Intensiv 2005 TISS SAPS - Fragen

  • Hallo, Intensivmediziner,

    beim Vorbereiten eines geeigneten Erfassungsinstruments zur Generierung der Kodes für die
    8-980 Intensivmedizinische Komplexbehandlung

    tauchen jetzt bei mir die ersten Fragen auf:

    1) Wenn bei im Verlauf hohen Bilirubinwerten nicht mehr (mangels Konsequenz) alle 24 Stunden ein Wert bestimmt wird, darf dann der letzte gemessene Wert weiter angenommen werden ?

    2) Geht es bei der Bepunktung des \"Aufnahmestatus\" nur um die initiale Aufnahme oder kann die Bepunktung des Aufnahmestatus im Intensivverlauf auch wechseln ?
    Bsp.: Pat. elektiv operiert, dann 21 Tage auf Intensivstation
    Tage 1-7 Aufnahmestatus \"Geplant chirurgisch\" = 0 Punkte
    Tage 8-21 Aufnahmestatus \"Medizinisch\" = 14 x 6 Punkte = 84 Punkte

    3) Erhält ein Patient mit \"chronischem Leiden\" = \"Metastasierende Neoplasie\" für jeden Intensivtag 9 Punkte (also Intensivtage x 9 Punkte) ?

    4) Dito für sein Alter ?

    5) Können im Bereich TISS-28 bestimmte Merkmale auch mehrmals am Tag erfasst und aufsummiert werden ?
    Z.B. Aktionen außerhalb der Station 2 x CT-Fahrt am selben Tag = 10 statt 5 Punkten ?

    Mit freundlichen Grüßen

    C. Hirschberg

    • Offizieller Beitrag

    8-98 Sonstige multimodale Komplexbehandlung

    8-980 Intensivmedizinische Komplexbehandlung (Basisprozedur)

    Hinw.: Mindestmerkmale:
    • Eine ständige ärztliche Anwesenheit auf der Intensivstation muss gewährleistet sein


    Guten Abend,
    guten Abend Herr Hirschberg,

    Ihre Fragen zeigen dass kommende Konfliktpotential auf.


    Szenario: Demnächst gehen dann die Akten vom Intensivaufenthalt zum MDK, dort wird dann nachgezählt….


    Gleichwohl hört man, dass viele Intensivstationen – insbesondere nachts (!), keinen
    ständig (!!) anwesenden Arzt vorhalten, sondern der diensthabende Arzt nachts das gesamte Haus (Abteilung) versorgt, bzw. Anästhesisten im OP tätig sind..
    Somit verbietet ( ? ) sich dann der Code 8-980


    Gruß

    E Rembs

  • Hallo Forum,
    wo gibt es einen kurzen Überblick über TISS und SAPS II??
    (Kurzbeschreibung, Punkteskalen etc.) Bin googlisch nicht sehr fündig geworden!
    Vielen Dank schon mal!
    :d_pfeid:

    Viele Grüße aus Sachsen
    D.Zierold

  • Hallo, Herr Rembs,
    die Weiterentwicklung des OPS wird schon seit einiger Zeit zur Durchsetzung strukturpolitischer Vorstellungen genutzt, so auch im Falle der intensivmedizinischen Komplexbehandlung. Die verantwortliche Fachgesellschaft DIVI hat die Mindestmerkmale (u.a. \"ständig anwesender Arzt\") sehr bewußt formuliert, um Intensivstationen der Maximalversorger von denjenigen abzugrenzen, die Sie beschrieben haben. Mit dieser Regelung waren offenbar alle Fachgesellschaften der AWMF einverstanden, ich habe jedenfalls bisher keine kritischen Stimmen gehört.
    Ob damit allerdings den Interessen der kleineren Krankenhäuser gedient ist, bezweifel ich stark, denn die Kosten einer Intensivtherapie in diesen Häusern dürfte mindestens ebenso hoch sein, wegen der ungünstigeren betriebswirtschaftlichen Situation vermutlich sogar höher. Und eine grundsätzliche Verlegung aller Intensivfälle in ein Haus der Maximalversorgung wäre nur sehr oberflächlich betrachtet eine Lösung. Abgesehen von den Kapazitätsproblemen wäre dies in vielen Fällen kaum möglich, belastend und teuer.
    So lange die entscheidende Frage nicht geklärt ist, nämlich ob die intensivmedizinische Versorgung in den kleineren Häusern qualitativ minderwertig ist, sollte meiner Meinung nach nicht versucht werden, über den Umweg OPS die Vergütung aus dem DRG-Budget zu blockieren.
    Welche Position bezieht hier eigentlich die DKG ??

