkenntlich ist, ob hier die Zuweisung einer Diagnose als HD, ND oder beides gemeint ist.

    Schönes WE!


    --
    D. D. Selter

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Würde die Pneumonie als HD nehmen, da diese maßgeblich den stat. Aufenthalt veranlaßt hat. Als ND die COPD mit z.B. J44.9 und evtl. die J96.0 oder J96.1.
    Wenn keine Pneumonie sondern nur eine exacerbierte COPD die stat. Aufnahme verursacht hat, würde ich die J44.0 als HD nehmen.

    Wer hat eine Idee zum Thema "schlechte Blutgase", also z.B. pO² von 55 mmHg und pCO² von 45 mmHg bei COPD. Bislang verfahre ich folgendermaßen: Wenn dies ein chronischer Zustand ist, dann kodiere ich als ND J96.1 und im Falle einer akuten Verschlechterung wie bei einer Pneumonie J96.0. In jedem Fall bekommt der Patient O² über die Sonde und dies rechtfertigt m.E. die ND J96.0 oder .1. Verfahren die Freaks auch so?

    Schöne Arbeitswoche
    Gruß Bernd Ferber

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von bferber:
    Würde die Pneumonie als HD nehmen, da diese maßgeblich den stat. Aufenthalt veranlaßt hat. Als ND die COPD mit z.B. J44.9 und evtl. die J96.0 oder J96.1.

    Das ist allerdings nicht konform zur 1003a Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COLD):
    Eine infektiöse Verschlechterung der COLD ist mit J44.0 Chronische obstruktive Lungenkrankheit mit akuter Infektion der unteren Atemwege zu verschlüsseln, es sei denn, der infektiöse Zustand stellt ein eigenes Krankheitsbild dar, wie z.B. eine Pneumonie. In diesem Fall ist die Pneumonie als Nebendiagnose zu kodieren.

    Gruß

    --
    D. D. Selter

  • Hallo Forum,

    ich denke auch dass DKR 1003a im Wortlaut eindeutig ist, aber D002a (zwei Hauptdiagnosen) widerspricht.

    „sofern zwei ... verwandte Krankheiten, (... oder Manifestationen, die typischweise mit einer bestimmten Krankheit gemeinsam auftreten) potentiell der Definition der Hauptdiagnose entsprechen , muss vom behandelnden Arzt entschieden werden, welche Diagnose am besten der Hauptdiagnose-Definition entspricht“

    Welche Regel gilt ? (auf die speziellen Kodierrichtlinien wird nur weiter unten verwiesen: „Wenn zwei ... Diagnosen ... gleichermaßen die Kriterien für die Hauptdiagnose erfüllen und ICD-10-Verzeichnisse und Kodierrichtlinien keine Hinweise ergeben, muss vom behandelnden Arzt entschieden werden“)

    Das Ergebnis nach DKR 1003a wäre: bei Aufnahme wegen Pneumonie führt eine zusätzliche (aufwändige !) Verschlechterung einer COLD zu einem deutlich schlechteren Fallgewicht (wenn A-PCCL vorliegt - das ist meist bei uns der Fall).

    Zur respiratorischen Insuffizienz würden mich Kriterien interessieren (pO2 kappillär Raumluft <60mmHg oder bei jeder =2-Gabe ? - keine DKR vorhanden).

    Gruesse M.Goesling

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von M-Goesling:
    ...ich denke auch dass DKR 1003a im Wortlaut eindeutig ist, aber D002a (zwei Hauptdiagnosen) widerspricht.
    ....Welche Regel gilt?

    Hallo,

    hierzu im Vorwort zu den DKR:
    In den Speziellen Kodierrichtlinien werden besondere Fallkonstellationen beschrieben, die entweder der konkreten Festlegung dienen oder bei denen aus Gründen der DRG-Logik von den Allgemeinen Kodierrichtlinien abgewichen werden muss. Für den Fall, dass zwischen den Hinweisen zur Benutzung der ICD-10 (Band 2 der WHO-Ausgabe) bzw. des OPS-301 und den Kodierrichtlinien Widersprüche bestehen, haben die Kodierrichtlinien Vorrang.

