System oder Grouper-Fehler ?

  • Hallo liebe Forumsmitglieder !

    Meine Frage bezieht sich auf ein bekanntes Problem wie im folgenden:

    Bei einem Patienten mit Rektumkarzinom und Strahlentherapie (C20 bzw. 8-522.7) landet man bei ausreichender Fallschwere (PKKS= 4) in der DRG G60A.
    Bekommt der Patient zusätzlich eine diagnostische Gastroskopie (1-632 oder 1-633) oder eine PEG-Anlage (5-431.2 mit oder ohne Gastroskopie), dann heißt es plötzlich G47A bzw. G46A. Und entläßt man den Patienten nicht nach vier Übernachtungen, würde sich ein finanzielles Minus von EUR 2.000 bis 3.000 ergeben.
    Schuld ist der Algorithmus der Grouper mit bevorzugter Beachtung bestimmter Interventionen.

    Nun die Frage:

    Ist das DRG-systematisch wirklich so gewollt, oder handelt es sich im Prinzip eigentlich um einen systematischen Fehler der Grouper.

    Und Gruß
    M. Lemke

  • Sehr geehrte Frau/Herr Lemke,

    an den Groupern liegt es nicht, vielmehr am DRG-System. Gastroenterologische Erkrankungen, bei denen Gastroskopien oder Coloskopien durchgeführt wurden, werden als eigene Basis-DRG geführt.

    Da es sich hier um eine Angelegenheit des Algorithmus handelt, wäre Ihr Adressat die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Diese müßte dann einen Verbesserungsvorschlag an das InEK richten.

    mfg aus Löwenstein
    W. Stark

    Mit freundlichen Grüßen aus dem Rhein-Neckar-Delta

    Dr. Wolfram Stark
    Internist / Pneumologe / Beatmungsmediziner / Kardiologe
    OA der Medizin. Klinik III
    Theresienkrankenhaus Mannheim

  • Zitat


    Original von Lemke:

    Nun die Frage:

    Ist das DRG-systematisch wirklich so gewollt, oder handelt es sich im Prinzip eigentlich um einen systematischen Fehler der Grouper.

    Weder noch ! Der Algorithmus sieht nun mal so aus...

    Offizielle Abhilfe wäre, die Strahlentherapie-DRG's in die "Andere" Partition aufzunehmen und den Koloskopien und Gastroskopien vorzuschalten (so wird es sicher kommen... will ich wetten).
    Inoffiziell sollte man ev. versuchen sein Fallmanagement entsprechend auszurichten, die Strahlentherapie in den amb. Bereich verlagern etc. was natürlich nicht immer machbar ist...

    mfG

    C. Hirschberg

  • Die endoskopische DRG "sticht" also die radioonkologische aus X(

    Ich habe noch ein wenig herumprobiert und festgestellt, daß der resultierende Mehr- oder Mindererlös zumindest für das beschriebene Beispiel abhängig ist von der Fallschwere, da diese sich bei unterschiedlicher DRG ungleich stark auf die weitere Untergliederung auswirkt:

    PKKS= 4 -> G60A, G47A, G46A -> Mindererlös bei Endosk./ PEG ab 5. Tag
    PKKS= 3 -> G60C, G47B, G46A -> Mehrerlös bei PEG ab 3. Tag
    PKKS= 2 -> G60C, G47C, G46B -> "Nur" noch Differenzen +/- EUR 500
    PKKS= 0 -> G60C, G47C, G46B -> Siehe bei PKKS= 2

    Um den größten Unterschied nochmal klar herauszustellen- Vergleich mit/ ohne PEG Anlage:

    [mark=yellow]PKKS= 4[/mark]
    Kostengewicht ohne PEG= 2,397
    Kostengewicht mit PEG= 1,647
    Macht ein [mark=yellow]Minus durch die PEG von EUR 2.247[/mark] ab 5. Tag
    (für einen angenommenen Basisfallpreis von EUR 3.000)

    [mark=yellow]PKKS= 3[/mark]
    Relation genau umgekehrt !
    Kostengewicht ohne PEG= 0,935 (stark gesunken)
    Kostengewicht mit PEG= 1,647 (unverändert geblieben)
    Macht jetzt ein [mark=yellow]Plus durch die PEG von EUR 2.133[/mark] ab 3. Tag
    (für einen angenommenen Basisfallpreis von EUR 3.000)

    Ist ja total verrückt !

    Mit freundlichen Grüßen
    M. Lemke

  • Bei dem Vergleich nach PKKS ist allerdings problematisch, daß der jeweilige CCL einer Nebenerkrankung von der DRG abhängt. Dies bedeutet, daß ein und diesselbe Nebendiagnose bei der einen DRG(^= Hauptdiagnose) einen hohen CCL-Wert hat, bei der anderen einen von 0.
    Hatten Sie das in Ihrem Vergleich berücksichtigt?

    mfg
    W. Stark

    Mit freundlichen Grüßen aus dem Rhein-Neckar-Delta

    Dr. Wolfram Stark
    Internist / Pneumologe / Beatmungsmediziner / Kardiologe
    OA der Medizin. Klinik III
    Theresienkrankenhaus Mannheim

  • Ja, habe mit jeweils gleichen Diagnosekodierungen in den unterschiedlichen Basis-DRG-Eingruppierungen meines Beispiels jeweils gleiche PKKS-Werte bei jeweils gleichen CCL-Werten für die Nebendiagnosen erhalten.

    Trotzdem gab es unterschiedlich schnell eine Auswirkung im Sinne einer Herabstufung auf den nächstniedrigeren DRG-Schweregrad bzw. Kostengewicht-Wert (wie oben dargestellt).

    Gruß, M. Lemke

  • Tach zusammen,

    also: es gibt nach unserem Erleben eine ganze Reihe von Ungereimtheiten, die in die gleiche Richtung gehen (Auswahl):

    Kodiert man nur den Meniskusschaden und die degenerative Erkrankung des Kniegelenkes, resultiert eine deutlich höher bewertete DRG als unter Einschluß einer Arthroskopie-Leistung.

    Kodiert man zusätzlich zu einer Nephrotomie (will meinen: Leistung im OP) auch noch die ESWL, wird der Patient in eine reine ESWL-DRG verschoben. CW ist natürlich auch hier niedriger.

    Glaubt man alles so erst mal nicht und sieht im :defman: Handbuch nach. Findet dann dort, daß das alles so richtig sein soll.

    Unter der Prämisse, daß es sich bei DRG's um kostenhomogene Gruppen handeln soll, werden solche Kapriolen noch unverständlicher. Vielleicht kann das mal jemand aufklären?
    Oder sollen wir das lernende System mit Lerninhalten füttern (via Mail und Verbesserungsvorschlägen per 31.03.)?

    Es sollte doch alles einfacher werden mit den DRG's, oder ?( ?(
    --
    Gruß aus DU

    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein