- Offizieller Beitrag
Zitat
Original von Scholz:
Hallo Forum, hallo Herr Rembs,und
Ich kann folgen, Ihre Gedanken sind jedoch mit meinen Überzeugungen, daß wir mehr marktwirtschaftliche Elemente (auch in einem pauschalierten System) brauchen, als möglichweise zusätzliche bürokratische Regelungen
Irgendein Teil Ihrer Argumentation ist mir hier abhanden gekommen, wo genau sehen Sie im Zusammenhang unserer Diskussion die marktwirtschaftlichen Elemente?
Unterstellt, Sie meinen, dass es Markt wäre, DRGs als Festpreissystem zu führen, gebe ich Ihnen Recht. Die Frage ist nur, was ist ein Festpreis und vor allen Dingen, wie hoch ist der Festpreis. Lassen Sie mich erklären:
Wenn Sie 2002 sagen: "Dies hier sind BFW und RGs für 2003!", gehen Sie ein unbezahlbares Risiko ein. Sie kennen nicht die Menge, Sie kennen nicht die Fallzusammensetzung und, wahrscheinlich am schlimmsten, Sie kennen nicht das Kodierverhalten. Und letzteres kann Milliarden kosten.
Sie (bzw. die Selbstverwaltung den Basisfallwert, das KH in lokaler Budgetverhandlung den CM) müssen dies alles schätzen. Das Einzige, was nicht geschätzt wird, ist das Gesamtbudget (Rahmenbedingung: Beitragssatzstabilität!).
Was bleibt? Das Märchen von der "Punktlandung" bleibt. Das heißt auf deutsch, degressive Vergütung bei Mengenüberschreitung, oder, dafür wäre ich, um den Unsinn deutlich zu machen, Abweisung jedes Patienten, der das Budget überschreitet, also Rationierung. Das meinen wir wahrscheinlich beide nicht mit "Markt".
Welche DRGs ein Krankenhaus anbietet, bestimmt sein Versorgungsauftrag, wieviele DRGs es erbringt, bestimmen die Patienten, die ins Krankenhaus kommen (Nachfrage). Was das ganze kostet, bestimmt sehr wohl das Krankenhaus, das ist doch "Markt" genug.
Was ich hier darstellen möchte, sind DRGs "pur". Und da ist ein Festpreis derjenige, der sich ergibt, wenn ich die Daten von 2003 durchrechne und hiernach das Budget von 2003 verteile. Und dann bekommt eben jeder den gleichen festen Preis für die gleiche DRG, und zwar für jede einzelne, die er erbracht hat.
Wie wird der Preis gefunden?
1. Regel: Für alle gleich: Durchschnittspreis mal Fallschwere.
Durchschnittspreis mal Fälle ergibt aber Gesamtbudget und ist eine "politische" Größe.
Durchschnittskosten mal Fälle ergibt Gesamtkosten und ist ein Faktum.
Die Differenz zwischen Gesamtbudget-Gesamtkosten="Gewinn" ist wieder eine "politische" Größe und entscheidet darüber, ob es mit den Krankenhäusern insgesamt bergauf oder bergab geht (Investitionsquote).
Man könnte meinen, das wäre das Ende jeden Wettbewerbs. Der Schlüssel zum marktwirtschaftlichen Erfolg liegt aber darin, dass zwar alle den gleichen Durchschnittspreis erhalten (der den Durchschnittskosten plus Investitionsquote entspricht), dass aber die individuellen Fallkosten schwanken. Und dafür ist dann das Krankenhaus selbst verantwortlich und erarbeitet sich entweder Gewinne oder Verluste. Im letzteren Fall muss es die Kosten senken, hierfür sind m. E. vorhersehbare Ausgleiche nicht sinnvoll, das wären Subventionen.
Es kommt also zu einem Wettbewerb um die Investitionsquote, die nur der erhält, der geringere Kosten hat als der Durchschnitt. Stabil ist das System, wenn die gleiche Leistung überall zu gleichen Kosten angeboten wird, aber auch, wenn für das einzelne Krankenhaus sich teurere und preiswertere Fälle die Waage halten.
Das bedeutet, um hier gleich einem Totschlagargument zu begegnen, noch lange nicht, dass jetzt Billigmedizin betrieben wird. Keine Kasse, kein Politiker wird daran gehindert, eine höhere Investitionsquote einzuplanen, kein Anbieter wird gehindert, nachzuweisen, warum ausgerechnet bei ihm das Geld nicht reicht. Das Schielen auf den Durchschnitt (Benchmarking) hat ja auch Vorteile. Wenn der Durchschnittspreis nachweislich im Durchschnitt keine Qualität mehr erlaubt, muss eben der Preis steigen, aber für alle gleich --> Festpreis eben.
Eigentlich habe ich hier nichts wesentlich Neues gesagt, aber ich möchte den Beitrag nicht so lang werden lassen. Die anderen Einwände versuche ich noch mal neu zu beantworten.
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Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bernhard Scholz
DRG-Beauftragter
Kliniken des Landkreises Freyung-Grafenau gGmbH
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