Definition der täglichen Betreuungsintensität in 2013

  • Hallo Herr Neubecker,

    ich glaube, da könnten wir ganz wunderbar diskutieren.

    Nur Ihr Beispiel Nr. 1 mag mich halbwegs überzeugen, was meinen Einwand bezüglich der Suizidalität anbelangt.

    Die Beispiele 2-5 beschreiben Selbstverletzungen, die bei uns in Bezug auf den Aufwand grundsätzlich anders gehändelt werden als die Suizidalität, die bei uns in Stufen von 1-4 eingeschätzt wird und aus der sich dann der tatsächliche Aufwand ergibt.

    Was Sie unter "zu1" beschreiben, ist ja richtig, nur kann ich doch nicht jeden Tag bei jedem Patienten sämtliche Fallbeispiele durchgehen (denn man kann ja "mixen"), um festzulegen, was ich am vergangenen Tag gemacht habe, um dann zu entscheiden, ob es ein deutlich oder stark erhöhter Aufwand war. Und, wenn Zweifel bestehen, mich nochmals der merkmalsbezogenen Liste widme. Der Zeitaufwand wäre deutlich zu hoch.

    Deshalb vielleicht doch noch mal die Frage: wie machen Sie denn die Einschätzung konkret? Wer ist daran beteiligt und wie ist sie in den Stationsablauf eingebunden? Und noch etwas fällt mir ein: wie ist der Sozialdienst in die Einschätzung mit eingebunden?

    Mit freundlichem Gruß

    Jorge

  • Guten Tag allerseits,
    wird das BIM die PsychPV ablösen?! Verstehe ich das so richtig?
    - Wie ist dass denn jetzt geplant?
    - Tgl. eingruppieren!?
    - Wenn ja von wem (Jede Berufsgruppe für sich).
    - Wer kontrolliert das?

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas.

  • Guten Tag, tomkue!

    In aller Kürze eine Antwort auf alle Fragen:

    Ob und wie die BIM genutzt werden wird, steht noch in den Sternen. Fest steht nur, das die PsychPV spätestens zum Ende der Konvergenzphase ausläuft.

    Die Eingruppierung muss zwingend täglich erfolgen (das ist ja überhaupt Sinn der ganzen Sache!). Die Eingruppierung wird je nach Haus (und bei uns sogar je nach Station) mal von der Pflege und mal im Behandlungsteam erfasst - hierzu gibt es keine Bestimmungen. Da in Zukunft aber auch der "sozial begründete Aufwand" mit erfasst wird, läuft es wohl darauf hinaus, dass über die jeweiligen Zuordnungen im Behandlungsteam entschieden wird .

    Es ist naheliegend, dass das Ganze letztendlich vom Medizincontrolling überprüft wird.

    Gruß
    Anyway

  • Hallo tomkue,

    die Betreuungsintensität wird (zumindest zur Zeit) nur von den Kalkulationskrankenhäusern genutzt.
    Sie dient dazu, Kosten die nicht konkret einzelnen Patienten zuzuordnen sind, zu verteilen.
    Ob eine tägliche Einstufung unbedingt notwendig ist, darüber kann man streiten. Wir stufen am Anfang der Behandlung, wenn sich der Behandlungsaufwand ändert und am Ende der Behandlung ein. Daraus lässt sich dann auch ein täglicher Wert ableiten.
    Im Rahmen der Kalkulation kommt der BI eine große Bedeutung zu. Zwischen 60-80% der Kosten werden damit verteilt. Damit ist dieses Werkzeug bei weitem wichtiger als die OPS Kodes und die Erfassung der Leistungsminuten.
    Allerdings wurde das Modell - genau wie alle vorangegangenen - nicht wissenschaftlich erprobt! Das heißt, der Beweis dass es Reliabel, objektiv und valide ist, wurde bisher nicht erbracht.
    So viel zum Thema Datengrundlage des neuen PEPP Kataloges....
    Grüße
    HelmutWG

  • die Betreuungsintensität wird (zumindest zur Zeit) nur von den Kalkulationskrankenhäusern genutzt.


