modulare Endoprothese ZE 2008-25

  • Hallo Schemmann,

    ich hätte zwei Fragen zur Modularen Endoprothese:

    a) wird der vorhandene knöcherne Defekt durch eine Pfannendachplastik behoben, kann dann trotzdem der OPS 5-829.d (ZE) kodiert werden ?

    b) wenn die Modularität (drei metallische Komponenten) in einem Revisionseingriff erreicht wird, kann dann trotzdem das ZE abrechnen ?

    Vielen DANK !

    kbbauer

  • Hallo kbbauer,

    das mit der Pfannendachplastik ist so eine Frage. Bei Vorliegen einer Dysplasiecoxarthrose wäre ich mitunter geneigt dies als Defektsituation anzusehen. Wenn hierdurch eine Pfannendachplastik notwendig wird habe ich eine gute Argumentation für die Defektsituation.

    Sollten jedoch meine Fräsen für die Pfanne zu groß geworden sein (durch die Fliehkräfte bei der Drehung der Fräse kann es in Abh. vom Operateur zu einer Ausdehnung des Innendurchmessers der Fräse kommen und schwupp lag der Pfannenerker in chipform vor....), dann kann die Pfannendachplastik nicht wirklich als knöcherne Defektsituation angesehen werden.

    Auf alle Fälle sollte die Pfannendachplastik (5-829.1) und zusätzlich die Kodes für Knochentransplantation und -entnahme 5-784.* und 5-783.* kodiert werden, bei iatrogen Defekten ohne die 5-784.* und 5-783.*.

    Bei der Pfannendachplastik muß aber berücksichtigt werden, dass die Schrauben oder Drähte nicht als Teile der Endoprothese sondern als Osteosynthesematerial zu kodieren sind (z.B. 5-786.1). Echte modulare Pfannen sind eher selten und finden ihre Anwendung typischerweise in der Revisionsendoprothetik.

    In der Revisionsendoprothetik liegen ja typischerweise definierte Defektsituationen vor. Entsprechende Wenn in dieser Situation eine Endoprothese mit mindestens drei metallischen Anteilen (ohne Aufsteckkopf) implantiert wird ist die Voraussetzung für das ZE 2009-25 gegeben.

    D.h. neben dem Kode für die Endoprothese (Sonderprothese !) wird der Kode für die modulare Prothese und weitere Kodes z.b. für Pfannendachplastik, Pfannenbodenplastik, Abstützschalen etc. angegeben.

    Sinn und Zweck des ZE ist die gerechte Vergütung teurer und durch die FP nicht abgebildeter Fälle. Durch das ZE erhalte ich ja keine Mehrgewinne, es werden nur die durchschnittlichen Mehrkosten meiner Implantate, welche ich kalkulieren muss, vergütet. Eine Verwässerung durch die häufige Anwendung bei sehr billigen Versorgungen drückt mein ZE im kommenden Jahr. Und auch durch eine falsche Kalkulation (zuviele ZE´s vereinbart) kann ich mir das Budget künstlich verringern.

    Von viele Operateuren wird das ZE als zusätzliche Geldquelle angesehen. Hier tut Aufklärung not. Hiermit sollen besonders teure Fälle gerecht abgebildet werden. Wenn man bei dieser Prämisse bleibt lassen sich die Fälle vernünftig kalkulieren und die Zusatzerlöse lassen einen auch diese teuren Fälle (Implantate) kostendeckend versorgen.

