Interpretation des DRG-Browsers

  • Hallo,

    mir sind bei der Interpretaton des vom InEk veröffentlichten DRG-Browsers Fragen entstanden.
    Ich versuche derzeit, einen Vergleich der im DRG-Browser veröffentlichten Personalkostendaten mit internen Kostendaten durchzuführen. Wenn ich im Browser den Reiter zu den Kosten einzelner DRGs öffne, sind die Personalkosten der Kostenbereiche Anästhesie und OP-Bereich für den Pflegedienst jeweils mit \"0\" angegeben. Warum? Sind diese Pflegetätigkeiten in dem Posten Personalkosten für den \"med./techn. Dienst\" enthalten??
    Falls dies so ist, kann man hier evtl. Anpassungen vornehmen um Vergleichswerte zu erhalten?
    Gibt es evtl. eine andere Möglichkeit an Personalkostenwerte für die Anästhesie-Pflege und die OP-Pflege je einzelner DRG zu gelangen?

    Mit dem Handbuch zur Kalkulation der Fallkosten komme ich hier nicht weiter. Falls jemand Antworten geben kannm, würde mir das sehr helfen!

    Vielen Dank im voraus
    Gunter

  • Hallo Gunter,

    willkommen im Forum!

    Zitat


    Original von Gunter:
    Sind diese Pflegetätigkeiten in dem Posten Personalkosten für den \"med./techn. Dienst\" enthalten??

    ...genau so ist es!
    Eigentlich nennt sich dieser auch Posten auch \"med.-techn. Dienst / Funktionsdienst\", nur langt wohl dafür der Platz für die Darstellung nicht.
    Weitere Anpassungen muss man daher eigentlich für Vergleichszwecke nicht vornehmen da alle Krankenhäuser die Kosten für die Pflegekräfte in OP und Anästhesie dort verbuchen und auf die DRGs / Fälle verrechnen.

    Mit dem Handbuch kommt man im Übrigen auch weiter (allerdings erst ganz am Ende des Buches), in Anlage 4.2. finden Sie die Zuordnung der einzelnen Kostenarten zu den Kostenartengruppen.

    Viele Grüße
    D. Endres

  • Vielen Dank erstmal.
    Die entsprechende Stelle im Buch hatte ich gefunden, nur frage ich mich ob dann in diesem Posten nicht noch andere Personalkosten wie z.B. Reiningungskräfte etc. zusätzlich zu den reinen Pflegekosten enthalten sind?
    Diese müssten ja dann ggfs. für einen Vergleich mit hausinternen reinen Pflegekosten der herausgerechnet werden oder (andersrum zu den internen Daten addiert). Mir geht es darum \"reine\" Pflegekosten dieser Bereiche zu ermitteln oder ggfs. die Differenz zu diesen zu bestimmen.
    Oder fallen alle anderen Personalkosten dieses Bereiches unter Kostenartengruppe 7?

  • Schönen guten Tag allerseits!

    Es gibt (mindestens) zwei grundsätzlich Probleme beim Vergleich der InEK-Daten mit den eigenen Kostendaten:

    1. Kostenartengruppen

    Die Gruppierung der Kostenarten mag für die InEK-Kalkulation Sinn machen, erschwert jedoch eine eigene Auswertung schon dadurch, dass teils sehr unterschiedliche Kostenarten zusammengefasst wurden. So lassen sich beispielsweise im Infrastrukturbereich Personal- und Sachkosten nicht trennen. Auch die Zusammenfassung des MTD und Funktionsdienstes ist, wie das hier diskutierte Beispiel zeigt, nicht immer glücklich.

    2. Unterschiedliche Krankenhausstrukturen

    Es muss bei jedem Vergleich mit den InEK-Daten bedacht werden, dass es sich dabei um Durchschnittsdaten aller teilnehmender Krankenhäuser handelt. Ein solches \"Durchschnittskrankenhaus\" existiert jedoch nicht. Gleiche Kosten werden in unterschiedlichen Krankenhäusern möglicherweise unterschiedlich verbucht: In einem großen Krankenhaus mit vielen Abteilung wird der Personalkostenanteil interner Leistungen als Personalkosten gebucht. Muss ein kleines Krankenhaus eine Leistung extern \"einkaufen\", sind das vollständig Sachkosten. Auch die DRGs sind abhängig von der Krankenhausstruktur, denn der selbe Patient, der in einem großen Krankenhaus intern verlegt wird und nur eine DRG verursacht, muss möglicherweise von einem kleinen Krankenhaus extern verlegt werden und es entstehen zwei DRGs.

    Daher ist bei einem Vergleich mit InEK-Daten Vorsicht geboten. Das wesentliche bei Datenauswertungen ist nicht das reine Ergebnis, sondern die Interpretation!

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Hallo Herr Schaffert,

    Sie haben absolut recht, was das \"Durchschnittskrankenhaus\" anbelangt.

    Ich habe einmal die vom Statistischen Bundesamt herausgegebenen Grunddaten Krankenhäuser und Kostennachweis der Krankenhäuser im Hinblick auf die Personalkosten des Ärztlichen Dienstes je Fall gegenübergestellt.

    Betrachtet man ein Allgemeinkrankenhaus mit 150 bis unter 199 Betten, so erhält man durchschnittliche Personalkosten für den Ärztlichen Dienst je Fall in Höhe von 458 Euro. Bei den Krankenhäusern ab 1.000 Betten liegt der Wert bei 927 Euro.

    Betrachtet man die durchschnittlichen Personalkosten für den Ärztlichen Dienst je Fall nach Bundesländern, so bekommt man für Berlin einen Wert von 757 Euro und für Brandenburg 491 Euro.