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin

  • Sehr geehrter Dr. Bartkowski,

    Sie haben natürlich vollkommen Recht. Gerade die kleinen Häuser werden sich über die beiden nächsten Jahre Gedanken über Fortbestand und Ausgestaltung ihrer Intensivstationen machen müssen. Davon direkt ableitbar auch über ihr künftiges Fallspektrum.

    Nach meiner Meinung werden allerdings unter den jetzigen Gegebenheiten sicher nicht nur die Maximalversorger in eine Intensivstation \"investieren\", aber das Steuerungsinstrument \"OPS\" wird ja auch noch nicht voll ausgereizt.

    Eigentlich eine geniale \"Verschleierungstaktik\", aber wie ich schon früher irgendwann mal gepostet hatte: Die künftige Krankenhauslandschaft wird das Resultat einer mehr oder weniger komplexen Formel sein...

    mfG

    C. Hirschberg

    p.s.: noch irgendwelche Infos zu meinen eingangs gestellten Fragen ?

  • Sehr geehrter Herr Hirschberg,

    die von ihnen gestellten Fragen 1 - 4 entstehen aus einem generellem Grundproblem:

    Der SAPS II ist als Scoringsystem überhaupt nicht für eine Dokumentation des täglichen Verlaufs gedacht. Er ist, per Definition, einmalig 24h nach Aufnahme zu erheben, wobei die schlechtesten (höchsten)Werte innerhalb dieser 24h massgeblich sind.

    Was hier die Erfinder des OPS 2005-Kataloges geritten hat, diesen so definierten Score zu einem täglichen Verlaufsscore zu machen, bleibt mir schleierhaft. Ein Total-SAPS existiert meines Wissens in der Literatur auch nicht.

    Viel sinnvoller wäre es gewesen, diesen, wie üblich nur einmal zu erfassen, und als Verlauf den den kompletten TISS 28 (welcher als täglicher Score auch erfunden wurde)täglich zu erheben.

    Vielleicht wissen sie ja, an wen man sich wenden kann, um noch eine Änderung bis zur entgültigen Version des OPS 2005 zu erreichen.

    zu ihrer 5. Frage: Eine mehrfache Aktion am Tag bekommt im TISS 28 nur eimal eine Punktzahl. Also auch bei drei CT\'s nur einmal 5 Punkte.

    Bezüglich eines Erfassungswerkzeuges ein TIP: Schauen sie sich mal das Programm DAQ von AQAI an. Dies generiert schon jetzt aus TISS, SOFA und SAPS Abfragen plus einiger zusätzlicher täglicher Abfragen automatisch die richtigen OPS-Codes (natürlich bisher nur Vers. 2004), und überträgt diese in die Kodiersoftware.
    Die AQAI hat diese Software in Zusammenarbeit mit der DIVI entwickelt, um den Intensivstationen die Möglichkeit zu geben, sich am \"Datensatz Intensivmedizin\" zu beteiligen, und so auch einen \"Qualitätsbericht\" zu generieren. So wie ich die Jungs von AQAI kenne, werden sie ihr Programm für die Erfassung der Prozeduren 2005 sicher aktualisieren. Damit alle Intensivmedizinischen Prozeduren weiterhion automatisch generiert werden können.

    Noch eine kurze Anmerkung über dei Intensivmedizin in kleinen, und grossen Häusern. Ich habe als Intensivmediziner in beiden Häusern gearbeitet, und , tatsächlich, da bestehen unterschiede!! Nich das die Ärzte oder die Intensivmedizin schlechter wären, auch behandeln viele kleine Häuser auch aufwendige Intensivpatienten im Rahmen ihrer Möglichkeiten hervorragend. Aber nicht umsosnt erhalten wir als Uniklinik mehrmals in der Woche Anfragen zur Übernahme von Patienten aus kleineren Häusern. Diese könnnen natürlich, wegen der dort nicht so vorhandenen Infrastruktur (z.B. Blutbank, 24h-Labor, Radiologie, Thoraxchirurgie, Dialyse, Herzkatheter usw.)diese sehr aufwendige Patienten nicht mehr suffizient behandeln. Damit machen die dort trotzdem gute Medizin.

    Daher ist es ein guter Ansatz, mal den Aufwand an Patienten über den TISS-Score auch im DRG-System zu dokumentieren (das machen ja kleinere Häuser dann auch). Ziel denr InEK ist es ja, so aus den wohl noch ökonomisch sehr heterogenen Intensivmedizinischen DRG´s (Beatmungs-DRG\'s), über diese Scoringsysteme homogenere intensivmedizinische DRG\'s zu entwickeln, die dann die ganze Bandbreite der Intensivmedizin ökonomisch korrekt abbilden. Denn: Je differezierter das System, des do besser werden die Leistungen abgebildet, die wir leisten, und das wollen wir ja alle.

