Hauptdiagnose bei Folgeeingriff Verbrennung

  • Hallo,
    Danke für die Antworten.
    Zur Verdeutlichung hier Infos aus der Dokumentation.

    Zitat

    Aus OP 5Tage später:
    Nach vorausgegangener Kompartmentspaltung und Nekrosectomie bei Streptokokkeninfekt nach Verbrennung am linken Unterschenkel ist heute der Verbandswechsel mit Revision und Austausch des Epigards dringlich.
    OP: Rückenlage, Hautdesinfektion des linken Beines, sterile Abdeckung.
    Das Epigard zeigt tiefblau-schwarze Verfärbung mit trübem Sekretaustritt, der Wundrand vor allem tibialseitig ist z.T. nekrotisch bzw. erheblich minderperfundiert.
    Nach Entfernen der Epigardfolie zeigen sich im kranialen ventralen Wundabschnitt reichlich Hämatomkoagel, lateral daneben ist die Muskulatur stellenweise avital mit graubrauner Verfärbung. Die Wundränder im kranialen Abschnitt sind nekrotisch, unter den tibialen Wundrändern sind weitere Koagula erkennbar, hier ist die Perfusion nur noch marginal vorhanden. Das gesamte Wundgebiet wird mit dem Löffel curettiert, Koagel werden ausgewaschen, Nekrosen ausgeschnitten. Das eigentliche Verbrennungsgebiet an der laterodorsalen Seite muss ebenfalls curettiert werden. Abschließend werden die Wundflächen wieder mit EPIGARD abgedeckt, das randständig mit Tackerklammern fixiert wird. Feuchtverband mit Octenisept über Pipeline.

    Zitat

    Aus OP weitere 3Tage später:
    Nach vorausgegangenem Debridement nach Kompartmentspaltung und tangentialer Verbrennungsnekrosektomie mit abschließender Wundabdeckung mit EPIGARD soll heute das Epigard im Rahmen eines neuerlichen Debridement ausgetauscht werden gegen eine Vakuumversiegelung.
    OP: Rückenlage, Desinfektion des linken Unterschenkels, sterile Abdeckung. Entfernen der Kunsthaut, darunter kommen vereinzelte Hämatome sowie an zwei Stellen im proximalen Drittel Muskelareale zum Vorschein, die nicht ganz vital erscheinen, hier entleert sich auch Sekret, von dem ein Abstrich entnommen wird. Nach kurzer Curettierung der Hämatome wird ein VAC-PU-Schwamm auf die ganze Fläche aufgelegt, randständig mit Tackerklammern fixiert und mit Klebefolie abgedichtet. Anlegen des TRACK-Pads, es wird ein guter und kontinuierlich wirksamer Sog aufgebaut.


    Evtl. noch interessant:
    3Tage vor Aufnahme wurde der Pat. bereits über die Entfernung der Hautnekrosen und Behandlung mit VAC aufgeklärt. 1Tag vor Aufnahme erfolgte die Narkoseaufklärung.
    Für uns bestehen beide Erkrankungen bei Aufnahme. Beide hätten, jeweils für sich genommen, zur Aufnahme geführt. Daher zwei HD.
    Da der Aufwand bezogen auf die Nekrosen höher war wurde durch uns die T24.3 als HD festgelegt. Damit landen wir in der DRG Y02A
    MDK möchte die M62.2 (Ischämischer Muskelinfarkt (nittraumatisch)) als HD. Damit DRG I98Z
    Streitwert ca. 20T€

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    "Unter dem klinischen Bild eines Infektes bei drohendem Kompartment"

    Lag denn nun ein Kompartment vor? Es "drohte", was bedeutet, dass es gar nicht zu kodieren ist (siehe DKR D001). Allerdings werden Muskelnekrosen beschrieben. Sie sollten den Fall vielleicht noch mal eingehend mit den behandelnden Ärzten besprechen...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    "Unter dem klinischen Bild eines Infektes bei drohendem Kompartment"

    Lag denn nun ein Kompartment vor? Es "drohte", was bedeutet, dass es gar nicht zu kodieren ist (siehe DKR D001). Allerdings werden Muskelnekrosen beschrieben. Sie sollten den Fall vielleicht noch mal eingehend mit den behandelnden Ärzten besprechen...

    Guten Tag

    Sich anbahnende oder drohende Krankheit
    Wie hat der Gutachter den OP Bericht bewertet („drohend“)?


    Kompartmentsyndrom
    Am gefährdesten ist der Zeitraum 15 bis 36 Stunden !!! nach einem Trauma
    Problematisch der Mangel an objektivierbaren Befunden bei der klinischen Untersuchung

    Zur Objektivierung: invasive Diagnostik der direkten Druckmessung im Kompartiment

    Wurde eine Druckmessung durchgeführt?


