D05.1 und C50.4 vs. C50.8

  • Hallo Forum,
    Wie wird ein histologisch gesichertes Karzinom im oberer äußeren Quadranten der Brustdrüse sowie ein weiteres Carcinoma in situ der Milchgänge korrekt kodiert?
    HD D05.1
    ND C50.4
    oder HD C50.8

    Ich bin mir nicht sicher, wie hier die DKR 0206 greift.
    Wir haben in unserer Klinik immer wieder die Diskussion um die korrekte Kodierung.

    Gruß
    Dagpow

  • Es fehlen hier einige Angaben: stellte sich die Pat. zur TE vor und histologisch ergab sich sowohl Ma-Ca UND DCIS?
    Oder hatte sie ein Ma-Ca, jetzt erneute Resektion wg. V.a. Rezidiv, jetzt aber \"nur\" DCIS?
    Bei Fall 1 wäre Mamma-Ca die HD, da der operative Aufwand darauf abgestimmt (LK aus der Axilla entnimmt man nicht bei DCIS), bei Fall 2 wäre DCIS die HD.
    Prinzipiell (bei Erstdiagnose des Ma-Ca ) ist das DCIS nicht als eigenständiges Krankheitsbild zu werten, sondern als \"Vorläufer\".

  • Hallo Rosinchen,
    Pat. kommt zur Exzision der Mamma. In Vorfeld waren PEs entnommen worden mit dem Ergebnis Karzinom im oberer äußeren Quadranten sowie ein Carcinoma in situ der Milchgänge.

    LG
    Dagpow

  • Ah - also im Vorfeld gesichertes Ma-Ca und nun Aufnahme zur \"endgültigen\" OP.
    Dann ist klar die C50.8/9 HD, das DCIS brauchen Sie gar nicht separat dazu zu kodieren, da kein spez. Mehraufwand.

  • Hallo, Rosinchen,

    Nach der ICD10 (Vorwort zur Kapitel II) sind Neubildungen neben der Lokalisation auch nach dem biologischen Verhalten zu verschlüsseln. Ein DCIS ist eben kein invasives Mamma-Carcinom (ob es eine Vorstufe ist, darüber kann man sich streiten). Daher ist das Ansinnen, ein invasives Mamma-Ca oben außen (=C50.4) und ein DCIS (=D05.1) in einer Kodierung mit C50.8 (wieso mehrere Teilbereiche überlappend ?) oder noch schlimmer C50.9 zusammenzufassen, medizinscher Unfug.

    Eine ganz andere Frage ist es, ob man das DCIS separat kodieren darf, wenn es doch scheinbar in einer OP mit dem invasiven CA behandelt wird. Hier kann ich nur sagen: Fragen Sie Ihre Operateure. Aus den o.a. Angaben ist diese Frage hier nicht zu beantworten. Entscheidend ist das intraoperative Vorgehen, dass bei einem simultanen Vorliegen eines DCIS und eines invasiven CA häufig anders ist, als bei einem isolierten invasivem CA.

    @ Dagpow: Wir kodieren immer beide Tumoren, da beide vorliegen und beide behandelt werden. Auch ist nur durch die von Ihnen beschriebene Kodierung das Tumorleiden vollständig beschrieben.

    MfG
    AnMa

  • Hallo AnMa,
    ich neige dazu mich Ihrer Meinung anzuschließen.
    Wie würden Sie ein primäres lobuläres Mamma-Ca. mit begleitendem lobulären Carcinoma in situ, sowie ductalen carcinoma in situ mit sekundären Lymphknotenmetastasen kodieren?
    HS-Stanze im Vorfeld; folgend partielle Exzision der Mamma mit Sentinel-Lymphonodektomie.
    Im Nachresektat noch Ausläufer nachweisbar; eine weitere Op mit Mastektomie wurde durchgeführt.
    Mit freundlichen Grüßen
    Dagpow

  • Zitat


    Original von AnMa:
    Entscheidend ist das intraoperative Vorgehen, dass bei einem simultanen Vorliegen eines DCIS und eines invasiven CA häufig anders ist, als bei einem isolierten invasivem CA.


