Chronische Polyarthritis als Hauptdiagnose

  • Hallo Forum,

    eine Frage zur Prüfpraxis des MDK:

    Als Fachklinik für orthopädische Rheumatologie verschlüsseln wir die Polyarthritis als Hauptdiagnose (M06.00 bzw M05.80) bei umfangreichen operativen Eingriffen am rheumat. Fuß.
    Dies führt in die DRG I55Z \"Knochen und Gelenkinfektion/ -entzündung mit verschiedenen Eingriffen...\" und einem CW von 1,326.
    Laut MDK darf die Polyarthritis nur als Nebendiagnose angegeben werden, damit landet der Patient in der simplen DRG I20Z mit einem CW von 0,934 und die Kasse spart sich 1.100 Euro.
    Diese Einschätzung des MDK widerspricht dem Ressourcenverbrauch und dem Kodierleitfaden der Assoziation für Orthopädische Rheumatologie.

    Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht bzw. rechtliche Schritte gegen den MDK unternommen?
    Sollte diese MDK Einschätzung bestehen bleiben, müssten wir unsere Rheumapatienten \"stückchen- bzw. Zehenweise\" in mehreren stationären Aufenthalten operieren, um kostendeckend arbeiten zu können.

    Dr. O. Lembcke
    Chirurg - Orthopäde
    Oberarzt Rheumatologie
    Controlling

  • Hallo Herr Lembcke,

    eine Nachfrage zu Ihrem Problem:
    Welche Hauptdiagnose schlägt denn der MDK in diesen Fällen vor?

    [mark=grey]Schöne Grüsse

    F. Nusser[/mark]

  • Guten Tag Herr Lembcke,

    wir sind auch Fachklinik und haben einige Gutachten in denen die HD chron. PA geändert wurde in Hallux valgus z.B.

    In diesen Fällen haben wir Widerspruch eingelegt, da die Ursache der Gelenkerkrankung eindeutig die chron CP ist.
    In einem Fall haben wir bereits 2. Widersprüche verfasst, jetzt möchte der MDK die kompletten Krankenhausunterlagen haben.
    Bei den anderen Fällen weiß ich noch nicht ob der MDK den Widerspruch anerkannt hat, die Widersprüche wurden teilweise in 2004 versandt und seitdem haben wir nichts mehr gehört.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. Rüchardt

  • Vielleicht stört es MDK bei M05.80 und M06.00 an der Beschreibung \"mehrere
    Lokalisationen\" ? Wenn hier nur ein operativer Eingriff erfolgte, dann
    wäre die Lokalisation genau anzugeben, es sei denn, operiert wurde
    an mehreren Gelenken, die nicht mit einem ICD-Code angegeben werden können. Aber dennoch sollte die Hauptdiagnose \"chron./sonst. Polyarthritis\" lauten. Es wird ja nicht ein Symptom bei einer bekannten Grunderkrankung, sondern die Arthritis selbst im befallenen Gelenk behandelt.

    Gruß
    Ordu

  • Hallo miteinander,
    wir haben das gleiche Problem, hierzu ein paar Ausführungen.
    Der rheumatische Vorfuß ist von seiner Pathogenese und seinem Erscheinungsbild nicht mit den vorhandenen ICDs (in aller Regel) zu kodieren. Federführend ist ja nicht der Hallux valgus oder die Hammerzehe, sondern die Gelenk- und Knochendestruktion mit den Folgen der Fehlstellung am Fuß. Insofern kodieren wir in diesem Fall die M05.87 oder M06.87. Ausnahmen isolierte Hallux-valgus Fehlstellung, Rheumaknoten oder isolierte Bursitis. (bezieht sich auf operative Eingriffe an allen 5 Strahlen, z.B. Arthrodese GZGG und Resektionsarthroplastiken nach Tillmann/Lelievre MT2-5. Entsprechend erhalte ich die DRG I55Z. (Dieses Jahr, ab 2006 kommt die DRG I20C heraus und wir sind alle angeschmiert)
    Im Rahmen von Begehungen durch die AOK konnten wir diese DRG auch begründen und durchsetzen (bisher, kommende Woche steht dieses Thema wieder an). Der MDK schließt sich dieser Argumentation nicht an.
    Nach MDK ist sind entsprechende M20 Ziffern zu kodieren. DIes ist jedoch nicht korrekt, da der rheumatische Fuß, wie der diabetische Fuß eine eigene Entität ist. Wir haben der Auffassung des MDKs widersprochen. Bisher ist von Seiten der Kasse auch noch keine Zahlungsrückforderung eingetroffen.
    Zu Herrn Dr. Ordu: Beim Befall des Vorfußes sind nahezu immer mehrere Gelenke betroffen (Grundgelenke, PIP-Gelenke, Weichteile, Schleimbeutel).
    Ich empfehle weiterhin die M06.87 bzw. M05.87 zu kodieren und die KK und MDK-Forderungen nicht zu akzeptieren.
    Mienes Erachtens hat die Argumentation des MDKs auch vor einem Sozialgericht kein Bestand.

    Gruß

    schemmi

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Hallo miteinander,

    ich habe unsere Daten 2005 mit dem Übergangsgrouper 2006 gegroupt, was musste ich feststellen, ab nächstes Jahr spielt es keine Rolle mehr, welche Diagnose HD ist ob CP oder Hallux, eh immer die gleiche DRG I20B/C.


    Viele Grüße
    D. Rüchardt

  • Hallo Frau Rüchardt,
    bittere Pille für die Fusschirurgie bei Rheumafüssen. Alle Osteotomien distal der tarsometatarsalen Gelenke ergeben die I20C. Also schnell noch ein paar Füsse vorziehen.

    Viele Grüße

    F. Schemmann

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U