    Hallo HelmutWG,

    da muss ich sie korrigieren. Wir sind kein Kalkulationshaus und arbeiten trotzdem bei der Mehrzahl unserer Stationen mit der BI.
    Und das aus mehreren Gründen:

    • nachdem Herr Schaffert dankenswerterweise einige Links zum Thema eingestellt hatte, kamen wir zu dem Schluss, dass der optimale Kostentrenner die BI ist. Die OPS sind es definitiv nicht. Und nachdem ein wichtiges Mitglied des InEK die BI als möglichen Quantensprung in der Fallpauschale bezeichnet hat, gehen wir davon aus, dass es über kurz oder lang in diese Richtung gehen wird. Und auf die wollen wir vorbereitet sein.
    • Schon während der Einführungsphase wurde klar, dass sich meine PflegekollegInnen im Gegensatz "zu früher" bei den Übergaben bzw. bei der täglichen Einschätzung über psychopathologische Phänomene austauschte. Es ging in der Mehrzahl nicht mehr darum, ob der Patient "gut führbar" gewesen sei oder ob er pünktlich vom Ausgang zurück kam. Diesen Qualitätssprung wollte ich nicht mehr missen.
    • Es wurde festgelegt, dass bei Punktwerten von 5 oder 6 (bei Modell 2.1) entsprechend dokumentiert werden muss. Grundlage sind Textbausteine aus dieser BI mit individuellen beschreibenden Ergänzungen. Solche Einträge habe ich mir jahrelang gewünscht; die sind, was den MDK anbelangt, "Sandy"-sicher.

    und müsste jetzt gleich anfangen das BIM umzusetzen


    Nein, Thomas, ich glaube, da brauchen Sie keine Hektik an den Tag legen.
    Ich habe leider etwas zu spät bemerkt (wahrscheinlich war ich zu euphorisiert :) ), dass das hier diskutierte Modell nur ein Vorschlag einer Arbeitsgruppe war. Wir glauben, dass das InEK das so nicht übernehmen wird.
    Und für den Mitarbeiter der InEK (hier wird ja mitgelesen) unsere Überlegungen:

    • Die Spreizung ist zu gering. Mit 1, 3 und 5 Punkten lassen sich keine Auswertungen machen, die Daten über tatsächliche Kostentrenner hergeben. Bei den jetzigen Relativgewichten geht es zum Teil um 10-tel bzw. 100-tel. Da müssen differenziertere Ergebnisse her.
    • Wichtige psychopathologische Merkmale kommen zu kurz. Auf die Suizidalität hatte ich schon hingewiesen, der Wahn wird ebenfalls sehr stiefmütterlich abgehandelt.
    • Das Zusammenfassen der psychopathologischen Merkmale mag auf den ersten Blick sinnvoll und pragmatisch erscheinen, führt aber dazu, dass diese nicht mehr auswertbar sind, zumindest nicht auf einfachem Weg. Denn erst mal müssen sie ja eingegeben werden.
    • Den Sozialdienst mit einzubeziehen ist ja ehrenwert, aber ihm auf jedem Fall einen Punkt pro Tag pro Patient zuzuschreiben, ist schon sehr gewagt von dieser Arbeitsgruppe. Denn etliche Patienten haben gar keinen Kontakt zum SD. Dass sie 3 Punkte für einen Aufwand am Telefon bekommen sollen und der mit dem 3-punktigen Aufwand über 24 Stunden für die Pflege gleichgesetzt wird - na, ja. Das sollte sogar das InEK bemerken, dass es da eine relative Schieflage gibt. Vielleicht wäre es hier sinnvoll, auf die "aufenthaltsstabilen Merkmale" zurück zu kommen. In irgendeiner Art und Weise.Vielleicht nicht "stabil" sondern eher für eine bestimmten Zeitraum "bestimmend".

