• Hallo Forum,

    was verstehen Chirurgen eigentlich unter Materialkombination? OPS 5-79 bieten die entsprechenden Stellen oft an. Wofür wird das benutzt? Bitte Beispiele!

    Im Voraus vielen Dank

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    z. B. Osteosynthese einer Fraktur mittels Nagel und Cerclagen oder Platte und K-Drähte. Also verschiedene Materialien zur Versorgung einer Fraktur. Außnahme ist hier eine Plattenosteosynthese und zusätzliche Schrauben. Dies wird nur mit Plattenosteosynthese kodiert (siehe OPS-Hinweise unter 5-79). Dass man hier unterscheidet, ist zwar ziemlich unsinnig, ist aber so.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo Herr Selter,

    inwiefern sind das unterschiedliche Materialien? Ich denke das besteht alles aus Metall? Verstehe ich hier etwas falsch? Soll z.B. eine 8-Loch DC-Platte mit zwei mal drei Corticalis-Schrauben als Materialkombination gelten? (Rechnungsprüfung durch BG)

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Konzelmann,

    ich verwies doch bereits auf die OPS-Hinweise, wo beschrieben ist, dass eine Plattenosteosynthese die Schrauben beinhaltet. Dass alles aus Metall ist, spielt keine Rolle, hier geht es um die verschiedenen Osteosyntheseformen. Ich hatte diese etwas verwirrende Formulierung auch schon mal beim DIMDI zur Sprache gebracht, geändert wurde bisher nichts (ist Sache der Fachgesellschaft das vorzuschlagen).

  • Soll insbesondere auch heißen, ich rechne nicht mehrfach die Reposition ab,
    denn die wird ja nur einmal durchgeführt und zwar mit mehreren Materialien.
    Gruß aus dem sonnigen Osten
    Nastie

    • Offizieller Beitrag

    Deswegen ja auch die Prüfung. Die DRGs aus I13 sind die Klassiker im Bereich der Unfallchirurgieprüfungen, weil sie zu einem hohen Anteil einfach falsch sind. Jede 3. ist hier bei meinen Prüfungen falsch (muss I57C) sein, gerade weil übermäßig viele Mehrfragmentfrakturen versorgt werden, wobei diese nach den Unterlagen nur einfach Frakturen sind. Oder eben, weil die I13A abgerechnet wird, ohne dass hier nach OPS-Definition Mehrfacheingriffe vorlagen. Und, welch Zufall, schreibe ich gerade ein BG-Gutachten, was genau dieses mal wieder zeigt.....
    Nur wird das vorliegende Gutachten bei Ihnen, Herr Konzelmann, nicht von mir sein. Die Kodierung einer Plattenosteosynthese mit Schrauben als Materialkombination zu kodieren, ist Unsinn. Oder es fehlen hier noch weitere Angaben.

  • Vielen Dank Herr Selter für den vorletzten Satz! Die BG schlug vor, statt 5-792.08 (Schraube) und 5-792.28 (Platte) mit 5-792.98 Materialkombination zu codieren. Das wäre nach meinem jetzt aufgefrischten Kenntnisstand genau so falsch wie unsere ursprüngliche Kodierung. Ich werde also nur die Schrauben herausnehmen (bildlich gesprochen) und die Platte belassen bis zur vollständigen Konsolidierung und Z47.0 durch die Unfallchirurgen.

    Nastie: tatsächlich triggert die Mehrfach-Kodierung eine höherwertige DRG I31Z (cw 1,397) und die einfache I21Z (cw 0,925)
    Das war mir bisher auch nicht bekannt. Ich werde unseren Unfallchirurgen hier doch noch besser auf die geschickten Finger schauen müssen!

    Nochmals vielen Dank für Ihrer beiden Hilfe!

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

    • Offizieller Beitrag

    Und um das ganze abzurunden: Habe gerade auch noch aus eben genannten Gründen in einem weiteren BG-Gutachten eine I31Z in die I21Z kürzen müssen (Platte, K-Drähte). Hier wird nicht nur bei Ihnen die Kodierung falsch vorgenommen. Wie schon gesagt, es ist ein weit verbreitetes Problem....

