Intensivmedizinische Komplexbehandlung

  • Sehr geehrte Damen und Herren!
    Wäre es im Rahmen einer umfassenden Datenanalyse nicht ratsamer, die Erfassung der intensivmedizinischen Leistungsscores frei von \"jeglichen\" Vorgaben zu ermöglichen? Den Vorgaben folgend, wäre eine Intensivmedizin nur dann gegeben, wenn eine 24 stündige ärztliche Präsenz gewährleistet ist. Da dieses für ca. \"95%\" aller Krankenhäuser nicht zutrifft wird die erfasste Datenmenge relativ \"elitär\" und klein ausfallen. Ich denke, dass eine 24 stündige ärztliche Anwesenheit eng an das Patientenspektrum einer Intensivstation gebunden ist. Intensivstationen mit einer Anzahl von 3-4 \"intensivmedizinisch\" zu betreuenden Patienten können die Versorgung sehr wohl über hauseigene Bereitschaftsdienste gewährleisten (Die Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte belegen dieses). Wäre es in dieser Zeit zu Qualitätsdefiziten in der Versorgung gekommen (\"Gefährliche Medizin\")wären diese mit Sicherheit bereits beseitigt worden . Meiner Ansicht nach sollte die Erfassung generell möglich sein. Etwaige Splitts in Bezug auf zu erwartende Sonderentgelte könnten dann analog zu definierender Punktgrenzen gesetzt werden.
    :sterne:

    mfg

    medico :)

  • Lieber medico,

    es geht der Inek nicht um eine \"umfassende Datenanalyse\" sondern es geht auf betreiben der DIVI genau um folgendes:

    Zitat


    Original von medico:
    Ich denke, dass eine 24 stündige ärztliche Anwesenheit eng an das Patientenspektrum einer Intensivstation gebunden ist.


    Genau dieses Patientenspektrum, welches sicher bisher defizitär finanziert ist, soll hiermit eventuell in Zukunft besser bewertet werden.

    Das Punktesystem der 8-980.- Codes ist auch garnicht für

    Zitat


    Original von medico:
    Intensivstationen mit einer Anzahl von 3-4 \"intensivmedizinisch\" zu betreuenden Patienten


    geeignet. Wer bisher die Punkte zählt, weiss, dass die meisten Patienten hinten eine .0 bekommen, die etwas länger liegenden eine .1 oder gar mal .2, alles weitere wird schon zur Seltenheit.

    Ich habe gerade, als Kodierer eines Hauses der Maximalversorgung bei einem Patienten nach Lungen-TX mit schwierigem Verlauf (mehrere Re-OP\'s, Infektionen, Nierenersatzverfahren usw.) und 60 Tage Intensivaufenthalt das erste mal eine .4 verschlüsselt. Klar, ich hab noch da einzwei liegen die auch für höhere Werte noch gut sind, aber das System gilt ja erst 2 1/2 Monate.

    Ich weis nicht, wieviele Patienten in einem Haus der Grund- und Regelversorgung auf einer

    Zitat


    Original von medico:
    Intensivstationen mit einer Anzahl von 3-4 \"intensivmedizinisch\" zu betreuenden Patienten


    über 2 Monate beatmet liegen?
    Daher nehme ich an, das sich zumindest mit dem vorliegenden Scoringsystem Patienten kleinerer Häuser in ihrem Schweregrad nicht ausreichend differenziert werden könnten, und bei einer Datensammlung über alle Intensivstationen mit diesem System nur eine Codeflut von .0 und .1 entsteht, die dann wirklich zu nichts gut ist.
    Dies bedeuted natürlich nicht, dass in diesen Häusern mit nächtlichen Bereitschaftsdiensten keine gute Intensivmedizin betrieben wird. Nur eben an anderen Patienten.
    In Erwartung von heftigen Protesten und Erwiederungen der Kollegen der Grund- und Regelversorgung :boom: :bombe: ,

    Stefan Stern

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Sehr geehrter Herr Stern
    Ich denke, dass auch \"kleineren Intensivstationen\" (10 Betten), mit den besagten 3-4 [c=blue]intensiv[/code]medizinisch betreuten Patienten, die Möglichkeit gegeben werden sollte, dieses darzustellen. Auch hier muss eine befürchtete Unterfinanzierung vermieden werden. Für mich stellt die geforderte 24 stündige ärztliche Präsenz ein wesentlich größeres Problem dar, da dieses für die beschriebenen Intensivstationen nicht erforderlich ist, trotz gleicher intensivmedizinischer Versorgung, bei gesicherter Qualität.
    Ihren Erfahrungen entsprechend, wäre es folglich sinnvoller, eine weitergehende Spezifizierung der OPS-Codes herbeizuführen.