    Bei diesen Unterschieden stellt sich dann doch die Frage, mit wie viel Fingerspitzengefühl man die InEK-Daten interpretieren muss. Oder wie es Herr Sander einmal formuliert hat: \"Wer Personal-Berechnungen mit InEK-Zahlen betreibt, sollte extrem umsichtig mit den Ergebnissen umgehen.\"

    Grüsse aus Düsseldorf

    Matthias Offermanns

    Deutsches Krankenhausinstitut

    Alte Rheinische Weisheit: "Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht."

  • Guten Tag,

    herzlichen Dank an Herrn Offermanns, der sich an meine Warnung erinnert hat und sie hier noch einmal wiederholt. Ich möchte dazu vielleicht folgendes ergänzen, weil ich in unserem Haus aus dem Vergleich der InEK-Ansätze mit den eigenen Zahlen ein ausgewachsenes Projekt gemacht habe:
    1. Man soll sich davor hüten, mal eben die Zahlen des Browsers zu nehmen und entsprechende Aufrechnungen der eigenen Kostengewichtsanteile damit zu vergleichen. Rein arithmetisch ist das zwar kaum problematisch und letztlich entweder viel Handarbeit oder innerhalb einer Datenbank ein zwanglos zu implementierender Algorithmus. Man muß dabei aber auch die Problematik der Outlier mit im Auge behalten; wer sich mit der InEK-Kalkulation näher auskennt, wittert dort schon mal entsprechende Probleme.
    2. Natürlich kann man einfach aus jeder bei Ihnen abgerechneten DRG den Personalkostenanteil \"Arzt\" extrahieren (als Kostengewichtsanteil des insgesamt abgerechneten CW) und die Summe aller CW-Anteile multipliziert mit Ihrer Baserate ein Personalkosten-Budget errechnen. Sie müssen nur schon mal vorher überlegen, wie Sie mit dem unweigerlich auftretenden Delta umgehen. Je nach Konstellation empfiehlt sich vor dem letzten Rechenschritt (Vergleich InEK gegen eigene Zahlen) die Einnahme psychotroper Substanzen.
    3. Man darf daneben nicht einfach nur den Personalanteil bewerten, sondern muß sich parallel (!) auch mit dem Sachkostenblock beschäftigen. Bedenken Sie, daß größere Häuser mit höheren Personalkosten für Spezialbereiche und Vorhaltekosten für Dienstarten, die in kleineren Häusern nicht unbedingt auftauchen, aufgrund ihrer Einkaufsmacht bzw. -strategie einen geringeren Saldo für den medizinischen Sachbedarf im Ist errechnen.
    4. Schließlich muß man das Problem lösen, aus dem Personalblock schließlich Teilbudgets für Abteilungen zu bilden. Dabei muß man eigentlich die InEK-Kalkulation quasi für das eigene Haus rückwärts rechnen, um keine Zuordnungsfehler zu machen. Beispiel: Arztkosten Radiologie, die praktisch in jeder DRG vorkommen. Wenn Sie in ihrem Haus radiologische Leistungen auch durch andere Abteilungen erbringen lassen (der urologische Röntgenplatz ist so ein Szenario), dann stellt sich zwanglos die Frage, wie Sie für die M01-DRG\'s die Arzt-CW-Anteile für die Radiologie auf Ihre realen Abteilungen rückrechnen. ---> usw. usw. usw.
    Je mehr man sich dieser Gesamtproblematik annimmt, desto mehr Fragen stellen sich. Mein dringender Rat, den ich an dieser Stelle nochmals wiederholen möchte: keine Schnellschüsse mit InEK-Zahlen, sonst bekommt der dafür Verantwortliche vielleicht das Fell über die Ohren gezogen, denn in den Aussagen steckt letztlich sehr viel Brisanz.

    Schönes Wochenende.

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Guten Tag,

    Zitat

    4. Schließlich muß man das Problem lösen, aus dem Personalblock schließlich Teilbudgets für Abteilungen zu bilden. Dabei muß man eigentlich die InEK-Kalkulation quasi für das eigene Haus rückwärts rechnen, um keine Zuordnungsfehler zu machen. Beispiel: Arztkosten Radiologie, die praktisch in jeder DRG vorkommen. Wenn Sie in ihrem Haus radiologische Leistungen auch durch andere Abteilungen erbringen lassen (der urologische Röntgenplatz ist so ein Szenario), dann stellt sich zwanglos die Frage, wie Sie für die M01-DRG\'s die Arzt-CW-Anteile für die Radiologie auf Ihre realen Abteilungen rückrechnen. ---> usw. usw. usw.

    Die Firma InterNova hat ein Tool, mit dem man gerade dieses Problem recht elegent in den Griff bekommt. Falls jemand Interesse hat, hier der Link zum Flyer: ES Analyst.pdf

    Grüße aus Bad Vilbel,

    Bernd Liebermann

  • Zitat


    Original von DRGist:

    ein Tool, mit dem man gerade dieses Problem recht elegent in den Griff bekommt.

    Guten Morgen,

    ich habe so meine Zweifel, ob dieses Tool dazu wirklich geeignet ist, da die interne Struktur von Haus zu Haus anders ist und ich mir aktuell nicht vorstellen kann, daß man durch ein einheitliches Tool die Unschärfen beseitigt bekommt. Das ist aber insofern sekundär, als nach meiner Erfahrung das größte Problem darstellt, das Vorgehen innerhalb der eigenen Einrichtung nicht nur einzuführen, sondern auch über die Art des Umgangs mit den InEK-Zahlen einen halbwegs stabilen Konsens zu erzeugen.
    Vor dieser Aufgabe muß man Respekt haben.

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein