Osteosynthese durch Materialkombinationen

  • Guten Morgen!

    heute habe ich folgende Frage:
    eine pertrochantäre Femurfraktur wurde mittels eines Gamma-3-Nagel und einer Schenkelhalsschraube stabilisiert. Wird diese Operation mit dem OPS-Schlüssel für Osteosynthese durch Verriegelungsnagel und einem gesonderten für Schraubenosteosynthese kodiert oder sollte
    man sich hier lieber für den Schlüssel Osteosynthese durch Materialkombination entscheiden.
    In welchen Fällen wird die Ostosynthese durch Materialkombination
    verschlüsselt?

    Für alle Beiträge zu meiner Frage danke ich Ihnen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Brigitte B.

  • Guten morgen gleichfalls!

    Ein Gammanagel besteht aus dem Nagel und der Schenkelhalsschraube! Das ist eine fixe Kombination, sicher keine Materialkombination.
    Korrekt ist also die Verschlüsselung bei der üblichen geschlossenen Reposition 5-790.5e.
    Eine Materialkombination wäre das Einbringen einer zusätzlichen Schraube, (z.B. auch beim Verwenden einer DHS bei medialer Schenkelhalsfraktur als Antirotationsschraube)!

    Mit freundlichen Grüßen
    Mathias Finke

    [f2]Mit freundlichen Grüßen


    Dr. M. Finke
    Oberarzt der Chirurg. Abteilung :i_ritter:
    Rotkreuzklinik Lindenberg[/f2]

  • Guten Morgen Herr Finke,

    vielen Dank für Ihre Antwort. Genau aus dem von Ihnen beschriebenen Grund (SH-Schraube ist ein fester Bestandteil der Osteosynthese durch Gammanagel) haben wir uns gegen die Verschlüsselung der Materialkombination entschieden. Unser Hauptproblem ist die Verwendung der Materialkombinationsschlüssel. Was ist unter dem Begriff der Materialkombination zu verstehen? Ist es die Verwendung verschiedener \"Metall\"-Materialien z. B. Winlestabile Platte/Schraube oder Gammanagel/Cerclage oder die sog. Verbundosteosynthese im Sinne Metall/Zement? Ich habe nämlich eine Meinung gehört, laut der die Kodes für die Osteosynthese durch Materialkombinationen ausschließlich in Fällen der Verbunosteosynthese zu verwenden sind. Stimmt das Ihrer Meinung nach?

    Auf eine Antwort auf meine Frage freue ich mich.
    Ein schönes Wochenende wünscht
    Brigitte B.

  • Hallo Brigitte,
    ich habe zu dem Thema noch andere Diskussionen gefunden, siehe hier http://dedi694.your-server.de/mydrgj/apboard…dd957ed618090ea.

    Ich habe mal unterschiedliche Angaben direkt herauskopiert, hier von Herrn Bartkowski:
    Liebe Kollegen, hier ist doch der Sachverhalt klar:
    zunächstes werden einfache Frakturen und Mehrfragmentfrakturen klassifikatorisch unterschieden, je nachdem wird für die Frakturversorgung genau 1 OPS-Kode gewählt. Das Prinzip der Plattenosteosynthese ist doch gerade Zugschraube plus (Neutralisations)Platte, Grundkurs AO, die Verwendung von 2 Kodes wäre wiedersinnig und wird daher ja auch explizit ausgeschlossen.Bei Mehrfragmentfrakturem würde die Versorgung mit weiteren Materialien (Cerclagen etc) ggf. als \"Materialkombination\" zu kodieren sein.

    Anders liegen die Dinge bei 2-Etagen-Frakturen oder multiplen Frakturen, die keine Mehrfragmentfrakturen im Sinne von Trümmerfrakturen oder Biegungskeil -Frakturen darstellen. In diesen Fällen kann jede Frakurversorgung für sich kodiert werden, z.B. Plattenosteosynthese Außenknöchel und Zuggurtung Innenknöchel.

    Die Unterteilung der Prozedurenkodes für die Frakturversorgung in der gegenwärtigen Form (einfach / mehrfach/Schaft/Gelenkbereich) war übrigens von Anbeginn (1994) ausdrücklicher Wunsch der Unfallchirurgen gewesen.


    Dann hat er Selter eine Stellungnahme von DIMDI dazu geschrieben:
    Hallo,

    nur zur Ergänzung, da ich die offizielle DIMDI-Stellungnahme erbeten hatte:

    Sehr geehrter Herr Dr. Selter,

    vielen Dank für Ihre Anfrage.
    Diese Definition wurde uns so von der Fachgesellschaft vorgegeben. Wenn
    bestimmte Schrauben auch neben einer Platte angebracht werden müssen und
    zu dieser Plattenosteosynthese gehören, ist dies nicht gesondert zu
    kodieren. Wenn aber Schrauben unabhängig von der Plattenosteosynthese
    angebracht werden müssen (z.B. bei unterschiedlichen Verletzungen),
    sollten sie auch gesondert kodiert werden.

