MRSA als "Kostenfaktor"

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    Hallo Forum,

    wir haben schon ein- zweimal über die Kodierung bei MRSA diskutiert.
    Mich interessiert aber, ob der ökonomische Aspekt schon mal von jemandem genauer beleuchtet wurde.
    Das Problem ist ja, dass diese Fälle in den Mischkalkulationen aller möglichen DRGs eingehen und somit eine aufwandsentsprechende Vergütung in diesen Fällen nahezu ausgeschlossen ist. Das ist für den Einzelfall zu verschmerzen, da ja nun mal der Fall im Mittel vergütet wird und durch die Fälle mit Überdeckung quersubventioniert wird (schöne heile Fallpauschalenwelt...), jedoch bei häufigem Auftreten (Verlegungskette) dieser Mechanismus nicht greifen kann. Daraus resultiert eine chronische Unterdeckung, die nicht tragbar ist.

    Falls also jemand Informationen hierzu hat, bin ich für Hinweise dankbar!

    Einen schönen Abend wünscht

    D. D. Selter

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hmm, Herr Selter,
    aber diese "nicht tragbare chronische Unterdeckung" ergibt sich doch auch bei anderen Krankheiten mit chronischer Unterdeckung (TBC), für die es aus meiner Sicht keine kostendeckende Regelung vorgesehen ist (Ausnahmeregelung wie z.B. Psychiatrie)

    Es bleibt nur eine trostlose Perspektive

    Grüße aus Hanau

    Poschmann

    Poschmann

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von gerald_poschmann:
    aber diese "nicht tragbare chronische Unterdeckung" ergibt sich doch auch bei anderen Krankheiten mit chronischer Unterdeckung (TBC), für die es aus meiner Sicht keine kostendeckende Regelung vorgesehen ist Es bleibt nur eine trostlose Perspektive

    Guten Morgen Herr Poschmann,

    wir haben aber hier dieses konkrete Problem. Wir operieren/behandeln solche Fälle überdurchschnittlich oft, deswegen haut das auch nicht mit den Ausgleichsmechanismen einer Mischkalkulation hin. Weil wir in der Verlegungskette nun mal in solchen Fällen ganz oben stehen, sehen unsere Fallzahlen bezüglich MRSA eben ganz anders aus, als in den anderen Häusern.

    Zitat

    Original von Admin:Ich trau' mich fast nicht, nachzufragen:
    Habt ihr das InEK diesbezgl. informiert, bzw. befragt ? Es ist m. E. wichtig, dass für solcherlei Fälle eine adäquate Lösung (vorläufige Klärung) gefunden wird. Was wäre z.B. mit einer eigenen DRG ? Notwendig ? Ausnahmeregelung ?

    Guten Morgen Burkhard,

    noch nicht und die Frist bis 31.3.03 ist kurz bemessen, zumindest um konkrete, abgestimmte und fundierte Vorschläge (so wie von dir beschrieben) machen zu können.
    Deswegen interessiert mich, ob schon verwertbare Zahlen irgendwo zu lesen sind, in die Richtung:
    Krankenhaus x hat seine Fälle mit MRSA kostenmäßig analysiert und kam zu folgenden Ergebnissen....
    Es würde dann schneller gehen, dieses Problem konkret darzustellen.

    Einen schönen Tag!


    --
    D. D. Selter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    ich hatte schon befürchtet, dass nicht viele Hinweise kommen werden.
    Meine Suche im www war leider auch nicht ergiebig.
    Deswegen jetzt die Frage: Kennt jemand eine/mehrere gute Suchmaschine/Suchmaschinen, die bei solchen Fragen eine höhere Trefferwahrscheinlichkeit hat/haben?

    Danke und Gruß
    --
    D. D. Selter

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen,

    dann eben nicht.... ;)

    Ich bin dann doch fündig geworden und für die, die es interessiert:

    Springer-Verlag 2002-Trauma und Berufskrankheit 2002.4: S.344-349

    Reale Kosten der MRSA-Osteitis
    (Eine retrospektive Studie im Zeitraum von 1996-2001, Stiftung Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg)

    Dank an den Coauthor OA Dr. Simank für die schnelle Übersendung.

    Gruß
    --
    D. D. Selter

  • Aus den besagten GRünden (Isolierungsnotwendigkeit, Sperrung von Betten, langfristiger Krh.Aufenthalt, Teure Antibiose) mussten wir uns als Richtlinie geben: Es werden nur noch MRSA-Patienten aufgenommen, die wie vorher schon aseptisch operiert haben. Verlegungswünschen aus externen Kliniken zu MRSA-Pat. kann nicht stattgegeben werden; "untergemogelte" werden zurück verlegt.
    Wir bieten jedoch an, einen unserer Operateure in andere Kliniken zu entsenden, wobei natürlich entsprechende Kosten zusätzlich anfallen.

    Gerne können Sie diesen Aspekt in Ihrer Begründung für das InEK einbauen.

    Dr. med. Klüber
    Medizincontrolling
    ENDO-Klinik Hamburg :no:

  • Hallo,

    am 26.1.2003 war ich eingeladen vom Sprecher des Arbeitskreises Diagnostik der Deutschen Gesellschaft für Mikrobiologie und Hygiene zu Problemen der Repräsentation der Mikrobiologie im DRG-System zu sprechen.