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Liebster KBBauer, ich denke bei Ihnen handelt es sich um folgende Probleme:

    ad a) Bei einer Hüftprothetischen Versorgung liegt der knöcherne Defekt im Bereich der Pfanne vor. Es erfolgt eine Harrisplastik und die Implantation eines (3 teiligen) modularen Schaftes (also im Femur).
    Kann hier die 5-829d kodiert werden?
    Formal: 3-metallische Komponenten liegen vor - Es gibt einen knöcheren Defekt... nur eben auf zwei Seiten des Gelenkes, aber davon ist in der 5.829d nicht die Rede.
    Sinn macht die Kodierung in der Situation nicht, aber was macht in dem ICD/OP schon Sinn... Ich bin gespannt auf die Antworten! :d_gutefrage:

    ad b)

    Es erflogt eine inverse Schulterprothesen Implantation bei Humeruskopffraktur (4+ Fragmente) und vorbestehender Cuff-Arthropathie.

    die Prothese ist zunächst o.k.... nun kommt es im Verlauf zur Luxation und es wird ein weiterer Aufbau der Schulterprothese vorgenommen (und Schwupps da sind unsere 3 metallischen Bestandteile), der knöcherne Defekt ist sicherlich da gewesen...
    Die Quizfrage ist nur: Wenn ich aus einer \"noch nicht\" modularen Prothese in der Revision die Kriterien für die Modularität erreiche, kann ich dann die 5.829d abrechnen?
    Noch spannender wird der Fall, wenn 1. OP und 2. OP in zwei Aufenthalten durchgeführt werden, die aber durch eine Wideraufnahme (Fallzusammenführung) zusammen abgerechnet werden.

  • Hallo drgfuxx,

    ad a) Sinn macht es nicht, aber die Kriterien sind erfüllt.

    ad b) das ist schon mindestens eine 2000€-Frage in der Skala nach Jauch. Eine 4-Fragmantfraktur des Humerus geht nahezu nie ohne Knochendefekte einher, somit ist die knöcherne Defektsituation gegeben. Und nun die 10000€ Euro Frage:
    Zwei Sichtweisen: Zusatzcode, bei keinem der Eingriffe wurden mindestens drei metallische Anteile neu implantiert, die Voraussetzung für die Kodierung entfällt ...
    Aus MDK Sicht würde ich die Voraussetzung für den 5-829.d vehement verneinen.

    Fallzusammenführung: Im Rahmen des zusammengeführten Falles wurde letztlich eine modulare Endoprothese implantiert, der OPS sagt nur etwas von einem Zusatzcode und nicht, dass dieser von einer Operation abhängig ist.
    Die Kodierung der 5-829.d ist gerechtfertigt.

    Wie wurde der Fall gelöst ?

    Und nun eine grundlegende Frage: Wo hört der normale Gelenkverschleiß auf und wo beginnt die Defektsituation ?

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Hallo Schemmi, hallo DRGFuxx,

    vielen Dank für die Antworten.

    ad a) u. ad b) stellen den MDK auch vor eine Herausforderung. Auch die Frage der Definition des \"knöchernen Defekts\" ist auf Seiten des MDK noch nicht geklärt. Also schau ma mal wie sich der MDK positioniert.

    zu Schemmi: ad b) würden Sie das nur auf zusammengeführte Fälle beziehen, oder kann Ihrer Meinung nach die Modularität auch bei getrennten Fällen hergestellt, und damit die Kodierung der 5-829d gerechtfertigt werden ??? Welchen Zeitraum würden Sie vorschlagen ?

    Schöne Grüße und einen schönen Sonntag noch !
    kbbauer

  • Hallo kbbauer, hallo drgfuxx,

    ad b) Gehen wir noch einmal auf den Grundgedanken dieses ZE zurück. Es sollten nicht abgebildete Kosten von Implantaten über ein Sonderentgelt aufgefangen werden. Habe ich einen Fall mit Fallzusammenführung gelange ich in die DRG I43 A od. B. Zusätzlich Zusatzentgelt. Rechne ich zwei Fälle ab erhalte ich die DRG I05Z und die I43 A & B vergütet. Dagegen ist mein Zusatzentgelt zwar ein wenig mehr als Ackermanns peanuts, aber trotzdem deutlich weniger.

