Definition der täglichen Betreuungsintensität in 2013

  • Hallo Kodiergemeinde,

    mir liegt nun die Definition der tägl. Betreuungsintensität für 2013 vor. Diesbezüglich habe ich eine Frage ob der möglichen Punkteverteilung. Sehe ich das richtig, dass an kalkulationsrelevanten Tagen ein Gesamtpunktwert von min. 3 bestehen muss, auch wenn kein Aufwand betrieben wird?

    Freundlichste Grüße
    Peter Neubecker

  • Hallo Peter,

    das BIM wird dazu genutzt, die Residualkosten 70-80% (z.B. Stationskosten usw.) sowie den Aufwand des Patineten (Personalbindung) abzubilden. Ausführliche Informationen befinden sich im Kalkulatinshandbuch. Kapitel 6 S.137 .

    Weiter muss man anmerken, dass jeder Patient Kosten verursacht (Personal, Station, Verwaltung, Technischer-Dienst usw.), dies wird durch die Clusterung der Mindestpunkte (drei) abgebildet und je mehr Aufwand der Patient in den einzelnen Bereichen verursacht, um so höher ist der BIM Wert.

    Technisch muss man bedenken, dass Systeme mit 0 Werten nicht arbeiten oder Rechnen können, deshalb wird der Werte 1 und größer benutzt.

    Jeder Patient wird täglich in den Kalkulationshäusern ab Aufnahme durch das BIM eingestuft, bis zu seiner Entlassung.

    Ab 2013 wird es ein einheitliches Modell für die Psychiatrie und Psychosomatik geben, die KJP benutzt anderes Modell. ;)

    Ich hoffe zumindestens eine sehr kurze Erklärung für die Mindestpunktzahl im BIM liefern zu können.

    Mit freundlichem Gruß

    Space Alex ?(

  • Guten Tag, Herr Neubecker,

    wenn wir vom Gleichen reden ("Gewichtung der Pflegetage nach der Betreuungsintensität - Gemeinsames Modell der AG Psychiatrie und Psychosomatische Medizin zum PEPP-Entgeltsystem), ist Ihnen ein wichtiges Adjektiv entgangen.

    Der Punktwert 1 wird definiert als "kein erhöhter Aufwand". Auch bei den bisherigen Modellen gab es als Grundwert den Punktwert 1. Und das ist ja auch gerechtfertigt, denn Aufwand macht ein Patient in jedem Fall. Kritisch fand ich bei den alten Modellen, wenn im Gesamtscore nur die Mindestpunktsumme erreicht wurde. Das hätte den MDK sicherlich etwas irritiert. :)

    Mit freundlichem Gruß


    Jorge

  • Guten Morgen Jorge,

    in der Tat reden wir vom Gleichen.

    Da in der tägl. BI ab 2013 drei Bereiche definiert sind, verstehe ich die Definition folgendermaßen:
    Drei Bereiche (Psy, Som, Soz) - bei keinem erhöhten Aufwand -> 3 x 1 Punkt,
    somit min. pro Tag = 3 Punkte.
    Sollten alle drei Bereiche starken Aufwand erfordern, ergeben sich somit max. 13 Punkte (5, 5, 3) pro Tag, so dass sich mathematisch eine Spreizung des Aufwandes von 10 Punkten pro Tag ergeben würde. Analog kann somit ein Aufwand in 10%-Schritten pro Tag abgebildet werden.

    Freundlichste Grüße
    Peter Neubecker

  • Hallo zusammen,

    ich verstehe das auch so. Mindestens 3 und höchstens 13 Punkte.
    Auf den ersten Blick sieht das neue Modell besser und durchdachter aus. Vor allem wurden die einzelnen Stufen inhaltlich unterfüttert. Was ich gut finde ist, dass der soziale Aufwand - wenn auch leicht abgewertet - mit abgebildet wird. Die Schwelle zum deutlich erhöhten Aufwand ist bisweilen recht hoch.
    Grüße

    Helmutwg

    Einmal editiert, zuletzt von helmutwg (25. Oktober 2012 um 16:14)

  • Hallo helmutwg,

    ich kann Ihnen nur zustimmen. Dieses neue Modell ist im Vergleich zu den alten (insbesondere mit dem 2.1, mit dem wir arbeiten) gestrafft worden. Mehrere Kategorien wurden in der Psy zusammengefasst und es reicht nun, den Aufwand grundsätzlich zu bewerten. Allerdings sind die Beschreibungen doch recht interpretationsfähig, das ist eher kritisch zu sehen.