    Das bedeutet: Spezielle topt Allgemeine, beide topen jeweils OPS-/ICD-Hinweise.

    Gruß


    --
    D. D. Selter

  • Sehr geehrter Herr Selter, sehr geehrte Frau Griem!
    Den Buchstaben nach überzeugt mich das leider völlig, gibt es denn kein Entrinnen?
    ->Zusammenfassung für mich:
    1. DKR 1003a würde eine HD J18.9 für COLD-Patienten faktisch ausschließen und bei Mehraufwand durch eine exacerbierte COLD zu einem CW-Verlust von 0,3 führen
    2. Mit jeweils einem/r „ICD 9 Codierer“ und einem „Pauschalierer/Ops 2 Codierer“ besteht aber in praxi „unentschieden“
    Wie kann bei multimorbiden Patienten (E65A/E62A) der Mehraufwand einer zusätzlich exacerbierten COLD abgebildet und der Mindererlös vermieden werden?

    In Hoffnung auf Rettung, M.Goesling

  • Sorry,
    habe mich getäuscht. folge uneingeschränkt der Ansicht von H. Selter, danke für die Richtigstellung. Die Pneumonie bei COPD ist eben meistens eine Bronchopneumonie und somit als Exacerbation der Grunderkrankung zu sehen.
    Die Pneumonie als HD erschiene mir nur dann vertretbar und auch korrekt, wenn eine klassische Lappenpneumonie, eine atypische Pneumonie oder eine Pneumonie als Begleiterkrankung bei AIDS, etc. vorliegen, die sich unabhängig von der COPD entwickelt haben.
    Grüße aus dem weißen Allgäu
    bferber

  • Zitat


    Original von M-Goesling:
    (...) DKR 1003a würde eine HD J18.9 für COLD-Patienten faktisch ausschließen (...)
    Wie kann bei multimorbiden Patienten (E65A/E62A) der Mehraufwand einer zusätzlich exacerbierten COLD abgebildet und der Mindererlös vermieden werden?

    Die diesbezügliche Kodierpraxis im DRG-Projektbericht:
    http://www.g-drg.de/optionsmodell/…icht_Band_2.zip

    Bei DRG E62 A/B (Infektionen der Atemwege, zu 98,7% HD Pneumonie), wurde in 10,9% bei der E62A eine J44.9 (COLD, n.n.bz.) und in 8,3% bei der E65B eine J44.9 als ND codiert, bei E65B wurde in 5,5 % eine J44.8 (COLD, sons.)als ND codiert, keine einzige J44.0/1

    -Dass eine COLD im Rahmen einer Pneumonie nicht exacerbiert halte ich für eine Rarität :no:


    Die DRG E65 A/B (chronisch obstruktive Atemwegserkrankung) hat zu 0% die ND Pneumonie

    -Ergo: Es ist zumindest Praxis, in allen Fällen von COLD mit/bei Pneumonie die Pneumonie als HD und die COLD als ND zu kodieren (wobei auffällt dass es die Kombination Pneumonie und exacerbierte COLD nicht gibt ???)

    Ich habe also bei der häufigen Kombination J44.0 und J18.9 die Möglichkeiten

    -"nach Analyse" festzustellen dass auch in unserem Haus eine Infektexacerbation einer bestehenden COLD bei Pneumonie nicht vorkommt und HD J18.9 mit ND J44.9 zu codieren
    -als einziger (?) nach DKR 1003a zu codieren mit einem cw-Verlust von -0,3
    -auf eine Änderung der DKR 1003a zu hoffen und posthum (?)auch zu profitieren.

    Wie schon gesagt: in der Hoffnung auf Rettung - Grüsse, M.Goesling