Kodierung Faden / Knochenanker bei Fraktur

  • Guten Morgen,

    im Rahmen einer Frakturversorgung (nachgewiesen Mehrfragment) hatten wir bei der Verwendung von Fadenankern / Knochenankern den OPS

    5-794.11; Offene Reposition einer Mehrfragment-Fraktur im Gelenkbereich eines langen Röhrenknochens: Durch Draht oder Zuggurtung/Cerclage:

    verwendet.

    Laut MD ist dieser nicht zutreffend, sondern bei Verwendung von Faden - / Knochenankern müsste der OPS 5-794.x verwendet werden.

    Da ich unter den bei 5-794 aufgeführten Verfahren den Knochenanker nicht finde, könnte diese Bewertung des MD zutreffen.

    Oder was wäre hier korrekt?

    Vielen Dank und Grüße

    Stephan Wegmann

  • Hallo,

    ich habe leider noch keine Lösung; entspricht das im OP - Bericht beschriebene Verfahren nicht einer Cerclage?


    ... Dann erneute Reposition des Kopfes, der dann zwar im Gelenk verbleibt, die posteriore Hill-Sachs-Delle führt jedoch schnell wieder zu einem Einhaken des Kopfes. Dementsprechend dann, da eine Auffüllung mit Knochen in dieser Position schwierig ist, Einbringen eines Corkscrew-Ankers in den Hill-Sachs-Defekt. Die Fäden werden dann durch die Infraspinatussehne geleitet. Ein weiterer Anker wird etwas weiter anterior eingebracht, die Fäden hier durch das Tuberculum majus geschlungen. Sukzessives Verknoten der Fäden, sodass der Kopf durch die Remplissage posterior gehalten wird und das Tuberculum sich wieder gut einpasst. Abspannen der Fäden in einem Swivelock-Anker. Dadurch gute Stellungsverhältnisse klinisch. In der Bildwandlerkontrolle ist der Kopf dann zentriert und das Tuberculum in weitgehend anatomischer Position refixiert...


    Viele Grüße


    Stephan Wegmann

  • Guten Morgen,

    2018 hat Dr. Bartkowski was dazu geschrieben im BDC

    Unklar war es bisher dagegen, wie ein Knochenanker, der zum Fixieren von Sehnen, Bändern oder anderen Gewebestrukturen verwendet wird, kodiert werden kann, wenn kein Hinweis auf monokausale Kodierung vorhanden ist. Eine Kodierung als „Osteosyntheseverfahren“ mit 5-786.0 oder gar als Osteosynthese (5-790 – 5-799) ist nicht möglich gewesen, da es sich beim Einsatz von Knochenankern nicht um eine Osteosynthese handelt und die Implantate dafür auch gar nicht geeignet wären. Auch 5-869.2 „Einbringen von Osteosynthesematerial bei Operationen am Weichteilgewebe“ war aus diesem Grunde kritisch zu sehen. Diese Kategorie wird daher künftig umbenannt, so dass unter dem neuen Titel „Einbringen von Fixationsmaterial am Knochen bei Operationen am Weichteilgewebe“ jetzt nicht nur Stellschrauben sondern auch Knochen- bzw. Fadenanker abgebildet werden können. Die Inklusiva-Hinweise bei bestimmten Gelenkeingriffen (s. o.) sind dennoch weiterhin gültig und schließen in diesen Fällen die Zusatzkodierung aus. 2018_klassi_neuerungen.pdf (mediclass.de)

  • Guten Morgen,


    danke für die Info. Letztlich verstehe ich den OP -Bericht so, dass hier die Fäden zur Schaffung einer Cerclage als Osteosythese verwendet wurden.

    Auch die Verwendung von Fäden ist hier denkbar:

    https://www.lexikon-orthopaedie.com/pdx.pl?dv=0&id=00334;00334

    Oder reicht das beschriebene Vorgehen nicht aus?

    Viele Grüße

    Stephan Wegmann

  • Hallo Herr Wegmann,

    ich kann mir anhand Ihrer Beschreibung die Fraktursituation leider noch nicht schlüssig vorstellen. Wenn Sie aber tatsächlich Fragmente (sei es der Kopf oder das Tuberculum major) durch eine Cerclage reponieren und fixieren, kann dies auch als Cerclage-Osteosynthese kodiert werden. Die Knochenanker wären dann nicht zu kodieren, da "Aufhängeschrauben" im Kode enthalten sind. Für das Material der Cerclage gibt es keine Vorgaben, "Draht" ist für die Kodierung nicht gefordert.
    Mein Artikel von 2018 bezieht sich auf die reinserierung von Sehnen.

    Beste Grüße

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin

  • Hallo,

    mir reicht das als Darstellung der Reposition und somit der Kodierung: Sukzessives Verknoten der Fäden, sodass der Kopf durch die Remplissage posterior gehalten wird und das Tuberculum sich wieder gut einpasst.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Guten Tag,

    vielen Dank für Rückmeldungen - ich werde diese mit unserem Chefarzt besprechen. - Ergänzend noch zu meiner initialen Fallschilderung der Hinweis, dass wir zusätzlich den OPS 5-805.a kodiert hatten. Hier postuliert der MD eine Umkodierung auf 5-79.h0


    Ergänzend zum o.g. Auszug aus dem OP - Bericht daher hier vor der den obigen Ausführungen zeitlich vorgelagerte Anteil (u.U. enthält dieser ja noch relevante Hinweise...):

    Beginn der Operation mit deltoideopektoralem Zugang, stumpfe, teils scharfe Präparation in die Tiefe unter subtiler Blutstillung. Die Vena cephalica wird auf dem Deltamuskel nach lateral wegegehalten und dann in die Tiefe eingegangen. Es zeigt sich der ventral sehr prominente Kopf. Intakte Subscapularissehne. Eingehen in das Rotatorenintervall, sodass eine Mobilisation des Kopfes möglich ist. Auch hierüber gelingt jedoch noch keine geschlossene Reposition, weder durch manuelle Manipulationen noch durch Repositionsmanöver.

    Dementsprechend dann Tenotomie der Subscapularissehne in den proximalen 2/3 und dann Eingehen auf den proximalen Humerus. Nun kann manuell der Kopf nach dorsal reponiert werden. Dieser fällt jedoch sofort wieder in die ventrale Luxationsposition, am ehesten durch das posterior eingehakte und interponierende Tuberculum majus. Dieses wird dann zunächst geborgen und mit einem Ethibond-Faden angeschlungen.

    Erneut herzlichen Dank für jegliche Hinweise.

    Viele Grüße

    Stephan Wegmann