    Ich bitte es mir nachzusehen, dass ich mich in einigen Beiträgen wiederhole. Aber man merkt bestimmt, dass ich überzeugt bin von der Betreuungsintensität (und dementsprechend engagiert :) ). Und angesichts der relativ hohen Zugriffe auf diesen Beitrag sind wohl auch andere sehr interessiert an diesem Thema.
    In diesem Sinne
    Freundliche Grüße
    Jorge

  • Hallo Jorge,

    natürlich steht es jedem Krankenhaus frei die BI zu nutzen. Mir ging es darum klarzustellen, dass man als Nichtkalkulationshaus die BI nicht einführen muss.
    Ob die BI alleine als Kostentrenner besser ist, als die bisherige Kombination aus Leistungsdaten und über die BI verteilten Restkosten glaube ich nicht. Das INEK kalkuliert auf jeden Fall mit beidem. In den bisherigen Modellen war ja "schwer krank" gleichgesetzt mit hoher BI, was zu höheren zugeordneten Kosten führte. Patienten mit einem hohen Anteil an strukurierter Psychotherapie hatten meist eine niedrigere BI. Verursachen sie deswegen einen niedrigeren Aufwand? Bei diesen Patienten sind aber die konkret zugeordneten Leistungsminuten höher. Also eine Kombination aus beidem bilden einen Fall meiner Ansicht nach besser ab. Wie sich das neue Modell auswirkt wird man sehen.

    Das jetzt von der Arbeitsgruppe erarbeitete Modell wird ab 01.01.2013 umgesetzt wie Sie der folgenden Mail (Mitte Oktober) von Hr. Dr. Heimig entnehmen können:

    "Sehr geehrte Damen und Herren,

    bereits in der Vergangenheit haben wir kommuniziert, zu beabsichtigen, die verschiedenen zur Auswahl stehenden Betreuungsintensitätsmodelle (Anlage 13 Kalkulationshandbuch) auf Basis der ersten Kalkulationserfahrungen zu prüfen und ggf. zu verringern, um eine weitere Steigerung der Datenqualität zu erzielen. Nach zahlreichen Diskussionen haben wir im Ergebnis in Zusammenarbeit mit den Fachverbänden der Psychiatrie und Psychosomatik ein einheitliches Betreuungsintensitätsmodell (BI-Modell) entwickelt, welches einheitlich in allen Bereichen der Psychiatrie und Psychosomatik außerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrie Anwendung finden soll. In der Anlage zu dieser E-Mail übersenden wir Ihnen das neue Betreuungsintensitätsmodell. Dieses wird alle in Anlage 13 Kalkulationshandbuch für Psychiatrie und Psychosomatik genannten Beispiele für Modelle der Betreuungsintensität im Bereich Station außer dem Modell 8.1 (Kinder- und Jugendpsychiatrie) ersetzen. Wir befinden uns gerade in der Abstimmung mit den Selbstverwaltungspartnern zur Änderung des Kalkulationshandbuches mit Bekanntgabe des Zeitpunktes für eine verpflichtende Umstellung auf das einheitliche BI-Modell. Die Veröffentlichung auf unserer Homepage https://www.mydrg.de/www.g-drg.de wird nach der offiziellen Verabschiedung der Änderung des Kalkulationshandbuches durch die Selbstverwaltungspartner zeitnah erfolgen. Einrichtungen, die auf Basis einer Leistungserfassung mit LEP kalkulieren, können auch nach der verpflichtenden Einführung des einheitlichen BI-Modells auf Basis dieser LEP-Erfassung an der Kostenkalkulation für psychiatrische und psychosomatische Leistungen teilnehmen.

    Da das neue Betreuungsintensitätsmodell kurzfristig verpflichtend eingeführt werden soll, möchten wir Sie bereits heute über die Inhalte des neuen Betreuungsintensitätsmodells informieren, um Ihnen einen frühzeitigen Umstieg auf das einheitliche BI-Modell zu ermöglichen. Wir würden uns freuen, wenn Ihnen der Umstieg bereits zum 01.01.2013 gelingen könnte.

    Für Rückfragen stehen Ihnen die Ansprechpartner des InEK gerne zur Verfügung.


    Mit freundlichen Grüßen

    InEK GmbH
    Auf dem Seidenberg 3
    DE-53721 Siegburg
    https://www.mydrg.de/www.g-drg.de

    Geschäftsführer: Dr. Frank Heimig
    Handelsregister: AG Siegburg HRB 7395"


    Herzliche Grüße

    HelmutWG

  • Hallo HelmutWG,

    Gott sei Dank gibt es dieses Forum. Danke für das zitierte mail.
    Ich rudere also mit riesigen Ruderblättern zurück. Diese Info war mir nicht bekannt.

