Lungenödem unter tachycardem VHF

  • Hallo,
    meine medizinischen Kenntnisse reichen heute scheinbar nicht aus, oder es ist die Hitze.
    Kann mir bitte jemand bei folgendem Kodierproblem helfen? Pat. wurde im Vollbild eines Lungenödems bei tachycardem VHF aufgenommen. Auf Metoprolol und Digoxin i.v. in der Akutsituation nur unzureichende Frequenzkontrolle, erst nach Gabe von Cordarex Rückgang der Herzfrequenz,weiter VHF. Unter Morphin, Nitro und Furorese konnte eine Intubation umgangen werden. Bei suffizienter Antikoagulation unter Marcumar erfolgte eine Kardioversion mit nachfolgendem stabilen Sinusrhythmus. Was ist hier nun HD? Das VHF, die Herzinsuffizeinz oder das Lungenödem? Das Lungenödem wurde bedeutend länger behandelt aber kann man hier als Grund die Herzinsuffizienz sehen? Meiner Meinung nach war das VHF schuld.

    Wer kann mir Helfen?
    Danke im Voraus

    Viele Grüße
    M. Kunze

  • Guten Morgen Frau Kunze,

    nach meinem kardiologischen Sachverstand ist die Ursache für das Lungenöden das tachycarde Vorhofflimmern. Das Wäre dann auch die Hauptdiagnose. Alles andere ist als Nebendiagnose anzusehen.

    Mit frdl. Grüßen
    [c=blue]Mikka[/c]

    :d_zwinker:
    Das Leben ist die Suche des Nichts aus dem Etwas.
    (Chr. Morgenstern)

  • Guten TAG

    Wenn Sie einen Patienten mit Thrombose und einer Lungenembolie haben verschlüsseln Sie doch auch sicher die Lungenembolie als HD auch wenn die Ursache die Thrombose im Bein ist.
    Ist das Lungenödem nicht auch ein \"eigenständiges\" Problem ??
    Ich würde die I50.14 als HD nehmen.

    Gruß Attila

  • Hallo Attila,

    Sie verwechseln hier die Regel zur Kodierung eines Symptoms als Nebendiagnose (DKR D003d, \"Symptome als Nebendiagnose\": \"Stellt ein Symptom jedoch ein eigenständiges, wichtiges Problem für die medizinische Betreuung dar, so wird es als Nebendiagnose kodiert\") mit der Regel zur Auswahl der Hauptdiagnose (DKR D002d, \"Die Hauptdiagnose wird definiert als: Die Diagnose, die nach Analyse als diejenige festgestellt wurde, die hauptsächlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes des Patienten verantwortlich ist\").

    Bei einer Aufnahme wegen Lungenembolie auf dem Boden einer Thrombose wird die Lungenembolie nicht deswegen zur Hauptdiagnose, weil sie ein eigenständiges Problem darstellt, sondern weil sie die Aufnahme unmittelbar veranlasst hat!

    In dem von Frau Kunze geschilderten Fall dagegen ist das Lungenödem ein \"Symptom\" der zugrundeliegenden Herzrhythmusstörung; gemäß des entsprechenden Abschnitts aus DKR D002d wird das Vorhofflimmer daher als Hauptdiagnose kodiert, gemäß des oben zitierten Passus aus DKR D003d die Herzinsuffizienz als Nebendiagnose.

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Hollerbach

  • Hallo Herr Hollerbach

    Ist denn wirklich ein Lungenödem als ein \"Symptom\" anzusehen? Uns beschäftigt diese Frage auch immer. Genau genommen müßte z.B. ein Herzinfarkt dann auch ein Symptom einer Grunderkrankung sein.
    Finde ich nicht die Symptome im Kapitel 18 des ICD 10 Katalog ?

    Mit freundlichen Grüßen

    Attila

  • Hallo Attila,

    auch die DKR beschränken den Begriff \"Symptom\" nicht ausschließlich auf Kodes aus Kapitel XVIII der ICD-10 (siehe Beispiele 5 und 6 aus DKR D003d).

    Im geschilderten Fall ist das Lungenödem unmittelbare Folge der (bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhandenen bzw. nicht bekannten) Herzrhythmusstörung. Behandelt wird primär die Rhythmusstörung, zusätzlich die Herzinsuffizienz (entsprechend Beispiel 5 DKR D003d).

    Bei einer Lungenembolie auf dem Boden einer Thrombose hingegen ist der Aufnahmeanlass im Sinne von DKR D002d die akute Embolie, diese steht auch im Mittelpunkt der Behandlung. Dasselbe gilt natürlich auch für den Herzinfarkt.

    Dass die Abgrenzung zwischen Haupt- und Nebendiagnose bei solchen Ursache-Wirkungs-Beziehungen aber immer wieder zu Interpretationsproblemen führt, ist in diesem Forum ja sattsam dokumentiert...

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Hollerbach

  • Hallo Attila,

    der HI ist auch ein Symptom der KHK und eines der wenigen Beispiele der DKR, bei dem ein Symptom als HD zu kodieren ist. Hier soll aber nach meiem Empfinden der enorme Unterschied beim Aufwand bei Behandlung zwischen HI, APS und KHK dokumentiert werden.

    Mit frdl. Grüßen
    [c=blue]Mikka[/c]

    :d_zwinker:
    Das Leben ist die Suche des Nichts aus dem Etwas.
    (Chr. Morgenstern)

  • Schönen guten Tag allerseits,

    obwohl ich kein Internist bin, stößt mir die Argumentation, der Herzinfarkt sei ein Symptom, doch etwas auf.

    Der Herzinfarkt (und auch die Lungenembolie) ist meines Erachtens eine eigenständige Erkrankung mit spezifischen Organveränderungen, die in Ihrer Konsequenz bezüglich Diagnostik und Therapie, Lebenserwartung und Konsequenz für den Patienten weit über die \"Vorerkrankung\" hinausgeht.

    Wie immer sind die Grenzen zwischen \"Symptom\" und \"Erkrankung\" auch nach dieser Bewertung fließend, dennoch muss man irgendwo dei Grenze ziehen, sonst ist der Tod das Symptom der Geburt!

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Guten Tag,
    weil auch ich die \"Grenzen\" die Herr Schaffert beschrieben hat, bei dem Beispiel von Herrn Kunze nicht ziehen kann, würde ich weiterhin die I50.14 als HD nehmen.
    Erst recht wenn ich betrachte welches Problem (i50.14) auch schon bei der Aufnhame im Vordergrund gestanden hat.
    Noch einen schönen Tag
    Gruß Attila