    Dass der Sozialdienst nun auch in die Bewertung mit aufgenommen wurde, ist grundsätzlich positiv; was mir Kopfschmerzen bereitet, ist die Kommunikation mit der Pflege, die bei uns bisher die Einstufung allein durchgeführt hat. Dazu kommt natürlich die entsprechende Dokumentation, die die Einstufung ja untermauern muss. Das sind unsere SD-ler noch nicht so gewöhnt :) .

    Dass die Schwelle zur 5 so hoch ist, finde ich in Ordnung. In den alten Modellen wurden sie ja in Einer-Schritten vollzogen bis zur 6, und die war auch schon recht anspruchsvoll.

    Obwohl wir keine Kalkulationshaus sind, haben wir sehr gute Erfahrungen mit der BI gemacht und werden wohl im Dezember auf das neue Modell umstellen. Gerade die Pflege hat durch die Einstufung und die dann erforderliche Dokumentation erheblich gewonnen. Neben dem, dass wir über die Auswertungen absolut interessante Dinge bezüglich der Belastung der Kollegen erfahren.

    Freundliche Grüße

    Jorge

    PS: Falls jemand die BI 2013 als Datei hat, wäre es schön, wenn sie/er sie einstellen würde. Ich habe sie leider nur ausgedruckt. Oder würde der Beitrag dann wieder gelöscht... :S

  • Guten Morgen, zusammen,

    zu der BI hätte ich folgende Frage:

    Unter 4) werden ja Fallbeispiele aufgeführt, unter 5) werden merkmalsbezogene Aufwände aufgeführt.

    Während die unter 4) beschriebenen Situationen eher "niederschwelliger" sind, sind die Aufwandsmerkmale doch ziemlich "krass" (ich weiß gar nicht, wie ich das formulieren soll) beschrieben. Wird sehr deutlich beim Vergleich der gesteigerten Antriebsstörung.

    Zum einen habe ich den Sinn dieser doppelten Beschreibung noch nicht verstanden und zum zweiten: reicht 4) oder muss 5) erfüllt sein, um den deutlich oder stark erhöhten Aufwand geltend zu machen? Dokumentiert muss ja das eine wie das andere sein.

    Mit freundlichem Gruß

    Jorge

  • Für unsere Klinik haben wir folgende Definition getroffen, um das Modell umzusetzen. In beiden Punkten (4 & 5) sind Beispiele (Fälle & Merkmalsaufwände) formuliert für deutlichen und stark erhöhten Aufwand.

    Um eine Einstufung vornehmen zu können, werden zunächst die Gegebenheiten des einzustufenden Patienten mit den Fallbeispielen verglichen. Hierbei spielt der Bereich (A, S, G, Pth, Psom) eine nur untergeordnete Rolle, da die aufgeführten Fälle innerhalb unserer Klinik in jedem Bereich auftreten können.
    Für mein Verständnis zeigen die Fallbeispiele Tendenzen an. Schwerpunkt sollte also nicht das Alter, Geschlecht oder die genannte Diagnose, sondern das dargebotene klinische Bild sein. Sollte der einzustufende Patient mit dem durch sein Funktionsniveau verursachten Aufwand tendenziell in eines oder mehrere dieser Beispiele gleichen Punktwertes fallen, so wird der diesen Beispielen folgende Punktwert gewählt. Zeigt der einzustufende Patient in Teilbereichen jedoch Muster, die in unterschiedlich bewertete Beispielfälle fallen, so werden zusätzlich die Aufwand verursachenden Merkmale zu Rate gezogen. Sollte sich auch hier eine Tendenz entwickeln, die keinen eindeutigen Punktwert als Ergebnis produziert, so wäre der niedrigere Punktwert als Einstufung zu wählen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Peter Neubecker

  • Hallo, Herr Neubecker,

    danke für Ihre Antwort.

    Wie verfahren Sie dann aber z. B. mit den diversen Ausprägungen der Suizidalität? Die werden in Punkt 4 ja gar nicht beschrieben. Die Merkmale in 5 sind ja doch sehr viel ausführlicher beschrieben als die Beispiele in 4.

    Zum anderen: wie machen Sie das ganz praktisch? Die Beispiele in 4 geben ja Anlass zu mannigfaltigen Einschätzungen und Diskussionen. Bisher macht die tägliche Einstufung bei uns die Pflege während bzw. nach der mittäglichen Übergabe. Die jetzigen Kriterien sind relativ klar, deshalb geht das recht flott (KIS-gestützt). Mit Ihrer Methode scheint mir das viel aufwändiger. Oder scheint das nur so?