    Hallo AnMa,
    wie sollte sich das denn operativ unterscheiden??? :d_gutefrage:
    Bei beidem operieren Sie weit im Gesunden.
    Unterschiede gibts nur, wenn NUR ein DCIS vorliegt, weil dann keine LK aus der Axilla entfernt werden. Ansonsten ist das operative Vorgehen absolut identisch und wo kein Mehraufwand, da keine ND, also auch keine zusäzuliche Kodierung des DCIS.

    dagpow:
    Den Fall verstehe ich nicht ganz: alles gleichzeitig in derselben Brust?
    Und was sind \"sekundäre LK-Metastasen\"? Erst Jahre später aufgetreten?

  • Schönen guten Tag Rosinchen,

    auch wenn die Maßnahme bei vorliegen einer oder beider Diagnosen die gleiche ist, werden mit dieser Maßnahme beide Diagnosen behandelt. Es besteht inzwischen selbst in der Selbstverwaltung Einigkeit darüber, dass bei Durchführung einer Therapie, die mehrere Diagnosen behandelt, alle entsprechenden vorhandenen Diagnosen kodiert werden können.

    Siehe auch Kodierempfehlung Nr. 26 des MDK

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Hallo Herr Schaffert,
    diese Kodierempfehlung ist leider in den Reihen des MDK anscheinend nicht sehr bekannt.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo Herr Schaffert,
    Grund der Anfrage war hier aber nicht, ob man das DCIS als ND zusätzlich kodieren kann, sondern ob das DCIS hier HD ist und das Ca die ND.
    Das DCIS kann man bei Vorliegen eines Ca versuchen mitzukodieren, man kann es aber auch lassen, da man sich dann die Diskussion erspart, ob DCIS eine Vorstufe der Ca-ERkrankung ist oder ein eigenständiges Krankheitsbild.

    In der Kodierempfehlung geht es ja gerade darum, ob eigenständige, z.T. sehr verschiedene, Erkrankungen nebeneinander kodierbar sind, wenn lediglich ein Medikament gegeben wurde, das aber alle gleichzeitig behandeln kann.

    Und ich sehe die DKR schon als wichtiger an als diese \"KOdierempfehlungen\" - im Zweifel würde ich mich auf die nicht berufen wollen, da sie 1.) vor Gericht keinen Bestand hätten und 2.) sich der MDK durchaus im Einzelfall auf seine unabhängige Stellung und gutachterliche Freiheit berufen kann, zumal diese SEG4-Empfehlungen eben KEINE Empfehlungen \"des MDK\" sind, sondern in vielen Fällen gar nicht im Konsens mit allen bundesweiten MDK gegeben werden!

    Die DKR sehen die KOdierung einer ND nur vor, wenn ein spez. Mehraufwand notwendig wurde... den sehe ich in diesem Fall nicht wg. der \"Gleichheit\" bzw. Vorstufen-Charakter der Erkrankung.
    Aber das ist nur meine persönliche Meinung :)

  • Schönen guten Tag Rosinchen,

    es ging mir nicht um eine Kodierempfehlung des MDK, diese habe ich nur zitiert, weil sie meine inhaltliche Aussage noch einmal bestätigt, nämlich das in der AG-Klassifikation der Selbstverwaltung, in der Krankenkassen, MDK und Krankenhausvertreter an einem Tisch sitzen, festgestellt haben, dass aus den Kodierrichtlinien gerade nicht herauszulesen ist, dass von mehreren vorliegenden Diagnosen, die durch die gleiche Therapie behandelt werden, nur eine zu kodieren sei und die anderen nicht, sondern dass alle vorliegenden Diagnosen, die von dieser Therapie erfasst werden kodierbar sind.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,