Myokardinfarkt vs. Herzinsuffizienz (als HD)

  • Hallo zusammen,

    folgende Problematik: Pat. kommt mit dem Bild einer dekompensierten Rechtsherzinsuffizienz + Stauungspneumonie zu uns ins Haus. Eine entsprechende diuretsiche und antibiotische Therapie wurde eingeleitet.

    Kurze Zeit später verstirbt der Patient.

    In der Zusammenschau der Befunde (Labor, Echo) handelte es sich hier um einen schweren Hinterwandinfarkt mit nachfolgender Dekompensation.

    Meiner Meinung nach, wird hier nun die Herzinsuffizienz als HD kodiert, da diesbezüglich der höhere Ressourcenverbrauch vorlag und die Herzinsuffizienz ein eigenständdiges Kranheitsbild darstellt.

    Leider stehe ich mit dieser Auffassung ziemlich alleine da. Die Mehrheit vetritt den Standpunkt, dass der Myokardinfakt für die dekomensierte Herzinsuffizienz verantwortlich ist (korrekt) aber dieser deshalb auch als HD zu kodieren ist.

    Begründet wurde diese Vorgehensweise auch noch damit, dass man vor Gericht bestimmt nicht damit durchkommt, dass die Herzinsuffizienz bzw. die Dekompensation ein eigenständiges Krankheitsbild und kein "Symptom" darstellt.

    Mich würde deshalb jetzt die Meinung anderer interessieren....

    Gruß

    casapietra

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    In der Zusammenschau der Befunde (Labor, Echo) handelte es sich hier um einen schweren Hinterwandinfarkt mit nachfolgender Dekompensation.

    ..und wenn Sie dann die D002 berücksichtigen:
    „Die Diagnose, die nach Analyse als diejenige festgestellt wurde, die hauptsächlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes des Patienten verantwortlich ist.”
    Der Begriff „nach Analyse” bezeichnet die Evaluation der Befunde am Ende des stationären Aufenthaltes, um diejenige Krankheit festzustellen, die hauptsächlich verantwortlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes war.

    Was ist dann die HD in ihrem Fall?

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo Herr Selter,

    für mich ist die HD die Herzinsuffizienz, da diesbezüglich die Aufnahme erfolgte.

    Natürlich ist es so, dass durch den Myokardinfarkt die Dekompensation ausgelöst wurde, für mich sprechen wir hier aber nicht von Symptom und zugrundeliegender Erkrankung, sondern von zwei unterschiedlichen Erkrankungen, die beide bei Aufnahme vorgelegen habe und die HD deshalb nach dem höhern Ressourcenverbrauch festgelegt werden darf...

    Gruß

    A. Feuß

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    die DKR fragt nicht nach "was hat Aufnahme verursacht", sondern nach "hauptsächlicher Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes".
    Sie beschreiben selber, dass nach Zusammenschau der Befunde ein schwerer Hinterwandinfarkt mit nachfolgender Dekompensation vorlag.
    Was würden Sie denn bei Aufnahme mit z. B. fulminanter Lungenembolie und Versterben als HD zuweisen?

  • Herr Selter,

    nach Ihren Ausführungen wird es immer klarer, dass die Herzinsuffizienz hier als HD kodiert werden muss, da diese den Aufenthalt veranlasst hat.

    Bezüglich Ihres Beispiels würde ich natürlich die Lungenembolie nehmen. Ich hätte auch nicht den Hauch eines Schimmers, was bei dem Beispiel ansonsten genommen werden könnte...


    Gruß

    A. Feuß

  • Hallo,

    können Sie bitte freundlicherweise Ihre These auch begründen?

    Warum hat der Myokardinfarkt hauptsächlich den stationären Aufenthalt veranlasst und was ist mit dem Beispiel "Lungenembolie"?

    Gruß

    A. Feuß

    • Offizieller Beitrag

    Zur schnelleren Beantwortung ein Zitat aus Wikipedia:
    Lungenembolie: Besonders problematisch und symptomatisch ist der sofortige Blutstau vor dem Thrombus, der zu einer mehr oder weniger starken Druckerhöhung im sogenannten kleinen Kreislauf (Lungenkreislauf) führt. Zusätzlich werden Mediatoren freigesetzt, die die Gefäßkonstriktion weiter erhöhen können. Dadurch kommt es zur Überlastung des rechten Herzens, das nun gegen einen erhöhten Widerstand arbeiten muss. Akutes Herzversagen und Sauerstoffmangel (Hypoxämie) aller Organe stehen im Vordergrund.

    Wieso wollen Sie hier nicht auch ein Herzversagen oder ähnliches dann als HD?

  • Guten morgen,


    ich klinke mich mal in die Diskussion ein. Ich geselle mich auch zur Mehrheitsmeinung. Die Ursache des Symptoms (meiner Meinung nach ist die Herzinsuffizienz das Symptom des Herzinfarktes) ist die HD, also der Infarkt.

    Wenn in Ihrem Fall beim Patienten in der Obduktion/o.a. Untersuchungen kein ursächlicher Zusammenhang mit einer Grunderkrankung entdeckt worden wäre, dann wäre die I50._die HD.

    Ich diskutiere gerade mit der lokalen Krankenkassendame folgende Konstellation: Patientin mit manifester Herzinsuffizienz und medikamentöser Therapieeinstellung. Im Echo findet sich ein bislang nicht bekannte, schwere Aortenstenose. Wir kodieren die Stenose als HD, die Herzinsuffizienz als ND. Die Kasse fordert die Herzinsuffizienz als HD mit der Begründung, die Stenose sei nur dann zu kodieren, wenn sie auch (operativ?) therapiert wird, (was in einem Grundversorgunghaus eher nicht gemacht würde...), d.h. es müsste ein herzchirugischer Eingriff folgen, bzw, die Patientin hierfür vorbereitet werden. Nun wurde die Patientin medikamentös stabilisiert, über das weitere Vorgehen und Planung ist mir derzeit nichts bekannt. Das hat aber auch mit der Wahl der HD nicht zu tun.

    Nun wird der Fall vom MDK begutachtet und ich erwarte das Ergebnis mit Spannung. Bericht folgt.

    Viele Grüße

    kodeverdreher

  • Hallo,
    der 1. Fall scheint mir doch sehr eindeutig zu sein. HD = HI

    Hallo kodeverdreher,
    wäre dankbar für eine Rückmeldung wie dier Fall ausgeht. Ich hätte auch die Aortenstenose als HD kodiert.

    Gruß
    CoDiBer

  • Hallo,

    in Ihrem Fall sehe ich keine große HD-Problematik. Sie müssten ja erst einmal nachweisen, dass der HW-Infarkt hier nicht führender Grund für den KH-Aufenthalt war, insbesondere dann, wenn der Pat. im Verlauf durch einen wie mir scheint kardiogenen Schock verstarb und damit die Dekompensation mit hoher Wahrscheinlichkeit sympthomatisch war.

    Ergäbe Ihre retrospektive Betrachtung, dass der Pat. mit einer Dekompensation/Pneumonie aufgenommen wurde und im Verlauf einen Infarkt schoss, wäre der Fall sicherlich anders zu werten. Aber Sie beschreiben ja eine nachfolgende Dekompensation.

    Da liegt die HD des HW-Infarkts auf der Hand, wie es auch herrschende Meinung ist.

    MfG

    nA