Wider das politische Getöse einiger Krankenkassen

  • Guten TAg,


    Vielleicht wurden hier Hilfskräfte rekrutiert...Callcenter...


    Ist so etwas legal? Sensible Sozialdaten an Callcenter weitergeben? Deren MA wissen dann ja, dass jemand seine Rechnung nicht bezahlt hat.....Haben die Versicherten zugestimmt? Privatabrechnungen über ein Unternehmen durchführen zu lassen geht auch nur mit Einwilligung der Versicherten.

    OKIDOCI 8)

  • Hallo,

    dürfte wohl aufgrund des Datenschutzes klar sein, daß eine externe Firma natürlich mit sowas nicht beauftragt wird. Aber warum nicht intern Mitarbeiter rekrutieren...

    mit freundlichen Grüßen
    Einsparungsprinz

  • Hallo Einsparungsprinz,

    ich hatte neulich eine Anfrage, die kam nicht von der Kasse sondern von so einer Stelle die von der Kasse beauftragt war und anscheinend für mehrere kleinere Kassen zuständig ist. Kann so etwas sein? Ich habe sogar mit denen telefoniert, und sie sagten, sie seien von der Kasse beauftragt, Rechnungsprüfungen durchzuführen und ggf. den MDK einzuschalten.

    OKIDOCI 8)

  • Guten Morgen Forum, hallo ocidoce,

    weicht zwar jetzt etwas vom eingentl. Thema ab, Ihren Sachverhalt kann ich mir im Rahmen dessen vorstellen alsgleich die KH ihr Med.-Controlling an externe Institutionen abgeben.

    mit freudlichen Grüßen
    Einsparungsprinz

  • Guten Morgen,

    extere Rechnungsprüfung und auch Rechnungserstellung fällt wohl in das neudeutsche Gebiet des Outsourcings. Das gibt es in allen Bereichen. Unabhängig davon, ob es sich um Rechnung oder Zahlung handelt.

    Etwas verwerfliches kann ich hier nicht sehen. Und eine entsprechende Datenschutzerklärung gehört hier standardmäßig zum Repertoire.

    Ob Firma XY für die Kassen Fahrkosten, KHB oder ärztl. Leistungen prüft und zahlt, oder Firma AB für amb. Arztkosten oder Chefärzte Rechnungen stellt, oder Kodierungen durchführt. Gibt es alles und ist auch legitim. Jeder muss halt sehen, ob das für ihn die bessere Alternative ist.

    Einen guten Wochenstart.

    Viele Grüße und einen entspannten Resttag vom
    Rheinkilometer 660

  • Guten Morgen,

    Nicht nur jede 2. Rechnung ist falsch, sondern auch nur jede 3. Operation erforderlich. Fazit: Nur jeder 6. operative Patient wird korrekt behadelt und abgerechnet. Was für ein Sumpf. Man sollte die Indikationsstellung doch anderen überlassen, sicher aber nicht den Krankenhäusern bzw. den Ärzten. Dann würde sicher alles besser. Ich plädiere für ein Deutsches Neues Unabhängiges Zentralinstitut für Indikationsstellung und Abrechnungsfragen.

    Gruß

    merguet

    Einmal editiert, zuletzt von merguet (3. Dezember 2012 um 10:07)

  • Hallo Merguet,

    bitte etwas genauer lesen - 2/3 des OP-ZUWACHSES sind nach Ansicht der AOK nicht erklärbar - Sie haben daraus 2/3 ALLER Operationen gemacht.

    Ich würde ja jeden, der mich verdächtigt, ein Freund der AOK zu sein, sofort wegen Beleidigung anzeigen, aber in diesem Fall kann ich denen (zumindest was die Wirbelsäulen-OPs angeht) leider nicht völlig Unrecht geben: Natürlich ist es Quatsch, alles was nicht medizinisch erklärbar ist, auf das Profitstreben der bösen Kliniken zu schieben. Viele schlecht indizierte OPs kommen eher dadurch zustande, dass Patienten (meinem Empfinden nach immer mehr) solange durch die Lande ziehen, bis sie doch einen finden, der ihnen die LWS versteift oder die Bandscheibe operiert.

    Andererseits ist es aber mit Sicherheit auch so, dass in Konkurrenzsituationen nicht soooo kritisch abgewogen wird, wen man operiert und wen nicht. Wenn sich ein operabler Befund im MRT zeigt, ist es dann auch mal egal (bzw. fällt meistens aufgrund des fachbezogenen Tunnelblicks gar nicht auf), dass der Patient nebenbei ein chronisches multilokuläres Schmerzproblem, eine Depression und noch einiges andere hat, was eine Verbesserung seiner Schmerzen verhindert. Wenn Sie an den Eingängen von Schmerzkliniken Metalldetektoren aufstellen würden, kämen die aus dem Piepsen gar nicht mehr heraus...