  • Dann habe ich auch noch eine Abrundung: die zusätzlichen Hinweise finden sich erst in der Version 2.1 (Anwendung ab 2002). Wenn man vorher schon jahrelang (seit 1995) damit gearbeitet hat, fallen möglicherweise gewisse Änderungen nicht so auf. Noch dazu war es im alten FP-/SE-System nicht so wichtig für die Abrechnung. Ich konnte eigentlich fast immer eine entsprechende FP abrechnen. Im DRG-System mit den jährlichen Änderungen von ICD, OPS, DKR, DRG und gesetzlichen Grundlagen sowie Abrechnungsbestimmungen ist mancher alte Hase mit seinen zwei Löffeln auch mal überfordert. Zeit für die Rente? Aber wer soll meine Arbeit machen?

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

  • Hallo alle miteinander,

    dass eine Platte und zusätzliche Schrauben inklusive sind, wurde schon ausgeführt. Der Code Materialkombination (z.B. Platte und Drahtcerclage zur Versorgung einer Fraktur) wurde aus ganz speziellen Gründen eingeführt.

    Dieser Code macht Sinn und sollte nicht in die Einzelmaterialien aufgeschlüsselt werden, weil dies ins Uferlose führen würde (Ausnahme: keine Materialkombination sind verschiedene Methoden z.B. Frakturosteosynthese mit Platte distales Humerusende und elektive Osteotomie Olecranon mit Zuggurtungsosteosynthese als Zugangsweg; hier wird noch beides, solange es den 5-79er gibt, getrennt codiert, da ein Teil elektiv in die 5-78er und der andere traumatisch in die 5-79er Gruppe gehört). Das Gleiche gilt für die Versorgung einer Mehretagenfraktur (also Osteosynthese an mindestens 2 Lokalisationen). Hier zählt jede Frakturversorgung einzeln, wobei jede einzelne dann eventuell auch eine Materialkombination sein kann.

    Die Materialkombination bedeutet eigentlich, dass das Geschehen so komplex ist, dass es mit einer einzigen klaren Materialdefinition (Platte, Zuggurtung oder Nagel usw.) nicht zu versorgen und das Ergebnis diagnoseunabhängig oft instabil ist (Ausnahme: viele aber nicht alle Verbundosteosynthesen).

    Insofern stellt die Materialkombination eine eigene Entität dar und sollte dies auch bleiben.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin

  • Hallo Forum,
    ich habe folgende Kodierung:
    Fraktur der Klavikula.

    Nach Durchtrennung des Subcutangewebes und Eröffnung des Periostes erkennt man sofort das fast durchspießende dritte Fragment an der Innenfrakturmitte. Die Fraktur ist stark disloziert und das Fragment hat sich um 90° verschoben. Nun mittels zweier Repozangen Einpassen des dritten Fragmentes zunächst an das mediale Fragment der Klavikula, Durchführung einer Zugschraubenosteosynthese mit Titanminischrauben der Stärke 2,0 aus dem Martininstrumentarium. Dann Anpassen des lateralen Fragmentes an das bereits verschraubte, auch dort Setzen einer Weberzange und Zugschraubenosteosynthese mit ebenfalls einer 2,0 mm Titanminischraube. Kontrolle unter Bildwandler. Achsengerechte Stellung.

    Nun Vorbiegen und Anpassen einer 7-Loch-Rekonstruktionsplatte aus dem Kleinfragmentinstrumentarium und Besetzen zunächst eines Loches lateral mit einer Kortikalisschraube. Medial der Fraktur wird jetzt ebenfalls eine Kortikalisschraube eingebracht. Kontrolle unter Bildwandler in beiden Ebenen, gute Lage der Platte. Vervollständigung der Osteosynthese mit Besetzen des ganz lateralen und ganz medialen Loches mit zwei weiteren Kortikalisschrauben.

    Es handelt sich um eine Mehrfragmentfrakur - denke ich, da 3. Fragment oben benannt.

    Ist die Zugschraubenosteosynthese inkl. der Plattenosteosynthese - gem. Hinweis unter 5-79 - zu sehen und somit der Kode 5-796.20 ausreichend?

    Gruß,
    B. Schrader