    Ich bleibe aber bei meiner Kritik an dem übergreifenden Model.

    Die Gleichsetzung der Punktwerte bis 2,999... für die Pflege mit denen des SD gleicht einer Verhohnepipelung der Pflege.
    Es bleibt auch hier dabei, dass das InEK eher dazu neigt, ihre Veröffentlichungen zur Diskussion und zur Auslegungssache frei zu geben.

    Was Ihren Vergleich zwischen Akut- und Psychotherapie anbelangt, kann ich Ihnen nicht zustimmen.

    Gerade bei Benutzung der BI bildet sich deutlich ab, wo die Aufwände sind. Eine geordnete Station mit strukturiertem Programm und mit einem erhöhtem Anteil von elektiven Aufnahmen muss sich anders darstellen, als eine Station mit "chaotischen" Aufnahmen, manischen, depressiven, fremd- und eigengefährdeten, wahnhaften Patienten, die womöglich auch noch ein Selbstversorgungsdefizit haben und 1:1 überwacht werden müssen.

    Insofern ist meine Meinung, dass es hier auf keinen Fall eine Koppelung von BI und OPS geben darf.

    Sonst würde es auch hier in Richtung des kritisierten PEPP gehen, die die Akutpsychiatrie unterbewertet.

    Zum Schluss noch 2 Fragen:

    Ist denn dieses BIM tatsächlich schon durch und entschieden? Das habe ich aus der mail nicht richtig entnehmen können.

    Gibt es ForumsteilnehmerInnen, die dabei sind, dieses BIM in einem KIS umzusetzen und Interesse haben, darüber zu berichten? In den vorangegangenen Beiträgen gab es ja einigen Diskussionsbedarf.

    Mit freundlichem Gruß

    Jorge

  • Hallo Jorge,

    ich finde man sollte keine berufspolitische Diskussion aus dem BI Modell machen. Alle bisherigen Modelle genügen nicht den wissenschaftlichen Anforderungen an ein Scoring Werkzeug. Sie wurden sicher nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet und ich halte das neue Modell auch für das Beste.
    Warum ist ein strukturiertes Behandlungsprogramm nicht so aufwändig wie eine Akutstation? Gerade auf diesen Stationen arbeiten die teuersten Mitarbeiter. Wie gesagt bei uns haben akute Stationen höhere BI-Werte, Therapiestationen aber eindeutig höhere dokumentierte Leistungen.
    Mit der BI ist es wie mit den IQ Tests. Sie messen das was sie messen. Aber ist das die ganze Wahrheit?

    Das neue Modell ist meines Wiissens noch nicht entgültig verabschiedet. Zumindest wurde es bisher nicht auf der INEK-Seite veröffentlicht. Da aber ja nur noch wenig Zeit bleibt sind wir schon dabei das Modell technisch umzusetzen und die Mitarbeiter zu schulen.
    Herzliche Grüße
    HelmutWG

  • Hallo zusammen,

    ist jemand so nett, es hier im Forum mitzuteilen, wenn das InEK das neue BIM veröffentlicht hat oder aber den Link einzustellen, wo das InEK es veröffentlichen wird. Im Menübaum (d-drg.de) gibt es die "Kalkulation". Dort?

    Freundliche Grüße

    Jorge

    PS: Hat sich schon erledigt. Gerade habe ich es gefunden. Manches kann so schnell gehen. BIM2013

    Einmal editiert, zuletzt von Jorge (28. November 2012 um 22:10)

  • Hallo zusammen,

    folgendes Problem ergibt sich bei uns: im vollstationären Behandlungsbereich wird die Betreuungsintensität durch Leistungserfassung in der Pflege (LEP-System) erfasst. In unserer Tagesklinik wurde dieses System aber noch nicht eingeführt.

    Meine Frage ist nun: muss man für die Tagesklinik auch zwingend ein Betreuungsintensitätsmodell einführen? Genügt es nicht, dass der Patient in der Tagesklinik behandelt wird und demnach nicht den Erkrankungsgrad eines Patienten aufweist, der auf Normalstation oder gar Intensivstation behandelt werden muss?

    Danke für Eure Antworten!