    Gruß

    E Rembs

    • Offizieller Beitrag

    ...dann wird der Infekt beschrieben, nicht nur Nekrosen. Sie sollten von den behandelnden Ärzten ein klares Statement verfassen lassen, aus dem hervorgeht, was im Vordergrund stand (Hautdefekt? Muskeldefekt? Was ist mit dem Streptokokkeninfekt?). Wie schon oben beschrieben, behandeln Sie dann nicht mehr die aktuelle Verbrennung, sondern eine Folge davon. Dann kommen noch andere Kodes ins Spiel, z. B. M60.-.

  • Danke,
    gehe ins Gespräch mit den Kollegen und werde berichten.

    Gruß

    MiChu ;)
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  • Hallo,
    Gespräch gelaufen:

    Nach Einschätzung des behandelnden Arztes wurde der Pat. bei ödematöser Schwellung und ausgeprägter Nekrose stationär aufgenommen und der sofortigen operativen Behandlung zugeführt. Ursächlich wird die Verbrennung gesehen.
    Ein Kompartment hat nicht vorgelegen, maximal ein drohendes Kompartment. Aber selbst dies ist fraglich, da die typischen Zeichen für die Entwicklung eines solchen deutlich überschritten wurden.
    Beide Erkrankungen haben vorgelegen. Für jede besteht stationäre Behandlungspflicht. Der Aufwand für die Behandlung der ausgeprägten Nekrosen war deutlich höher.
    Die Infektion der Nekrosen wurde antibiotisch Behandelt. Aber eindeutig war die Infektion nicht Aufnahmegrund.

    So und jetzt?

    Gruß

    MiChu ;)
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    • Offizieller Beitrag

    ...dann sind die Nekrosen HD. Welche? Muskel oder Haut? Gehen wir mal von Haut aus... Dann muss immer noch geklärt werden, ob dies noch die Behandlung der aktuellen Verbrennung ist oder eine Folge. Ein zeitliches Intervall ist hier nicht definiert (es gibt Früh- und Spätfolgen, siehe DKR). In einem Fall wäre dann R02 HD, im anderen der T-Kode. Die wirklich interessante Frage bleibt die Unterscheidung Verbrennung vs. Folge von Verbrennung. Was meinen Sie?

  • Hallo,
    wenn ich die DKR zu D005d betrachte

    Zitat

    Behandlung einer akuten Verletzung/Verbrennung und geplanter Folgeeingriff

    Für die initiale und nachfolgende Behandlung einer aktuellen Verletzung/Verbrennung ist der Kode für die Verletzung/Verbrennung (weiterhin) als Hauptdiagnose zu verwenden.

    ist die Verbrennung HD(T24.3 + T31.00). Dies da die Entfernung der Nekrosen bereits geplant waren.
    Die Nekrosen waren im Bereich der Haut und Muskel

    Gruß

    MiChu ;)
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    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    die DKR beginnt aber so:

    Folgezustände oder Spätfolgen einer Krankheit sind aktuelle Krankheitszustände, die durch eine frühere Krankheit hervorgerufen wurden. Es gibt keine allgemeine zeitliche Beschränkung für die Verwendung der Schlüsselnummern für Folgezustände. Der Folgezustand kann schon im Frühstadium des Krankheitsprozesses offenbar werden, z.B. neurologische Defizite als Folge eines Hirninfarktes, oder er zeigt sich Jahre später, z.B. die chronische Niereninsuffizienz als Folge einer früheren Nierentuberkulose.
    ....

    Allerdings kann man mutmaßen, dass hiermit weiterbestehende Folgekrankheiten gemeint sind, siehe Beispiele dort (nicht Hautnekrose nach Verbrennung). In Ihrem Fall sind die Nekrosen nicht wirklich eine Folgeerkrankung in diesem Sinne, sondern ein "Stadium" der Verbrennungswunde. Für mich behandeln sie weiter die Verbrennung, womit diese auch HD ist.

  • Guten Morgen....ich hänge mich mal hier ran mit meiner Frage.

    Patient kommt (1 Woche vorher Verbrennung des Fußes mit heissem Öl) zur Vac-Behandlung mit anschliessender Hauttransplantation.

    Muss ich in diesem Fall den ICD T31.- auch hinzukodieren? Also meiner Meinung nach ist das ja eine Folgebehandlung und kein akutes Schadensereignis.

    Vielen Dank

    Gruß Keks :)
    -------------------------------

    Wenn das die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück 8o

  • Guten Morgen Keks,

    siehe DKR1914d:

    Zitat

    Körperoberfläche (KOF)
    Jeder Verbrennungs-/Verätzungsfall ist zusätzlich mit einem Kode aus
    T31.–! Verbrennungen, klassifiziert nach dem Ausmaß der betroffenen Körperoberfläche
    bzw. T32.–! Verätzungen, klassifiziert nach dem Ausmaß der betroffenen Körperoberfläche
    zu versehen, um den Prozentsatz der betroffenen Körperoberfläche anzuzeigen.


    Damit sollte der Sachverhalt klar sein. Zumindest wird hier nicht zwischen Akut- und Folgebehandlung unterschieden.

    MfG findus

    MfG findus