Auf ein neues! Festlegung HD 901D vs H14B

  • Hallo liebes Forum,
    und immer noch besteht die Frage zur Festlegung der Hauptdiagnose.
    Folgender Fall aus 2005:
    5jähriges Kind mit Hyperinsulinismus, Hyperthyreose,Ernährungsproblemen z.n.Anlage einer PEG, z.n. biliärer Pankreatitis
    Aktuelle jetzt eine Cholezytolithiasis.
    In den letzten Monaten seien Koliken aufgetreten, es erfolgte die stationäre Aufnahme zur lap. CCE. Wegen Hyperinsulinismus perioperativ Glucose i.v. ansonsten unkomplizierter Verlauf.
    Argumentation: Hyperinsulinismus wäre ursächlich für die Cholezystolithiasis und somit Hauptdiagnose --> DRG 901D.
    Kann doch nicht sein, oder??
    Ursächlich für den stationären Aufenthalt war doch die Cholezystolithiasis und diese ist somit HD.

    Vielen Dank für Euren Kommentar.

    F. Holzwarth

    Dr. Frank Holzwarth
    FA für Chirurgie / Notfallmedizin
    Medizincontrolling

  • Hallo Herr Holzwarth,

    auch mir ist eine Cholecystolithiasis als Komplikation eines Hyperinsulinismus nicht bekannt und es erscheint mit schleierhaft, warum ausgerechnet dieser in Ihrem Fall die Hauptdiagnose sein soll. Hat der Kollege vom MDK vielleicht Literatur darüber? Ich wäre sehr daran interessiert!

    aus dem schattigen Westfalen

    grüßt H. Staender :baby:
    Oberarzt Pädiatrie

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    mal ganz abgesehen von der fraglichen Ätiologie:
    Die HD wird nach der DKR D002d zugewiesen, es sei denn, es gibt eine Spezielle DKR, die hier etwas anderes vorgibt. In diesem Fall ist nach D002d zu kodieren.
    Dort findet man nirgends etwas, was die Meinung des MDK stützt. Nur wenn man die Cholecystolithiasis als Symptom des Hyperinsulinismus ansehen würde, könnte man halbwegs in diese Richtung denken. Ich glaube aber, dass die Literatur dazu nichts hergeben wird.
    Wenn man also mal die Cholecystolithiasis und den Hyperinsulinismus als gleichberechtigte Erkrankungen im Sinne der Kodierung ansieht, ist die HD-Zuordnung doch ziemlich einfach:

    Hauptsächliche Aufnahmeursache = HD = Cholecystolithiasis.
    Auch therapiert, aber nicht Aufnahmeursache = ND = Hyperinsulinismus.

    Selbst wenn man auf die Idee kommen sollte, zu behaupten, dass hier beide gleichberechtigt die Aufnahme verursacht hätten, bliebe nur die Cholecystolithiasis als HD, da hier nach D002d, \"Zwei oder mehr Diagnosen, die gleichermaßen der Definition der Hauptdiagnose entsprechen\" kodiert werden muss:

    Wenn zwei oder mehrere Diagnosen in Bezug zu Aufnahme, Untersuchungsbefunden und/oder der durchgeführten Therapie gleichermaßen die Kriterien für die Hauptdiagnose erfüllen und ICD-10-Verzeichnisse und Kodierrichtlinien keine Verschlüsselungsanweisungen geben, muss vom behandelnden Arzt entschieden werden, welche Diagnose am besten der Hauptdiagnose-Definition entspricht. Nur in diesem Fall ist vom behandelnden Arzt diejenige auszuwählen, die für Untersuchung und/oder Behandlung die meisten Ressourcen verbraucht hat. Hierbei ist es unerheblich, ob die Krankheiten verwandt sind oder nicht.

    Ich würde hier einer Auseinandersetzung ( hausintern? ) ziemlich entspannt entgegensehen.[c=#00f5ff][/code]

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Staender:
    Hat der Kollege vom MDK vielleicht Literatur darüber? Ich wäre sehr daran interessiert!


    Hallo Herr Staender,

    ich glaube kaum, dass der Vorschlag vom MDK kommt und sich hier Herr Holzwarth gegen verwehren will. Die 901D hat ja nun mal ein deutlich höheres RG und der MDK wird hier kaum eine Klinik zu ihrem Wohle und gegen ihren Willen in eine Fehler-DRG zwingen wollen.

    Da es vielleicht an einem Missverständnis liegt, weil die Frage im \"MDK-Forum\" platziert ist, verschiebe ich den Thread zu den Kodierproblemen.

  • Hallo,

    auch ich sehe den Zusammenhang zw. Hyperinsulinismus und Cholezystolithiasis als hypothetisch an, vor allem im beschriebenen Fall. Zur Zusammenstellung von die Pathogenese beeinflussenden Faktoren siehe hier (incl. Literaturhinweise).

    MfG,
    M. Achenbach

  • Hallo liebe Kollegen(innen),

    diesmal waren es die lieben eigenen Kollegen die so kodiert haben wollten.
    Ich habe mich fast schon \"geschämt\" diese Frage ins Forum zu stellen, da die Antwort eigentlich glasklar ist.

    So kann ich nun den Kollegen die Statements vorlegen und hoffe, dass dies überzeugt.

    Vielen Dank
    F. Holzwarth

    PS Der MDK bewertet durchaus auch höher als abgerechnet, wenn die entspechenden Diagnosen und Prozeduren vorliegen; zumindest in Baden-Württemberg.

    Dr. Frank Holzwarth
    FA für Chirurgie / Notfallmedizin
    Medizincontrolling

  • Hallo Kolleginnen und Kollegen,

    den Zusammenhang zwischen Hyperinsulinämie und gesteigerter Cholesterinsynthese gibt es sehr wohl und damit auch mittelbar zur Cholezystolithiasis. Dies sollte man dann intern in der Diskussion auch nicht bestreiten.
    Ob es aber einen Zusammenhang bei einem 5-jährigen Kind mit von mir nur unterstellter funktioneller beta-Zellstörung gibt, entzieht sich meiner Kenntnis.

    Interessante Frage wäre dann, ob man bei einer Adipositas, die ja nun häufig auch zu Hyperinsulinämien führt diese als HD verschlüsseln soll.

    So könnte man die Diskussionen mit dem MDK beleben. Wir haben bestimmt alle ganz wenige MDK-Verfahren laufen und solten das Geschäft beleben.

    Gruß aus Gütersloh
    Christoph Höwner
    FA Innere Medizin

    Christoph Höwner
    FA f. Innere Medizin
    Med. Informatik

    Med. Controlling
    Städt. Klinikum Gütersloh