    Ich habe dafür plädiert, dass

    - die Multiresistenz einen eigenen Code bekommt, z.B.: Z 29.5 ! Multiresistenz eines Bakteriums, dessen Erkrankung in anderen Kapiteln klassifiziert ist (Multiresistenz bedeutet, dass der Keim nur noch als Sensibel gegenüber Vertretern zweier oder weniger Antibiotika-Gruppen ist)


    -die Klassifikation in B95 und B96 revidiert wird, da relevante Erreger nicht sachgerecht abgebildet werden (z.B. werden sensible E.Coli für den Harnwegsinfekt deutlich aufwandstärker bewertet als multiresistente Acinetobacter spp. , Providencia stuartii, Morganella morganii, Stenotrophomonas maltophilia u.a. spp. und andere häufig vorkommende Erreger mit hoher Brisanz und Anforderung an Diagnostik und Therapie)


    - die Abhängigkeit von Manifestation (Lunge, Hirn, Sepsis Harnblase, Wunde) und Erreger (B95 und B96) noch mal neu geregelt wird - in den ICD-10-Kapiteln Lunge und Hirn und Sepsis stehen die Erreger mit drin - es darf also nach der Kodierrichtlinie für die Doppelcodierung nicht B95 oder B96 hinzugeschrieben werden. Bei Harnblase und Wunde gilt dies jedoch nicht, so dass hier meist zwei Diagnosen mit hohem CC hinzukommen, bei Hirn, Sepsis und Lunge nur eine Diagnose.

    - alle nach dem Bundesseuchengesetz meldepfilichtigen Krankheiten im ICD10 und DRG-System so aufgenommen werden, dass sie aufwandsgerecht entschädigt werden.

    - die DRG noch einmal durchgesehen werden (Listeriensepsis fällt merkwürdigerweise nicht in die Sepsis-DRG etc.)


    Ich hoffe, daß die Deutsche Gesellschschaft für Mikrobiologie und Hygiene nun stimuliert ist, dies einzubringen beim InEK - bringen auch Sie Ihre Einwände ein!

    Mit freundlichem Gruß :x

    Björn Mehlhorn

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Mehlhorn:
    Ich habe dafür plädiert, dass

    - die Multiresistenz einen eigenen Code bekommt, z.B.: Z 29.5 ! Multiresistenz eines Bakteriums, dessen Erkrankung in anderen Kapiteln klassifiziert ist (Multiresistenz bedeutet, dass der Keim nur noch als Sensibel gegenüber Vertretern zweier oder weniger Antibiotika-Gruppen ist)

    Hallo Björn,


    der erweiterte OPS soll Ende März vom DIMDI ins Internet gestellt werden und, so die Aussage der Softwarehersteller, ca. Mitte des Jahres dann in den KHs benutzt werden können.
    Ein neuer ICD-Katalog kommt ja erst 2004. Ein Kode für die multiresistenten Keime "liegt schon im Entwurf vor" und wird berücksichtigt werden.

    Gruß


    --
    D. D. Selter

  • Hallo,

    Zitat


    Original von Selter:

    der erweiterte OPS soll Ende März vom DIMDI ins Internet gestellt werden und, so die Aussage der Softwarehersteller, ca. Mitte des Jahres dann in den KHs benutzt werden können.

    Der OPS ist ja oft nicht kompatibel zum alten OPS - daher ist doch ein Stichtag notwendig, an dem ein neuer OPS eingeführt wird.


    Zitat


    Ein neuer ICD-Katalog kommt ja erst 2004. Ein Kode für die multiresistenten Keime "liegt schon im Entwurf vor" und wird berücksichtigt werden.


    Woher bekommst Du das Insiderwissen, was alles berücksichtigt werden wird?( Wenn das mal öffentlich gemacht werden würde, dann bräuchte man sich hier den Kopf nicht heiß machen.

    Auch wäre eine Neuordnung der Infektiologie dringend notwendig:
    1. wichtige Erreger nicht drin - eher "normale" stark repräsentiert
    2. durch die :kr: Kodierrichtlinie für die Doppelcodierung darf bei Meningitis, Lungenentzündung und Sepsis der Erreger nicht mit angegeben werden, bei allen anderen Entzündungen hingegen schon. Das verfälscht den resultierenden CCL erheblich zu ungunsten :boom: der klinisch und finanzaufwantstark verlaufenden o.g. Erkrankungsbilder.

    Gibt es noch mehr Infos über die geplanten Veränderungen im ICD10 und OPS 301?

    Gruß:x

    Björn

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Mehlhorn:
    Woher bekommst Du das Insiderwissen, was alles berücksichtigt werden wird?( Wenn das mal öffentlich gemacht werden würde, dann bräuchte man sich hier den Kopf nicht heiß machen.

    Deswegen habe ich beim DIMDI angerufen.
    Da alle möglichen Verbände, Fachgesellschaften, ....jetzt noch bis zum 31.3.03 Vorschläge zu Änderungen an den G-DRG-System einreichen wollen und diese Vorschläge auch Abänderungen/Neuerungen an den Schlüsselkatalogen beinhalten, wäre es sinvoll, u.U. schon in "abschließender Planung" befindliche Schlüssel zu veröffentlichen (nicht den Kode selber, sondern einfacher Hinweis: KrankheitX/SonstigesY wird in Zukunft kodierbar sein), damit eben unnötige Arbeit erspart bleibt.
    Es war zu erwarten, dass soetwas natürlich nicht so einfach möglich ist, wofür man auch Verständnis aufbringen kann.
    In diesem Gespräch erwähnte ich auch das MRSA-Thema und erhiehlt entsprechende Info.

    Gruß und habe schon das Snowboard an den Füßen und bin schon nicht mehr da...


    --
    D. D. Selter