    Mit freundlichen Grüßen
    DIMDI


    Und nun die Stellungnahme vom DIMDI, die ich auf Grund meiner Anfrage vom Mittwoch erhalten habe:
    Guten Tag,

    vielen Dank für Ihre Frage. Grundsätzlich ist nach den amtlichen Klassifikationen (ICD-10-GM bzw. OPS) und den Deutschen Kodierrichtlinien
    (DKR) in der jeweils gültigen Version zu kodieren, unabhängig vom Ergebnis der Gruppierung.

    Der Begriff \"Materialkombination\" ist für Fälle anzuwenden, bei der Sie zwei oder mehr der anderen Verfahren aus der Liste verwenden. Für den von Ihnen beschriebenen Fall scheint mir dieser Kode korrekt.

    Ich hoffe Ihnen mit dieser Antwort weitergeholfen zu haben.

    Gruß
    Stefanie Weber


    DIMDI - Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information

    Medizinische Klassifikationen

    Dr. Stefanie Weber


    Da soll einer draus schlau werden :teufel:


    Gruß
    Dagmar

    Mit freundlichen Grüßen
    Dagmar Wege

    Hannover

  • Hallo Brigitte,

    Herr Finke hat Recht. Um es hier noch einmal zu wiederholen und damit die zweite Frage auch zu beantworten, möchte ich dazu folgendes sagen.

    Ein Gamma-Nagel ist eine Art Verriegelungsnagel durch den zusätzlich eine spezielle Schraube in den Schenkelhals eingebracht wird (die sogenannte Gelenkkomponente). Nun müssen Sie an Hand des OP-Berichtes klären, ob Ihre Schenkelhalsschraube diese spezielle Schraube durch den Nagel ist, wodurch er erst zum Gamma-Nagel wird, oder ob die Schraube noch eine zusätzliche Extraschraube in Schenkelhalslänge ist (erst dann liegt eine Materialkombination vor, denn nur bei einer Plattenosteosynthese sind zusätzliche Schrauben inklusive), die neben den Gamma-Nagel eingesetzt wurde? Danach entscheidet sich Ihre Frage mit den beiden Alternativen.

    Um jetzt noch zur Materialkombination etwas zu sagen. Eine Materialkombination liegt vor, wenn verschiedene Materialien bei ein und derselben Maßnahme zum Einsatz kommen, also wenn z.B. bei der Versorgung einer supracondylären Humerusfraktur zusätzlich zur Plattenosteosynthese noch eine Drahtcerclage hinzukommt oder wenn zu einer inneren Osteosynthese noch ein Fixateur externe hinzukommt – außer in den Fällen, in denen es diesen speziellen Code dafür gibt.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin

  • Zitat

    Ein Gammanagel besteht aus dem Nagel und der Schenkelhalsschraube! Das ist eine fixe Kombination, sicher keine Materialkombination.
    Korrekt ist also die Verschlüsselung bei der üblichen geschlossenen Reposition 5-790.5e.

    Hallo Herr Finke,

    den Gammanagel haben Sie richtig beschrieben. Der korrekte Code ist aber die 5-790.5f, da der Gammagel in das distele Femur eingebracht wird und auch der Versorgung einer Fraktur am distalen Femur dient. Schon zu Zeiten der FP und SE kam es hier immer wieder zu Diskussionen. Als Hinweis auf diesen richtigen Code mag auch dienen, dass man zu diesem Code gelangt, wenn man in Diacos nach dem Gammanagel sucht.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ina Broß
    Ärztin für Chirurgie und Unfallchirurgie

    Ina Broß
    Ärztin für Chirurgie und Unfallchirurgie
    Medizincontrolling
    :sterne:

  • Liebe Frau Broß,

    ich gebe Ihnen Recht, bei einer pertrochantären Fraktur passt besser die 5.790.5f, auch wenn Ihre Begründung nicht ganz korrekt ist:

    Zitat

    Der korrekte Code ist aber die 5-790.5f, da der Gammagel in das distele Femur eingebracht wird und auch der Versorgung einer Fraktur am distalen Femur dient

    Sie meinten doch sicher das proximale Femur

    Schönes Wochenende wünsche ich dem ganzen Forum

    M. Finke :sonne:

    [f2]Mit freundlichen Grüßen


    Dr. M. Finke
    Oberarzt der Chirurg. Abteilung :i_ritter:
    Rotkreuzklinik Lindenberg[/f2]