    Leicht bewölkte Grüße

    MDK-Opfer

  • Guten Tag,

    Oh, da habe ich in der Eile wohl etwas übersehen. Ich bekenne, ich habe oberflächlihc gelesen. Ich fürchte allerdings, dass ich nicht sehr viel oberflächlicher als der Durschnittsleser bin. Wissen wir doch seit PISA, das insbesondere die Wissenextraktion aus Texten ein problmefeld in der deutschen Bildung ist (nun bin ich da auch drüber gestolpert).

    Der zweite Punkt ist aber: Ich bin bezüglich der Frage der so gen. "appropriatness of care" völlig Ihrer Auffassung. Aber: Eíne Diskussion um dieses Thema findet jenseits der Ebene der Schuldzuweiseungen nicht statt. Es kann aber nicht sein, dass demagogisch an dem Prinzip "Alles für Alle" festgehalten wird, und danach der schwarze Peter herumgereicht wird.

    Das durch das FP-System und nicht kostendeckende Zuwachsraten der Fehlanreiz der Flucht in die Menge besteht, ist ebenfalls klar. Das nun gerade die Indikkation bei nicht validierbaren Zuständen wie Schmerzen zu einer erheblichen Anzahl nicht zielführerender Operationen führt, kann da nicht verwundern. Hinzu kommen die von Ihnen bereits angesprochenen Aspekte wie der subjektive Wunsch des Patienten. Ich kenne viel zu viele Leute, die ständig bei Orthopäden herumlungern, weil sie das Älterwerden nicht akzeptieren und sich allzuleicht von einer Operation WUnder versprechen.

    Allein: Wer will die flasche Indikation auch nur in einem einzigen Falle nachweisen? Was nutzen die Erkenntnisse der Kassen? Wer will die Indikationen überprüfen?

    Seien wir positiv, im besten Fall führen die Einlassungen der AOK zu einer Sachdiskussion, die auch das Thema Priorisierung nicht scheut. (Im wahrscheinlicheren Fall aber wird es weitere Kontrollen / Register / QS-Maßnahmen geben, die den Aufwand ohne nachvollziehbaren Nutzen vergrößern).

    Gruß

    merguet

  • Hallo merguet,

    da sind Sie nicht der Einzige, der drüber gestolpert ist.

    Als ich heute morgen mydrg öffnete, fand ich unter "Neuigkeiten" folgende Meldung:

    Noch unveröffentlichter AOK</ACRONYM>-Krankenhausreport 2013 sieht zwei Drittel der Operationen als medizinisch unbegründet an (Spiegel).


    AOK - Demografie - Fallzahl - Gesundheitspolitik - Indikationsstellung - Krankenhausbehandlung - Mengensteuerung - OP-Quote - Verguetungssystem

    Da ist also auch der Redakteur oder Lektor oder wer auch immer von mydrg reingefallen.

    Tatsächlich heißt es auch nicht, dass 2/3 der zusätzlichen OP unbegründet sind, sondern dass nur 1/3 durch medizinischen Fortschritt und Demografie erklärbar sind. Über die anderen 2/3 wird nichts gesagt. Was "medizinischer Fortschritt" heißt, wird nicht definiert: neue Methoden, die es vorher nicht gab, oder aber auch neue Erkenntnisse, die dazu führen, das heute Operationen gemacht werden, wo sie früher als nicht indiziert angesehen werden konnten.

    Das alles ist doch politisch. Die DRG setzen, da sind sich wohl alle einig, Fehlanreize. Nicht zu operieren wird mit Punktverlust bestraft. Und den kann sich heute keiner leisten. Die privaten Träger machen - nicht nur, aber sicher auch - Gewinn dadurch, dass sie alles ausschöpfen was geht, im Zweifel also pro OP. Als Mitarbeiter in einem kommunalen Haus habe ich da - noch - mehr Freiheiten, meine Patienten neutral zu beraten und auch mal abzuraten. Der der sich mit am meisten darüber beschwert, der "Herr der Fliegen" und Ullas Beiflüsterer, er sitzt im Vorstand eines Gesundheitskonzerns und hat am Wenigsten das Recht, sich da so weit aus dem Fenster zu lehnen. Er würde am liebsten alles der Privatisierung und damit dem Gewinnstreben der Konzerne unterwerfen. Wenn das letzte kommunale Haus kaputtgemacht ist und Rhön, Fresenius, Asklepios und wie sie alle heißen die letzte Klinik und das letzte MVZ übernommen haben, wenn der letzte Euro aus der Bevölkerung und aus den Mitarbeitern rausgesaugt wird, wird man sich nach den Häusern in öffentlicher und/oder kirchlicher Trägerschaft noch sehnen!

    OKIDOCI 8)