    Gruss
    medico

    mfg

    medico :)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Medconam:
    nach all den Diskussionen, die ich in den letzten Tagen über die intensivmedizinische Komplexbehandlung gelesen habe,frage ich mich nun: Macht es überhaupt Sinn, schon im nächsten Jahr die Intensivpatienten über TISS und SAPS II abzubilden oder sollte man doch lieber die Entwicklung abwarten, ob sich dieses Scoring im DRG-Sytem überhaupt durchsetzt oder ob nächstes Jahr an dessen Stelle wieder eine andere Regelung tritt, die vielleicht auch mit etwas weniger Zeitaufwand durchführbar wäre.

    Zitat


    Original von Selter:
    Ihre Frage lässt vermuten, dass Sie der Meinung sind, dass die Kodierung nach dem jeweils gültigen OPS eine Kann-Entscheidung ist. Das ist aber nicht so, sie sind dazu verpflichtet.
    Außerdem: Stellen Sie sich vor, dass dieser Kode in 2006 (2007) abrechnungsrelevant wird und Sie haben Ihn nicht 1 x in 2005 erfasst. Wie wollen Sie dann diese DRGs darstellen? Diese Informationen sind z.B. für Budgetverhandlungen nicht ganz unwesentlich.

    Guten Morgen,

    im DRG-Katalog 2006 sieht man nun, dass die Erfassung der Scores und die korrekte OPS-Zuordnung wichtig war und ist. Beispiele:

    A06A Beatmung > 1799 Stunden mit komplexer OR-Prozedur oder Polytrauma, mit hochkomplexem Eingriff oder intensivmedizinischer Komplexbehandlung > 3680 Aufwandspunkte
    A06B Beatmung > 1799 Stunden mit komplexer OR-Prozedur oder Polytrauma, ohne hochkomplexen Eingriff, ohne intensivmedizinische Komplexbehandlung > 3680 Punkte oder ohne komplexe OR-Prozedur, ohne Polytrauma, mit int. Komp.beh. > 3680 P. oder Alter < 16 Jahre
    A06C Beatmung > 1799 Stunden ohne komplexe OR-Prozedur, ohne Polytrauma, ohne intensivmedizinische Komplexbehandlung > 3680 Aufwandspunkte, Alter > 15 Jahre
    A07A Beatmung > 999 und < 1800 Stunden mit komplexer OR-Prozedur oder Polytrauma, mit hochkomplexem Eingriff oder intensivmedizinischer Komplexbehandlung > 3680 Aufwandspunkte
    A07B Beatmung > 999 und < 1800 Stunden mit komplexer OR-Prozedur, ohne hochkomplexen Eingriff, ohne intensivmedizinische Komplexbehandlung > 3680 Aufwandspunkte, mit Polytrauma oder komplizierenden Prozeduren
    A07C Beatmung > 999 und < 1800 Stunden ohne Polytrauma, mit komplexer OR-Prozedur, ohne hochkomplexen Eingriff, ohne komplizierende Prozeduren, ohne intensivmedizinische Komplexbehandlung >3680 Punkte oder ohne komplexe OR-Prozedur, mit int. Komp.beh. >2208 P
    A07D Beatmung > 999 und < 1800 Stunden ohne komplexe OR-Prozedur, ohne Polytrauma, ohne intensivmedizinische Komplexbehandlung > 2208 Aufwandspunkte
    A11A Beatmung > 249 und < 500 Stunden mit hochkomplexem Eingriff oder intensivmedizinische Komplexbehandlung > 1656 Punkte oder ohne komplexe OR-Prozedur, mit bestimmter OR-Prozedur und komplizierenden Prozeduren, mit int. Komplexbeh. > 1656 Punkte
    A11B Beatmung > 249 und < 500 Stunden mit komplexer OR-Prozedur, ohne hochkomplexen Eingriff, ohne intensivmedizinische Komplexbehandlung > 1656 Aufwandspunkte
    A11C Beatmung > 249 und < 500 Stunden ohne komplexe OR-Prozedur, mit bestimmter OR-Prozedur und komplizierenden Prozeduren, ohne intensivmedizinische Komplexbehandlung > 1656 Aufwandspunkte
    A13A Beatmung > 95 und < 250 Stunden mit hochkomplexem Eingriff oder intensivmedizinischer Komplexbehandlung > 1104 Punkte oder ohne komplexe OR-Prozedur, mit bestimmter OR-Prozedur und komplizierenden Prozeduren, mit int. Komplexbeh. > 1104 P.
    A13B Beatmung > 95 und < 250 Stunden mit komplexer OR-Prozedur, ohne hochkomplexen Eingriff, ohne intensivmedizinische Komplexbehandlung > 1104 Aufwandspunkte
    A13C Beatmung > 95 und < 250 Stunden ohne komplexe OR-Prozedur, mit bestimmter OR-Prozedur und komplizierenden Prozeduren, ohne intensivmedizinische Komplexbehandlung > 1104 Aufwandspunkte
    W36Z Intensivmedizinische Komplexbehandlung > 1104 Aufwandspunkte bei Polytrauma