    Ich halte die Kodierung des ZE Modulare Endoprothese nur dann für gerechtfertigt, wenn ich bei bestehender knöcherner Defektsituation mindestens 3 metallische Anteile an einer Gelenkkomponente implantiere. Fallzusammenführung: Die Argumentation sollte hier auch über den Sinn des ZE gehen, nämlich Kosten möglichst adäquat zu vergüten.(Über den letzten Teilsatz können wir jetzt bis zum Ende des DRG-Systems diskutieren). Ich habe in einem Fall bei knöcherner Defektsituation letzlich in zwei Sitzungen eine modulare Endoprothese implantiert. Wie bereits ausgeführt ist 5-829.d ein Zusatzcode, so dass ich die Kodierung bei einer Fallzusammenführung als korrekt ansehe.

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Lieber DRGfuxx,

    es sollte eigentlich allen Codierern klar sein, daß die Modularität, also die dritte oder vierte Komponente dazu eingesetzt werden muß, einen knöchernen Defekt auszugleichen. Ein knöcherner Defekt an anderer Stelle, z. B. Pfannendach, oder eine aus anderen Gründen mehrteilige Prothese (z. B. Druckscheibe)erfüllen die Voraussetzungen zur Kodierung nicht.

    Gruß

    Croc.

  • Hallo crocket,

    die dritte oder vierte Komponente hat nicht die Voraussetzung einen knöchernen Defekt auszugleichen, zwar wird dies von einigen MDK-Ärzten gefordert, entbehrt jedoch einer argumentativen Grundlage.

    Im Bereich der Hüftpfanne mag es ja auch noch möglich sein über Augmentate einen Defekt aufzufüllen, im Schaftbereich kann ich einen Defekt nur überbrücken und mit allogenem Knochen (oder entsprechendem) den Defekt aufzufüllen.

    Und Codierlogik hin oder her, der Zusatzcode besagt mindestens drei metallische Anteile an einem Gelenkpartner und den knöchernen Defekt, wo wird nicht weiter ausgeführt.

    Dies soll nicht heißen, dass ich die Kodierung z.B. einer dreiteiligen Kurzschaftprothese + Kopf + Pfannendachplastik als ZE für (subjektiv) richtig und sinnvoll halte.

    Wenn ich meine ZE2009-25 oder 2010-25 kalkuliere drückt mir eine solche Kombination meine Zusatzentgelt für das kommende Jahr herunter.

    Das Geld, welches ich dieses Jahr durch das ZE vielleicht verdiene, verliere ich im kommenden Jahr. Und vielleicht noch mehr, wenn ein Teil meiner ZEs aufgrund von Prüfungen gestrichen wird.

    Die Intention dieses ZE ist es die erheblichen Implantat-Mehrkosten bei sehr anspruchsvoller Versorgung mit aufwendigen Prothesensystemen auszugleichen.

    Und insofern unterstütze ich Ihre Aussage.

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Hallo zusammen,

    ich habe die Frage, ob das ZE2008-25 auch zweimal abgerechnet werden kann, wenn eine individuell angefertigte modulare Prothese implantiert wird.
    Ich habe einen Fall zur Abrechnung, für den bei periprothetischer Fraktur eine Revision-Ellenbogenprothese individuell angefertigt wurde.
    Dann trifft ja sowohl die individuelle Anfertigung, als auch die Modularität bei Defektsituation des Gelenkes zu.

    Freu mich über Antworten/Anregungen.

    GK-Nicole

  • Hallo GK-Nicole,

    Das ZE ist nur einmal abzurechnen. Die Kosten der Prothese gehen dafür in Ihre Kalkulation für das kommende Jahr ein und können ggf. dort zu einer Erhöhung des ZE führen.
    Aber es wird nur eine Prothese eingebaut, somit ist nur einmal der Kode 5-829.d als Zusatzkode zu verwenden.

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Hallo Forum,

    dumme Frage - aber noch keine Antwort hierzu gelesen,
    Gilt der Begriff des \"dritten\" metallischen Einzelteils auch für die Schraube, mit der Schaft und Hals verbunden wird?
    Wie verhält es sich mit einem Verriegelungsbolzen bei entsprechenden Prothesetypen?

    Vielen Dank für Meinungen.

    Gruß
    P. Host