    MfG

    Dr. Stefan Stern

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Zitat


    Original von S.Stern:
    Vielleicht wissen sie ja, an wen man sich wenden kann, um noch eine Änderung bis zur entgültigen Version des OPS 2005 zu erreichen.


    Ich denke, für eine Änderung ist es nun zu spät (zumindest für 2005)

    Zitat


    zu ihrer 5. Frage: Eine mehrfache Aktion am Tag bekommt im TISS 28 nur eimal eine Punktzahl. Also auch bei drei CT\'s nur einmal 5 Punkte.


    Ah, danke.

    Zitat


    Bezüglich eines Erfassungswerkzeuges ein TIP: Schauen sie sich mal das Programm DAQ von AQAI an...


    Vielen Dank, guter Hinweis.

    Zitat


    Daher ist es ein guter Ansatz, mal den Aufwand an Patienten über den TISS-Score auch im DRG-System zu dokumentieren (das machen ja kleinere Häuser dann auch)


    Eine (künftig] erlösrelevante Dokumentation setzt allerdings wie oben schon geschildert eine 24stündige ständige Arztanwesenheit voraus. Dies wäre dann auch für die kleineren Häuser, die dies bisher anders geregelt haben erforderlich.

    mfG

    C. Hirschberg

  • Zitat


    Original von C-Hirschberg:
    Ich denke, für eine Änderung ist es nun zu spät (zumindest für 2005)

    Dann sind ihre Fragen 1 - 4 für mich nicht beantwortbar. Da bin ich mal auf die DKR für 2005 gespannt, wie das dann mit dem total SAPS aussehen soll. Der SAPS II ist und bleibt einmal ein Score zur erst- und einmaligen Einstufung eines Intensivpatienten. Es ist ja völlig Sinn- und Hirnlos, die Punkte für das Alter (???) und den Aufnahmestatus jeden Tag wieder dazu zu zählen. Da waren ja wieder Experten am Werk!!

    Ich hoffe, das DIMDI erkennt den Unsinn dieser Punkte-Berechnung.

    Ich werde mal trotzdem per e-mail das DIMDI fragen, was das soll.

    Dr. Stefan Stern

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Hallo, Herr Stern,
    das DIMDI ist nicht der richtige Adressat, fragen Sie doch lieber Herrn Prof. Burchardi, Generalsekretär der DIVI, hburcha@gwdg.de
    Er hat diesen mit anderen Fachgesellschaften abgestimmten Vorschlag eingebracht und aktuell die Umsetzung durch das DIMDI nochmals ausdrücklich begrüßt.
    Was soll denn das DIMDI anderes machen, als den Vorschlägen der Fachgesellschaften folgen ? DIMDI kann formale und klassifikatorische Gesichtspunkte prüfen und korrigieren, aber bei den fachlichen Inhalten muss man sich schon auf die Experten verlassen können. Sollten diese Expertenvorschläge fehlerhaft sein, so wäre dies ein erheblicher Schaden für den gerade in Gang gekommenen Prozess der Einbeziehung des \"ärztlichen und sonstigen Sachverstandes\" bei der Weiterentwicklung des G-DRG-Systems. Ich persönlich sehe den DIVI-Vorschlag v.a. auch deswegen skeptisch, weil er den administrativen Aufwand weiter erhöht, neben dem Zählen der Konserven, Plasma-Protein-Einheiten etc.
    Klagen über den Dokumentations- und Kodieraufwand werden dann unglaubwürdig, wenn die aufwändigsten Dokumentationsinhalte von der Ärzteschaft bzw. ihren Vertretern selbst gefordert werden und weder von InEK, DIMDI oder BMGS benötigt werden.

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin

  • Lieber Herr Bartkowski,

    sie haben natürlich recht, die Fachgesellschaften wären der eigentliche Ansprechpartner.
    Natürlich erfordert die Erfassung von SAPS und TISS Zeit. Wir erfassen diese Scores allerdings schon seit vielen Jahren bei allen unseren Intensivpatienten. Mit geigneter Erfassungstools dauert dies beim geübten Intensivkollegen unter einer Minute pro Patient und Tag. Klar, auch diese Zeit geht für die klinische Arbeit am Patienten verloren, aber nur durch die Dokumentation des TISS konnten wir bisher gegenüber der Verwaltung unseren hohen Personal- und Sachmittelbedarf rechtfertigen, und sind so vor Budgetierung und Personalabzug besser geschützt. Dies kommt wieder den Patienten zugute, und gleicht den Erfassungsaufwand vielleicht mehr als aus.

    Stefan Stern

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München