    Spräche denn aus Ihrer Erfahrung heraus grundsätzlich etwas dagegen, es andersherum zu machen? Die Beschreibenden Merkmale unter 5.1 als Grundlage, allenfalls ergänzt durch die Fallbeispiele und dann anhand der 5.2 die Punktevergabe anhand des Aufwands.

    Mit freundlichem Gruß

    Jorge

  • Zu Ihrer Frage: Wie verfahren Sie dann aber z. B. mit den diversen Ausprägungen der Suizidalität? Die werden in Punkt 4 ja gar nicht beschrieben.

    Auch bei dieser Frage würde ich wie im vorherigen Threat beschrieben verfahren. Um eine (aus meiner Sicht) konkrete Lösung anbieten zu können, ist Ihre Frage jedoch zu allgemein gehalten - dennoch möchte ich versuchen, ein paar Punkte im Bereich "Psychisch begründeter Aufwand" zu vergeben.

    Sehen wir uns zunächst die Regeln zur Anwendung der Skala an:
    Hier möchte ich mich orientieren an den Punkten 2, 3, 4 - und zwar genau dieser Reihenfolge.

    Nun schauen wir auf die Fallbeispiele (ich gehe davon aus, wir haben die selben Beispiele vorliegen):

    Für mich in Frage kommen die Beispiele:

    1. Gerontopsychiatrie - 75-j. Mann nach schwerem SV durch Erhängen....
    2. Psychotherapie - Eine 28-j. Patientin mit emotional-instabiler Persönlichkeitstörung....
    3. Psychotherapie - Ein 30-j. Patient mit Impulskontrollstörung droht immer ....
    4. Psychosom. Medizin - Ein Patient ist durch eine Störung der Verantwortungsübernahme ....
    5. Psychosom. Medizin - Ein Patient bringt sich durch eine Störung der Impulssteuerung, der Affekttoleranz ....

    All diesen Beispielen ist eine Selbstverletzung gemein.
    Blicken wir nun in Beispiel 1 auf den Bereich Suicidalität (alle anderen Aspekte werden nicht beachtet) mit dem Ziel: reduzieren, abstrahieren und interpretieren.

    zu 1 (alle Items stammen aus dem Beispielfall).
    • Pat. nach schweren SV d. Erhängen - für mein Verständnis ein durchaus ernstzunehmender Versuch; Pat. muss u.U. regelmäßig gesichtet werden, Absprachen bezügl. Ausgang und Kontaktaufnahme müssen getroffen werden, regelmäßige Überprüfung der Befindlichkeit ist von Nöten.
    • Pat. ist psychomot. unruhig u. getrieben - Pat. läuft unsteht über Station, ist außerstande, sich zu konzentrieren, eine Entspannung scheint schwer möglich, Pat. muss von Seiten des Personals wiederholt begrenzt und u.U. von Mitpat. abgeschirmt werden, erhält u.U. mehrfach am Tag sedierende Bed.-Med., je nach Erregungszustand Störung des T/N-Rhythmus.
    • Pat. muss zu Aktivitäten motiviert werden - auch dies ein bekanntes Bild. Pat. benötigt wiederholte Ansprache und Begleitung.
    • Med.-Einnahme muss erläutert und kontrolliert werden - mangelnder Selbstwert und Hoffnungslosigkeit des Pat. veranlassen das PP zu regelmäßigen und häufigen Gesprächskontakten in Bezug auf seine Medikation.
    • Regelmäßige Deeskalationsgespräche bei erneuten suicidalen Impulsen - auch dies ist nichts Außergewöhnliches und (quasi) Standard bei Suicidalität.

    Solange kein erneuter SV während des stationären Setting duchgeführt wird, bekäme dieser Patient im Bereich "Psychisch begründeter Aufwand" -> 3 Punkte

    Nun ein Blick auf - Psychisch bedingter merkmalsbezogener Aufwand
    Es bliebe bei 3 Punkten, wenn ich mich hier überwiegend im "Deutlich erhöhten" Bereich bewege.
    5 Punkte würde ich dagegen vergeben, wenn ich mich überwiegend auf der "Stark erhöhten" Seite bewege.

    "Automatisch" wären ebenfalls 5 Punkte erreicht, wenn der Pat. während des Settings einen SV durchführt, da dieser einen deutlich erhöhten Aufwand verursachen würde, wie z.B. Fixierung, Ausgangssperre o. ausgang in Begleitung, permanente Begleitung oder Sichtung auf Station, Abstimmungsbedarf im Team etc.

    Ich hoffe, Ihre Frage in ausreichendem Maße beantwortet zu haben.

    Grüße
    Peter Neubecker